Zum 85. Geburtstag von Klaus Kinski

18.10.2011 - 08:50 Uhr
Klaus Kinski 1971 in Das Auge der Spinne
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Klaus Kinski 1971 in Das Auge der Spinne
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Heute wäre Klaus Kinski stolze 85 Jahre alt geworden. Leider weilt die deutsche Schauspiellegende schon seit 1991 nicht mehr unter den Lebenden, ist jedoch nach wie vor unvergessen. Wir lassen es uns nicht nehmen, ihm zu gratulieren.

Verehrter Herr Kinski,

mit Verlaub – Sie sind nicht gerade ein Sympathieträger. Oder lassen Sie mich das umformulieren: Ihnen gehören durchaus viele Sympathien, jedoch dürfen Sie sich deswegen nicht unbedingt menschlicher Tugenden wie überbordender Herzlichkeit oder allumfassender Freundlichkeit rühmen.

Klaus Kinski – in Ihrem durchaus ereignisreichen Leben haben Sie sich nicht nur Freunde gemacht. Menschen, die die Ehre hatten, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, waren vor ihrem exzentrischen Charakter nicht gefeit. Mein liebster Feind – Klaus Kinski nannte Sie der Regisseur Werner Herzog, und betitelte so auch den Dokumentarfilm, in dem er Ihr Verhältnis zueinander beschrieb. Sie haben es ihm aber auch nicht gerade einfach gemacht. Als “Zwergenregisseur” haben Sie ihn beschimpft, wollten mehr als einmal die Regie an sich reißen, Sie haben ihn verachtet und in oft grundlosen Wutanfällen niedergemacht.

Lieber Herr Kinski, ich bin der Ansicht, dass, wer hohe Ansprüche an sich selbst stellt, auch hohe Ansprüche an seine Mitmenschen stellen darf. Sie scheinen dieser Prämisse nachzukommen. Werner Herzog beschreibt Sie nicht nur als speichelsprühenden Choleriker, sondern auch als außerordentlich engagierten Schauspieler. In Klassikern des deutschen Autorenfilms wie Nosferatu – Phantom der Nacht, Woyzeck, Fitzcarraldo und Cobra Verde rangen Sie Ihnen beiden Höchstleistungen ab. Ihr Dialog mit den Totenkopfäffchen aus Aguirre, der Zorn Gottes wird mir auf ewig in Erinnerung bleiben. Dafür forderten Sie wie selbstverständlich ein hohes Maß an Aufmerksamkeit, das Ihnen mehr oder weniger zufriedenstellend meist zuteil wurde. Ihr Sohn Nikolai Kinski und auch Kollegen wie Joachim Fuchsberger beschreiben Sie als sehr sanften und liebenswürdigen Kollegen und Privatmenschen – und trotzdem bin ich froh, dass ich Ihnen nie allein in einer dunklen Gasse begegnet bin.

Verehrter Klaus Kinski, bei allem gebührenden Respekt: Ich vermute, Sie haben sich in der Rolle des Egomanen durchaus gefallen. Oft verkörperten Sie in Filmen den Schurken oder Psychopathen und pflegten so kontinuierlich Ihr Image. Aus purer Geldnot sahen wir Sie oft in Horror- und Softsexfilmen der 70er Jahre, trotzdem haben Sie nie Ihren Anspruch an sich verloren. Genie und Wahnsinn liegen nah beieinander, so heißt es in einem oft gebrauchten, geflügelten Wort. Ein anderer, weit verbreitetes Stereotyp erzählt vom exzentrischen Künstler, der leidet, aneckt, doch letztlich Bleibendes erschafft. Bei all ihrer Klischeehaftigkeit treffen beide Aussagen auf Sie zu.

Lieber Herr Kinski, am 23. November 1991 starben Sie an einem Herzproblem. Welchen Todes hätte Einer wie Sie auch sonst sterben sollen? Mit 65 Jahren sind Sie viel zu jung von dieser Welt gegangen. Heute begingen wir gern Ihren 85. Geburtstag gemeinsam mit Ihnen, diese Feier hätte sicherlich zu den Interessanteren gehört. Aber es gibt da ja noch diesen anderen Spruch: Legenden sterben nie. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles Gute zum Geburtstag.

Hochachtungsvoll,

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