The Tribe - Weltuntergang für Kids

17.10.2014 - 10:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Die Locos - Ein Tribe, der durch Gewalt regierte
Channel 5 Television
Die Locos - Ein Tribe, der durch Gewalt regierte
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Ein todbringender Virus rottet innerhalb kürzester Zeit beinahe die gesamte Menschheit aus. Nur Kinder und Teenager werden auf sonderbare Weise verschont und finden sich in einer anarchischen Welt wieder. The Tribe offenbarte mir damals meine Liebe zur Dystopie, weshalb ich der Serie heute voller Stolz mein Herz schenken möchte.

Wenn wir dem Gerede einiger Fanatiker glauben schenken, ist die Welt bereits mehr als einmal elend vor die Hunde gegangen. Zuletzt sollte es am 21. Dezember 2012 so weit sein. Zahlreiche Glaubensgruppen versammelten sich auf grünen Anhöhen, heiligen Plätzen und heimischen Wohnzimmern, um zusammen ein letztes Gebet zu sprechen. Ich gehörte damals zwar eher zu der Fraktion, die gemütlich bei ein, zwei Bier auf den zahlreichen Untergangs-Partys vergnügt die Nacht durchzechte, dennoch hatten wir am Ende alle eines gemeinsam - wir kletterten am nächsten Morgen, mehr oder weniger, wohlbehalten aus unseren Betten. Dennoch fasziniert mich die Idee - zumindest als fiktives Thema - eines großen Knalls, der die zivile Ordnung auf den Kopf stellt und Chaos über die Erde bringt. 

Lasse ich den Blick über meine Filmsammlung schweifen, ist die zugrunde liegende Prämisse dementsprechend oft weniger freundlicher Natur. Von imposanten Naturkatastrophen bis hin zu mikroskopisch kleinen Viren ist alles vertreten. Dabei zeigt sich: Es braucht häufig nicht viel, um unsere mühsam aufgebaute Gesellschaft deutlich ins Wanken zu bringen. Am eigenen Leib erfahren möchte sowas wohl niemand, doch die Frage bleibt: Was wäre wenn? Etwas, das mich als Hobby-Philosophen das ein oder andere Mal beschäftigte, weshalb es wenig verwundert, dass zu meinen liebsten Filmen auch Werke wie The Road12 Monkeys oder 28 Days Later gehören. 

An diesem eigenwilligen Filmgeschmack ist The Tribe - Welt ohne Erwachsene nicht ganz unschuldig, nahm mich die neuseeländische Serie schon in frühster Kindheit mit in eine chaotisch Welt, in der einzig das Recht des Stärkeren regierte. Mit diesem exotischen Ausflug, in eine mir damals unbekannte Realität, hat sich The Tribe mein Herz für Serie redlich verdient.


Anti-Aging läutet den Tag des jüngsten Gerichts ein

Dabei warf mich The Tribe unsanft und ohne Vorwarnung in eine zerstörte Welt, in der scheinbar alle Erwachsenen verschwunden waren. Die Serie geizt gerade zu Beginn mit Hintergrundinfos und klärt die verwirrten Kids immer nur mit bruchstückhaften Erinnerungen darüber auf, welch traurigem Schicksal die Menschheit zum Opfer viel. Habgierige Wissenschaftler haben bei dem Versuch, ein Anti-Aging-Mittel zu kreieren, aus Versehen einen tödlichen Virus geschaffen, der sich mit rasender Geschwindigkeit über den gesamten Erdball ausbreitete und alle Erwachsenen im Eiltempo altern und sterben ließ. Es gibt keine Kur und keine Rettung, nur die Kinder und Jugendlichen bleiben auf mysteriöse Weise verschont und sind nun auf sich alleine gestellt. Als würde ein strenger Lehrer eine pubertierende Schulklasse für einige Minuten alleine lassen, brach auch in der dramatischen Serie schnell ein heilloses Durcheinander aus. Die Welt steht vor dem Abgrund. Um überhaupt irgendeine Chance in diesem zur Realität geworden Albtraum zu haben, schließen sich Gleichgesinnte rasch zu zahlreichen Banden zusammen - sogenannte Tribes. Ein Kampf ums nackte Überleben beginnt, bei dem die Grünschnäbel nur durch bedingungslosen Zusammenhalt dem gewalttätigen Loco-Clan die Stirn bieten können.

Zugegeben: Im Nachhinein betrachtet klingt die Story ziemlich banal. Anti-Aging-Creme soll die menschliche Zivilisation, welche immerhin die spanische Grippe überlebte und die schreckliche Pest besiegte, an den Rand der Vernichtung bringen? Da hätten die Macher vielleicht nicht die erstbeste Idee des übermotivierten Praktikanten nehmen sollen. Doch das störte mich damals nicht weiter, ist die Idee, ein solch ernstes Szenario als Kinderserie umzusetzen, doch so herrlich unverbraucht und mutig. Und auch wenn die immer gleiche, im Hintergrund ständig dudelnde Synthesizer-Mucke spätestens nach zwei Minuten nur noch nervt und die manchmal verwackelten Aufnahmen auf mangelndes Budget hinweisen, verfolgte ich gebannt Episode für Episode auf dem hell flimmernden Röhrenfernseher. 

Vor allem die Atmosphäre, welche als grisseliges Analogbild direkt in mein gemütliches Wohnzimmer übertragen wurde, ließ mich jedes Mal aufs Neue staunen. Brennende Müllberge, verdreckte Straßen und durch die Gassen ziehende Rowdies in finsteren Kostümen sorgten ständig für ein flaues Gefühl im Magen. Dabei erzählt The Tribe die ernste Thematik stets mit dem nötigen Feingefühl und meistert zu jeder Sekunde den Drahtseilakt zwischen bedrückender Endzeit-Serie und unschuldiger Teenie-Sitcom. Außerdem vergisst das Jugend-Drama auch seinen Bildungsauftrag nicht und lehrte mir schon früh die Bedeutung von wahrer Freundschaft, bedingungsloser Hilfsbereitschaft und Solidarität mit anderen.

Ein in vieler Hinsicht einzigartiges Werk und ein innovativer Versuch, auch Kinder an ernste Themen vorsichtig heranzuführen, von dem ich mir auch heute noch immer Mal wieder eine Folge anschaue und in nostalgischer Erinnerung an meine Kindheit schwelge.

Habt ihr die Abenteuer in The Tribe damals auch gespannt verfolgt?

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