Superhelden, Memes & Stars im Internetzeitalter

12.08.2013 - 09:30 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Loki
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Zum Abschluss unserer kleinen Minireihe blicken wir auf die Herausforderungen des Internetzeitalters und den Einfluss von Fans auf Image und Popularität eines Stars in sozialen Netzwerken.

Ist Tom Hiddleston ein Star? Seine zahlreichen Fans dürften auf diese Frage ein Ja! hinausposaunen, während nüchterne Box Office-Analysten vielleicht das Gegenteil vor sich hin murmeln. Vor wenigen Wochen jedenfalls kam es bei der Comic-Con in San Diego zu einem bezeichnenden Auftritt des Londoners. Da erschien er in voller Loki-Montur und in character vor dem tosenden Publikum in der berüchtigten Halle H des San Diego Convention Centers, um neue Ausschnitte aus Thor 2: The Dark Kingdom zu präsentieren; Thor 2 wohlgemerkt, nicht Loki – The Movie. Anders als bei den übrigen Marvel-Präsentationen war kein weiterer Star des Films zugegen, nicht einmal Thor selbst: Chris Hemsworth. Das mochte ein geschickter Schachzug Kevin Feiges gewesen sein, um die Querelen hinter den Kulissen zu verbergen. Es war aber auch ein Moment, der uns viel über das moderne Star-Dasein verrät und andeutet, wie sich die Umstände desselben in den letzten fünfzehn Jahren gewandelt haben.

Ist Tom Hiddleston also ein Star, wenn ihm tausende Fans entgegenschreien oder gilt ihr Enthusiasmus seinem charismatischen Bösewicht Loki? Im direkten Vergleich mit Kollege Hemsworth steht zunächst einmal fest: Charakterdarsteller Hiddleston muss momentan kein Star im klassischen, das heißt kassentauglichen Sinne sein, dem Australier steht diese Herausforderung hingegen bevor. Einer Flut von Effektspektakeln und Superheldenfilmen ausgesetzt, sprechen viele Beobachter seit Jahren vom Tod des klassischen Filmstars. Obwohl Darsteller wie Brad Pitt (World War Z) und Denzel Washington (2 Guns) immer wieder das Gegenteil beweisen, lässt sich zumindest konstatieren, dass das Franchising die Vorzeichen des Filmstar-Daseins massiv verändert. Langlebige Filmreihen gab es schon vor dem Superheldenboom. Sie verhalfen Schauspielern wie Harrison Ford und Mel Gibson zu dauerhafter Berühmtheit, während Kollegen wie Mark Hamill und Christopher Reeve es nie so recht aus dem Schatten ihres einen Helden schafften.

Die Franchise-Fixierung, die wir in den letzten Jahren beobachten, führt jedoch dazu, dass immer mehr aufstrebende Leading Men, und mit Abstrichen Leading Ladies, sich, um es in die A-Liga Hollywoods zu schaffen, über mehrere Filme an eine Rolle binden müssen. Hugh Jackman etwa spielt seit 13 Jahren Wolverine und wird nächstes Jahr zum siebten Mal die Klauen überziehen. Erst mit Prestige – Die Meister der Magie, Australia und Les Misérables gelang es ihm langsam, außerhalb des X-Men-Universums Fuß zu fassen. Tobey Maguire gab Spider-Man innerhalb von fünf Jahren dreimal. Arbeitete er vor seinem Auftritt als Superheld mit Regisseuren wie Ang Lee, Woody Allen, Curtis Hanson und Terry Gilliam, hat seine Karriere seit dem Ende der Sam Raimi -Reihe merklich an Dynamik verloren. Sein Nachfolger Andrew Garfield, ebenfalls eher ein Charakterdarsteller, denn Teenie-Idol, muss voraussichtlich weitere drei The Amazing Spider-Man -Filme bewerben, bevor er die Franchise-Bande lösen kann. Chris Evans durchlief erst zwei Fantastic Four -Filme, um dann als Captain America ins Marvel Cinematic Universe einzusteigen, in dem er – mindestens – bis Marvel’s The Avengers 2: Age of Ultron zu Hause sein wird.

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#Firstworldproblems! mögen da manche entgegenhalten und warum nicht? Weshalb beschweren über einen vier bis sechs Jahre zu pflegenden Latexfetisch, Weltruhm und ein ordentliches Auskommen? Weil der angebliche Niedergang der Filmstars weniger an ihnen selbst liegt, als vielmehr an der Industrie, die sie hervorbringt. Das durch Der weiße Hai eingeläutete Blockbuster-Zeitalter hielt der Box Office-Zugkraft von Stars aufwendige Spezialeffekte entgegen. In der Epoche des endlosen Franchisings rückt zusätzlich die Marke in den Vordergrund. Die hat schon immer eine Rolle in Hollywood gespielt, dominiert aber nun jeden Entscheidungsprozess. Je mehr das Argument des Stars als Box Office-Garant marginalisiert wird, desto stärker verlassen sich die Studios auf populäre properties wie Comic-Verfilmungen und Reboots.

Anstatt in Stars wie bei einem eigenständigen Produkt über Jahre zu investieren, um sie aufzubauen und später die Früchte einzusammeln, werden insbesondere jüngere Darsteller für ein paar Filme an eine Rolle gebunden, die ihnen in der Regel keine echte Image-Dehnung oder -Festigung ermöglicht. Bei letzterem ist die Vielseitigkeit im Schauspiel weniger relevant als der Versuch, gerade in unterschiedlichen Rollen und Genres eine konsistente Star Persona aufzubauen und einen Wiedererkennungseffekt zu erreichen. Bei Robert Downey Jr. gingen Karriere-Narrativ und Manierismen ein derart einprägsames Wechselspiel mit den Charakteristiken seiner Figur ein, dass er zum box office draw wurde, nicht die Marke des, im Mainstream eher unbekannten, Iron Man. Ähnlich wie Christian Bale, dessen Batman-Auftritte wie Abstecher aus seiner echten Karriere wirkten, bildet er eine Ausnahme im heutigen Superheldengeschäft.

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