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Lehren aus über 10 Jahren MCU, DCEU und Co.

12.01.2019 - 17:45 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Zwei Avengers, Zwei Magier
Walt Disney Company
Zwei Avengers, Zwei Magier
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Fast elf Jahre sind vergangen, nachdem "Iron Man" in den Kinos gestartet ist. Die Comic-/Superheldenverfilmungen sind nach wie vor präsenter denn je und scheinen mit ihren Erfolgen immer relevanter zu werden. Welche Erkenntnisse lassen sich ziehen?


Aquaman ist erfolgreicher als die Trinity des DC Universums

Vor 4-5 Jahren wäre man für diese Aussage ausgelacht worden: „Aquaman“ ist der erfolgreichste Film des aktuellen DCEUs. Und nein, „Aquaman“ ist nicht einer der ersten Filme, sondern der mittlerweile 6. Eintrag ins Filmuniversum von Warner Bros. Superman, Batman und Wonder Woman konnten nicht annähernd einen solchen Erfolg feiern. Wie konnte das passieren? Zunächst muss differenziert werden. Wonder Womans Solofilm war mit über 820 Millionen US-Dollar sehr erfolgreich und steht zu „Aquaman“ nicht weit entfernt. Da liegt ein „Man of Steel“ schon in deutlich weiterer Ferne. „Batman v Superman“ war zwar etwas erfolgreicher als „Wonder Woman“, mit einem Aufgebot von Superman, Batman und Wonder Woman ist es allerdings schon eine Schmach für Warner Bros. gewesen, dass man nicht mal die begehrte Milliarden-Grenze knacken konnte. Ganz im Gegensatz zu „Aquaman“. Dieser wird die Grenze nicht nur locker überschreiten, sondern sich vermutlich gemütlich zwischen 1,2 – 1,3 Milliarden US-Dollar niederlassen. Der belächelte Fischmann.

Wer hätte dies je prophezeien können? Nun, wenn man den Ursachen auf den Grund geht, kommt der Erfolg nicht zufällig. Zunächst muss anerkannt werden, dass die Pause von 13 Monaten zu „Justice League“ dem Universum gut getan haben. „Justice League“ liegt in weiter Ferne. Es war sicherlich kein Fehler diese Zeit vergehen zu lassen und nicht 4-5 Monate später bereits den nächsten Film ins Rennen zu schicken, wenn die alten Wunden noch nicht gereinigt sind. Hinzu kommt der sehr gut gewählte und leicht zufällig entstandene Starttermin. Weihnachten 2018 lief überraschender Weise kein Star Wars in den Kinos und somit war der Platz für andere Filme frei. „Aquaman“ musste es deswegen zwar u.a. mit einem Transformers-Film aufnehmen, aber das erwies sich als zweitrangig. Der klare Gewinner der Ferien heißt „Aquaman“. Als letztes Erfolgsgeheimnis dürfte das hervorragende Marketing verantwortlich sein. Die Trailer zum Film waren überwiegend großartig. Warner Bros. hat alte Fehler nicht wiederholt und die Trailer-Kampagne erst knapp 6 Monate vor Kinostart eröffnet (nicht 12-15 Monate, wie bspw. bei Suicide Squad und Justice League). „Aquaman“ fühlte sich von Beginn an ansprechend, unterhaltsam und witzig an. Als nun wirklich letzter, aber unverschuldeter Grund, gilt das nicht abnehmende Interesse an Comic-/Superheldenverfilmungen. Nicht nur Marvel hatte mal wieder ein sehr erfolgreiches Jahr hinter sich, sondern auch Sony mit „Venom“. Und wenn mittlerweile ein negativ kritisierter „Venom“ Geld scheffeln kann, wieso dann nicht auch der Fischmann?

Das MCU ist mittlerweile größer als Star Wars

Klein und unbeachtet schuf Kevin Feige und Co. 2008 ein kleines Wunder. „Iron Man“ war der Startschuss für das MCU, welches 2012 mit „The Avengers“ seinen ersten, beachtlichen Box Office Erfolg verbuchen konnte. Ab sofort gehörten die MCU-Filme zu den dominierenden Blockbustern der folgenden Kinojahre. Schließlich kehrte 2015 Star Wars zurück auf die große Leinwand und schüttelte mit Episode VII gleich mal einen 2 Milliarden Hit aus dem Ärmel. Aber wen wunderte es? Wir reden hier von Star Wars. Mit der geballten Disney-Power erwartet uns schlicht die erfolgreichste Filmreihe für die nächsten 10-15 Jahre. Das dachte zumindest jeder. Episode VIII ließ den Box Office Hype schnell verfliegen. Gut, 1,3 Milliarden sind bei weitem nicht schlecht, aber ein krasser Einbruch zum Vorgänger war das allemal (und das bei der Vorlage bzw. den Cliffhangern von Episode VII). Manche behaupten, dass der zweite Teil einer Star Wars Trilogie immer deutlich schwächer lief als der Erstling. Und sie haben Recht. Auch Episode V und Episode II liefen damals deutlich schwächer als die Vorgänger. Allerdings waren die Umstände auch andere. „The Last Jedi“ hatte Weihnachten 2017 freie Fahrt auf dem Markt und wird jetzt vielleicht von „Aquaman“ überholt (der Film, der sich mit Bumblebee und Mary Poppins als Konkurrenz herumschlagen muss). „The Last Jedi“ hat definitiv etwas falsch gemacht und ich werfe mal die These in den Raum, dass es u.a. an der Qualität des Films lag.

Aber der viel bedeutendere Schlag kam erst noch. „Solo: A Star Wars Story“ floppte ein halbes Jahr später an den Kinokassen. Ein Star Wars Film (!) floppt im Kino. Und das nicht nach 10 jährigen Ermüdungserscheinungen, sondern nach drei Filmen bzw. drei Jahren. Eine Fehlschlag, der seinesgleichen sucht. Die Gründe hierfür sind ebenfalls vielfältig, sollen hier aber nicht analysiert werden. Wichtiger ist, dass das MCU im selben Jahr mit „Infinity War“ ebenfalls seinen ersten 2 Milliarden Hit verbuchte. Avengers 3 war nicht ganz so erfolgreich wie Episode VII, läuft zu Star Wars aber definitiv auf Augenhöhe und nach aktueller Lage sogar erfolgreicher. Der diesjährige „Avengers: Endgame“ könnte die Zahlen noch einmal anheben. Zumindest ist sicher, dass das MCU dieses Jahr Star Wars als erfolgreichstes Franchise ablösen wird und zwar inflationsbereinigt. Und ja, ich weiß, das MCU besteht aus deutlich mehr Filmen. Nichtsdestotrotz ist diese Machtverschiebung beachtlich und wäre wohl nicht so schnell vonstattengegangen, wenn die letzten Star Wars Filme besser in den Kinos gelaufen wären. Und wenn man erstmal den Hype und die Aktivität im Internet vergleicht, dann liegt das Interesse an MCU-Filmen weit vor Star Wars. Einfach und simpel an der Aufmerksamkeit ablesbar, die die Avengers Trailer erhalten haben, werden diese öfter angesehen und besprochen als Star Wars. Marvel bricht in Bezug auf die Abrufzahlen fast jedes Jahr Rekorde. Klar, Abrufzahlen, Klicks und Likes sind keine Ticketverkäufe. Hier hat Star Wars als Familienerlebnis mit Sicherheit immer noch einen klaren Vorteil. Das MCU hat noch eine eingeschränktere Zielgruppe. Das wird sich aber wohl mit der Zeit ausgleichen und die aktuellen Einnahmen belegen das.

Es ist nicht möglich das MCU nachzuahmen

Die Erfolgsformel des MCUs lässt sich nicht so einfach reproduzieren, wie der ein oder andere annehmen mag. Spätestens nach dem Erfolg von „The Avengers“ schien die Verlockung anderer Studios groß genug geworden zu sein, um sich an der neuartigen Franchisebildung zu versuchen. Der bekannteste Vertreter ist hierbei Warner Bros. Mit ihrem inoffiziellen DCEU wurde aus dem anfänglichen Solofilm „Man of Steel“ schnell ein Einstieg für ein zusammenhängendes Universum gefunden. Der aufsteigende Konkurrent scheiterte schließlich spektakulär in den Jahren 2016 und 2017. Aber wieso scheiterte Warner Bros.? Die einleuchtende Antwort ist die Beobachtung, dass der Aufbau des Universums zu hektisch vonstattenging. Wo sich Marvel vier Solofilme für einen gemeinsamen Film Zeit ließ, etablierte Warner Bros. gleich im zweiten Film „Batman v Superman“ beinahe das gesamte Team. Ein Jahr später versagte „Justice League“ schließlich noch spektakulärer. Aber nicht nur Warner Bros., sondern auch Sony und Star Wars tun sich schwer. Ersteres fiel mit „The Amazing Spider-Man 2“ auf die Nase und ging daraufhin eine Kooperation mit Marvel ein. Lucasfilm versuchte derweil in Marvel-Manier aus der Marke Star Wars ein jährliches Spektakel zu kreieren. Spätestens 2018 musste man dann den schmerzhaften Tatsachen ins Auge blicken. Das Konzept ist gescheitert.

Batman, Superman und Star Wars sind gescheitert! Treffen die MCU-Filme einfach den Nerv der Zeit? Ist genau diese Art von Film zum Erfolg verdammt? Oder ist es doch das Mastermind Kevin Feige, der den entscheidenden Unterschied zu einem Zack Snyder und einer Kathleen Kennedy ausmacht? Die Fragen sind schwierig zu beantworten, aber es ist zumindest belegbar, dass unter einem Kevin Feige alles deutlich runder abläuft als unter einer Kathleen Kennedy. Trotz alle dem sind Warner Bros. und Co. nicht völlig am Ende. Auch wenn viele davon ausgegangen sind, dass mit dem Schicksalsjahr von 2016 die wichtige Konkurrenz (und damit auch die Vielfalt) für Marvel verloren gegangen ist, zeichnet sich mittlerweile wieder ein neues Bild. Sony konnte mit „Venom“ einen Überraschungshit feiern und scheint nach langer Zeit wieder Oberwasser gewonnen zu haben. Neben den Realverfilmungen könnte uns nach „Into the Spider-Verse“ vielleicht ein Animations-Spider-Man-Universum erwarten. Warner Bros. konnte währenddessen unter neuer Führung „Aquaman“ zum Milliardenerfolg machen. Das DCEU wurde umstrukturiert. Neue, möglichst unabhängige Solofilme sollen in den nächsten Jahren folgen und aus dem Universum eine vielseitige, reichhaltige Sammlung an Superhelden-Filmen machen. Star Wars wird seinen Weg noch finden müssen, aber es ist zumindest schon mal klar geworden, dass mit der Reihe kein Weg wie mit Comic-Figuren gegangen werden kann.

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