Ich, Der dritte Mann & der mysteriöse Schatten

30.03.2012 - 15:01 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Mein Herz für Klassiker geht heute an Der dritte Mann
British Lion Films
Mein Herz für Klassiker geht heute an Der dritte Mann
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Mit seinem subtilen Thriller Der dritte Mann schuf Carol Reed 1949 einen zeitlosen Klassiker, der durch herausragende Kameraarbeit, tiefgehende Charaktere und ein unverwechselbares musikalisches Thema in die Filmgeschichte einging.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich jemand in der wöchentlichen Reihe Mein Herz für Klassiker dem 1999 als bester britischer Film aller Zeiten ausgezeichneten Thriller Der dritte Mann widmen würde und dem Phänomen des politischen Krimis auf die Spur geht. Zu ikonisch ist das Gesamtpaket, das Carol Reed 1949 ablieferte, als das ich den Streifen mit Joseph Cotten und Orson Welles in den Hauptrollen außen vor lassen könnte. Doch wo fange ich an mit der Würdigung dieses Meisterwerkes? Zu viele Aspekte stechen heraus, deshalb verlasse ich mich auch wieder voll und ganz auf unsere übliche Gliederung…

Warum ich Der dritte Mann mein Herz schenkte
Als ich vor einigen Jahren zum Geburtstag die DVD von Der dritte Mann geschenkt bekam, konnte ich erstmal nicht wirklich viel damit anfangen. Ich hatte damals noch nie gehört von dem Streifen, der auf der Rückseite als Großbritanniens bester Film angepriesen wurde. Dementsprechend dauerte es auch einige Zeit, bis die Disc ihren Weg in meinen Player fand, was sich jedoch von der ersten Sekunde an als krasser Fehler entpuppte. Gepackt von der einzigartigen Atmosphäre des toll in Szene gesetzten Wien der Nachkriegszeit, ließ ich mich 105 Minuten lang mit Haut und Haaren ein, auf diesen packenden Thriller der besten Sorte. Mein erster Eindruck wurde nicht enttäuscht und die berühmte Verfolgungsjagd durch die düstere Kanalisation der österreichischen Hauptstadt setzte dem ganzen die Krone auf.

Warum auch andere Der dritte Mann lieben werden
Wer tatsächlich Schwierigkeiten haben sollte, sich auf die politische Story um den vermeintlichen Schwarzmarkthändler Harry Lime und dessen ominösen Tod einzulassen, kann sich aber wenigstens an den expressionistischen Bilderwelten ergötzen. Robert Krasker, Carol Reeds Kameramann, wurde für seine kontrastreiche Arbeit 1951 sogar mit dem Oscar in der damals noch existierenden Kategorie Beste Schwarz-Weiß-Kamera ausgezeichnet. Die schattenreichen Aufnahmen des stimmungsvoll in Szene gesetzten Wien brannten sich in das allgemeine filmgeschichtliche Gedächtnis. Wer kennt nicht die berühmte Szene, in der Harry Limes angsteinflößender Schatten an einer Häuserwand auftaucht. Auch die außergewöhnlichen Kamera-Winkel verdienen hier gesonderte Hervorhebung, tragen diese doch zur beeindruckenden Stimmung stilvoll bei.

Warum Der dritte Mann einzigartig ist
Das harmonische Zusammenspiel zwischen Kamera und Musik machen diesen beklemmenden Krimi zu einer durch und durch einzigartigen Erfahrung. Das ikonische Zither-Thema aus der Feder von Anton Karas wurde schnell zum Ohrwurm und schaffte damals sogar den Sprung in die Hitlisten. Aber auch die übrigen Stücke verstehen es punktgenau, den Lokalolorit Wiens zu vermitteln. Unvergessen ebenfalls die einzige Szene in der Hollywood-Star Orson Welles in Gänze zu sehen ist. Sein Auftritt in der Fahrt mit dem Riesenrad dauert zwar nur knapp fünf Minuten, gehört dennoch zu den unvergesslichen Momenten in der Ikonografie dieses Mediums.

Warum Der dritte Mann die Jahrzehnte überdauerte
Dass politisch inspirierte Kriminalgeschichten immer ein Publikum finden werden, dürfte den Verfolgern unserer heutigen Kinolandschaft nicht entgangen sein. Es ist nicht vermessen zu sagen, das ein großer Teil dieses Erfolgs auf Der dritte Mann zurückgeht, der mit seiner inszenatorischen wie erzählerischen Stilsicherheit dieses Genre nachhaltig prägte. Als Sahnehäubchen gibt es diesen bis in jede kleinste Nebenrolle perfekt besetzten Cast, der auch bei heutiger Betrachtung nie altbacken wirkt.

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