In dem Thriller Der amerikanische Freund entwirft der für seine Morbidität bekannte Wim Wenders ebenso einen Abgesang auf seinen Helden wie auf das Kino selbst. Der Film basiert auf dem dritten Tom Ripley-Roman von Patricia Highsmith und kann als postmoderne Annäherung an den Film Noir gelesen werden.
In Hamburg lebt der Restaurator und Bilderrahmer Jonathan Zimmermann (Bruno Ganz) ein bescheidenes Familienleben, das von seiner Leukämieerkrankung überschattet wird. Da lernt er auf einer Kunstauktion den mysteriösen US-Geschäftsmann Tom Ripley (Dennis Hopper) kennen. Die beiden freunden sich an. Eines Tages taucht der Franzose Minot (Gérard Blain) auf, der Jonathan ein zwielichtiges Angebot unterbreitet: Für 250.000 Mark soll er einen Auftragsmord in Paris ausführen. Aus Sorge um die Zukunft seiner Frau Marianne (Lisa Kreuzer) und seines Sohnes willigt Jonathan ein. Nachdem die Tat vollbracht ist, folgt ein neuer Auftrag, den er nur mithilfe seines neuen Freundes Ripley ausführen kann. Schon verwandelt sich ihre Freundschaft in einen todbringenden Pakt.
Mit großem Geschick und suggestiver Bildkraft zeichnet Wim Wenders das faszinierende Psychogramm eines Normalbürgers, der sich aus Not mit dem organisierten Verbrechen einlässt. Der amerikanische Freund ist eine Kombination aus spannendem Thriller à la Alfred Hitchcock und psychologischem Drama, wobei es Wenders durch die Kombination dieser beiden Filmtraditionen gelingt, ein eigenes Stück Kinogeschichte zu schreiben.
In kleineren Rollen sehen wir die amerikanischen und europäischen Regielegenden Samuel Fuller und Nicholas Ray sowie Peter Lilienthal, Daniel Schmid und Jean Eustache.
- Heute im TV: Der amerikanische Freund (1977)
- Sender: 3sat
- Uhrzeit: 22:35 Uhr