FIFA hat den Storymodus, aber PES den besseren Fußball

20.06.2016 - 17:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Wie geht es in der Zukunft weiter?
EA Sports & Konami
Wie geht es in der Zukunft weiter?
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Über Jahre hinweg teilten sich FIFA und PES denselben Fußballplatz, doch die Neuausrichtung von FIFA 17 könnte auch dafür sorgen, dass PES 2017 befreiter aufspielen kann. Jetzt besinnen sich beide Reihen wieder auf ihre Stärken.

Im Rahmen der E3 hat Electronic Arts enthüllt, dass sich für die FIFA-Reihe einiges ändern wird. Das betrifft nicht nur die neu hinzugekommene Frostbite-Engine , die alles noch realistischer darstellen soll, sondern auch die Ausrichtung der Fußballsimulation. Mit dem Storymodus The Journey bekommen FIFA-Fans eine Kampagne geboten, die uns in Zwischensequenzen die Geschichte von Alex Hunter erzählt und uns die Karriere des jungen Talents nachspielen lassen wird. Dieser Fokus auf erzählerische Aspekte ist bisher einmalig in der FIFA-Reihe.

FIFA feiert den Fußball

Mit der Hilfe von BioWare  versucht EA Sports, uns ein Gefühl davon zu geben, wie es wohl ist, tatsächlich den Weg nach oben zu finden und dabei zahlreichen Hindernissen sowie Intrigen aus dem Weg zu gehen. Wir entscheiden, wie Alex auf seine Mitspieler reagiert und was er zu seinem Trainer sagt. Je nachdem, ob wir auf dem Platz eine gute Leistung abliefern oder nach wenigen Minuten mit einer roten Karte in die Kabine geschickt werden, steigen wir in die Startelf auf oder werden an andere Teams ausgeliehen. Dieser Schritt fordert viel Mut von Seiten der Entwickler.


Doch was bedeutet dieser Tapetenwechsel eigentlich für den ewigen Konkurrenzkampf von FIFA und PES? Schon seit Jahren wetteifern die beiden Franchises darum, wer die bessere Simulation auf die Beine stellt. Leider hat dieses Kopf-an-Kopf-Rennen in den letzten Ausgaben der beiden Reihen dafür gesorgt, dass sich FIFA und PES immer weiter angenähert haben. Unterschiede ließen sich nur noch in den Details finden und der einzige Grund, sich für eine der beiden Reihen zu entscheiden, schien nur noch die Treue zur Marke zu sein.

Mit FIFA 17 macht der Platzhirsch einen gewaltigen Schritt von PES weg und konzentriert sich auf alte Stärken: Die Fußballkultur. Für mich hat die FIFA-Reihe schon immer die Absicht verfolgt, den Fußball als Erlebnis darzustellen und damit auch die volle emotionale Tragweite. Lizenzen sind wichtig, um bekannte Stars, junge Talente und wichtige Derbys auf den Platz zu schicken. Es geht nicht nur um den Sport, sondern auch um all das, was sich seit über einem Jahrhundert parallel entwickelt hat.

Und dazu gehört eben auch der neue Storymodus, der uns hinter die Kulissen blicken lässt und den Fußball menschlich macht. Auch Intrigen, Hoffnung, Enttäuschung, Freundschaft und Politik gehören zum realen Fußball dazu und hier könnte FIFA 17 einen Steilpass liefern, den die Fans sicher nur zu gern annehmen und verwandeln werden. Und dann gibt es da ja noch den Hinweis aus der Promo-Grafik zur FIFA 17-Demo, der auf Straßenfußball oder einen Hallenmodus hoffen lässt . Also Fußballvarianten, die wir noch am ehesten selbst mit Freunden spielen und die eher Spaß als Taktik bedeuten.

PES zeigt den Fußball

Im Umkehrschluss könnte dieser Schritt von FIFA aber auch eine Befreiung für PES sein. Denn die Simulation von Konami, die schon immer für die überlegende Ballphysik und die glaubwürdigere KI gelobt wurde, könnte auf dem Platz befreiter aufspielen. Auf Fußballkultur hat die PES-Reihe stets nur wenig Wert gelegt, was nicht nur an den fehlenden Lizenzen liegt. Den Kernaspekt bildeten immer die taktischen Feinjustierungen in der Aufstellung, im Passspiel, im Umschalt-Spiel und so weiter. Als sich die FIFA-Reihe nach den PS2-Erfolgen von Pro Evolution Soccer der japanischen Simulation annäherte, wuchs der Druck auf das Drumherum.


Plötzlich stand Konami im direkten Vergleich zu FIFA und in jedem Jahr wurden Stadionatmosphäre, Lizenzumfang und grafischer Detailgrad gegeneinander aufgewogen. Hier lag FIFA oft vorn und da EA Sports nach dem Vorbild von Konami immer simulationslastiger wurde, verlor der Realismus der PES-Reihe seinen Status als Alleinstellungsmerkmal. Ich würde mich sehr freuen, wenn diese Schere wieder weiter aufgeht und beide Franchises ihre eigene Richtung finden. Und wenn FIFA auf den internationalen Fußballzirkus setzt und mit Namen sowie Gesichtern lockt, kann PES wieder auf dem Platz punkten.

Ein totaler Verzicht auf Lizenzen, wie ich es mir für PES immer gewünscht habe, wird wohl nicht eintreten. Aber jetzt hat Konami die Möglichkeit, alle Ressourcen in Animationen, taktische Möglichkeiten, Ballphysik und Co. zu stecken und reichhaltigeres Gameplay zu liefern. Im Vorfeld wurde PES 2017 schon als Revolution angepriesen , da die KI endlich in der Lage sein soll, aus unseren Spielzügen zu lernen und sich auf unseren Stil einzustellen. So würden wir noch stärker gezwungen, auch selbst auf den Spielverlauf zu reagieren und die Strategien auszuschöpfen, die uns Konami an die Hand gibt.

Ob das am Ende vielleicht nicht doch nur Ankündigungen sind, die der Ankündigung wegen gemacht wurden, wird sich zum Release zeigen. Der Trend ist aber da: PES bleibt bei seinen Wurzeln und will noch immer den Sport in seiner reinsten Form auf den Bildschirm bringen. PES interessiert sich nicht wirklich für Christiano Ronaldo, den AC Mailand oder die Champions League, PES interessiert sich für Flanken aus dem Halbfeld, Manndeckung und im Zweifelsfall sogar für Liberos. Mit etwas Glück bekommen wir in diesem Jahr zwei Fußballsimulationen, die sich endlich wieder unterscheiden und uns echte Alternativen bieten.

Wer aber lieber Raketenautos mag, wird derweil mit Rocket League glücklich.

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