Der neue Stromberg-Kinofilm schafft es, nach 11 Jahren zu überraschen: So lustig und düster ist die Fortsetzung geworden

05.12.2025 - 07:35 UhrVor 2 Tagen aktualisiert
Stromberg: Wieder alles wie immer
Amazon Prime Video
Stromberg: Wieder alles wie immer
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Seit dem Stromberg-Serienende und dem anschließenden Kinofilm ist viel Zeit vergangen. Jetzt kehrt Deutschlands bösester Chef mit einem neuen Film auf die Leinwand zurück. Hier erfahrt ihr, wie er geworden ist.

Kann Stromberg im Jahr 2025 noch funktionieren? Diese Frage haben sich offensichtlich auch die Verantwortlichen hinter der Serie gestellt, in der Christoph Maria Herbst von 2004 bis 2012 den fiesesten Chef Deutschlands als absolute Paraderolle gespielt hat. Das vom britischen Vorbild The Office mit Ricky Gervais adaptierte Comedy-Format war nie ein TV-Quotenhit, entwickelte sich aber trotzdem zum Kult-Renner. Mithilfe von Crowdfunding konnte nach 5 Staffeln noch ein Kinofilm finanziert werden, der 2014 erschienen ist.

Ende 2024 folgte dann die überraschende Nachricht, dass es einen neuen Stromberg-Kinofilm geben wird. Von Prime Video produziert, wird er zuerst auf der großen Leinwand und später im Stream sowie Fernsehen laufen. Wir haben Stromberg: Wieder alles wie immer vorab gesehen und verraten euch hier, was ihr von der Rückkehr vom Papa in der heutigen Zeit erwarten könnt.

Neuer Stromberg-Kinofilm bringt die beliebten Stars und Figuren in Hochform zurück

Der neue Film wurde wie gewohnt von Regisseur Arne Feldhusen inszeniert und von Stammautor Ralf Husmann geschrieben. Gleich am Anfang entpuppt sich Stromberg: Wieder alles wie immer als eine Art Reunion-Special, für das Bernd Stromberg (Christoph Maria Herbst), Berthold "Ernie" Heisterkamp (Bjarne Mädel), Ulf (Oliver Wnuk) und Tanja Steinke (Diana Staehly) sowie Jennifer Schirrmann (Milena Dreißig) vor der Kamera nach all den Jahren wieder aufeinandertreffen sollen. All das soll im großen Rahmen einer ProSieben-Show stattfinden, die von Matthias Opdenhövel moderiert wird.

Hier könnt ihr noch einen Trailer zum neuen Stromberg-Film schauen:

Stromberg: Wieder alles wie immer - Trailer (Deutsch) HD
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Um Stromberg in die Gegenwart zu holen, hat sich Husmann also ein Konzept ausgedacht, mit dem die Show selbst in die Realität des neuen Films geholt wird. Wenn zwei TV-Redakteurinnen hinter den Kulissen der geplanten Reunion-Show darüber diskutieren, inwiefern alte Szenen aus der Serie noch gezeigt werden dürfen oder komplett übers Ziel hinausschießen, liefert Stromberg: Wieder alles wie immer den offensichtlichsten Diskurs selbst mit.

Das gelingt bedingt, denn bereits die Serie hat ihren anarchisch-bösartigen Witz aus der Tatsache gezogen, dass sich Stromberg als ekelhaftes Scheusal schon immer auf alle möglichen Arten daneben benommen hat. Noch nie hat er als die sympathische Kultpersönlichkeit getaugt, zu der er mit unzähligen witzigen Sprüchen und "Weisheiten" als Zitate-Maschine unweigerlich geworden ist.

Neben diesen kurzen Momenten, in denen Stromberg auf Humor-Tauglichkeit im Jahr 2025 abgeklopft wird, entwickelt der neue Kinofilm aber allein durch die Rückkehr der wichtigsten Stars in ihren liebgewonnenen Rollen ein rasendes Tempo. Die Gag-Dichte treibt vor allem Stromberg-Fans (wie mir) immer wieder Lachtränen in die Augen.

Wenn ein mittlerweile angegrauter Ernie als Lifecoach und Buchautor ("Du bist kein Opfer") auf die komplett im biederen Stillstand eingefrorenen Ulf und Tanja sowie den gewohnt unausstehlich vor sich hin wütenden Stromberg trifft, spielen sich hier alle die Bälle mit einer extrem routinierten Freude zu. Neben den Dialogen profitiert der neue Stromberg-Film, genauso wie die Serie, von kleinen Details und kurzen Momenten, in denen großartige Körperkomik und clever gewählte Bildausschnitte einen urkomischen Treffer nach dem anderen landen.

Damit wäre die uneingeschränkte Kino-Empfehlung für alle Stromberg-Fans schon perfekt, doch das ist nur ungefähr die erste Hälfte des Films.

Stromberg: Wieder alles wie immer überrascht mit düster-abgründiger Entwicklung

Wenig überraschend läuft die geplante Produktion des Reunion-Specials aus dem Ruder, was nicht nur mit aggressiven Menschenmengen vor dem Sender-Studio zusammenhängt, die aus aufgebrachten Protestant:innen (#nehmtdieglatzeausderglotze) und Stromberg-cosplayenden Ekel-Männern besteht. Das größte Geheimnis macht der Film lange um Strombergs neue Anstellung in dem modernen Unternehmen Alpha, bei der sich jeder fragt, wie ein menschliches Monster wie er dort landen konnte.

Die Enthüllung dazu wird hier nicht verraten, aber sie bringt den entscheidenden Stein für das letzte Drittel von Stromberg: Wieder alles wie immer ins Rollen. Hier entwickelt sich der Film nach einem persönlichen Tiefschlag für Herbsts Figur zur überraschend düster-deprimierenden Abwärtsspirale, die lange Zeit völlig humorbefreit da hingeht, wo es weh tut.

Das Skript von Ralf Husmann verwandelt den Film plötzlich in eine bittere Abrechnung mit dem eigenen Vermächtnis, durch die die Titelfigur nicht mehr nur hinterfragt, sondern gnadenlos dekonstruiert wird. Stromberg: Wieder alles wie immer wird so zu einem mutigeren Film, als vermutlich viele nach all den Jahren erwartet hätten. Die dramatische Story schlägt jedoch auch die ein oder andere Richtung ein, die den Film an eine Wand prallen lässt.

So wird eine Begegnung zwischen Stromberg und einem Obdachlosen zum geschmacklos-deplatzierten Versuch einer kurzen Humanisierung. Währenddessen tritt Jennifers neuer Freund, der Content Creator Julian (László Branko Breiding), immer mehr als die nervig-überzogene Art von ständig mit dem Handy herumfuchtelnder und englische Wörter einstreuender Influencer-Karikatur auf, wie sich Menschen über 50 junge Leute aus dem Internet vorstellen.

Trotz schockierender Einzelszenen in der zweiten Hälfte bleibt diese große Rückkehr aber zu mutlos. Das Finale wirkt wie ein übereilter Versuch, den Film irgendwie noch schnell zu einem befriedigenden Schluss zu bringen. Viele drastische Entwicklungen und offene Fragen werden dabei einfach fallen gelassen.

Für Fans hat Stromberg: Wieder alles wie immer genügend nostalgischen Irrwitz in bewährter Manier zu bieten. Umso mehr dürften sich diese aber vom späteren Verlauf des Films vor den Kopf gestoßen fühlen. Die Frage, ob Stromberg im Jahr 2025 noch eine Existenzberechtigung hat, beantworten Feldhusen und Husmann mit teils verstörend-aggressiver Ratlosigkeit. Ganz zum Schluss bleibt ihnen kaum mehr übrig, als den Titel des Films in die Tat umzusetzen.

Stromberg: Wieder alles wie immer läuft seit dem 4. Dezember 2025 in den deutschen Kinos. Anfang 2026 soll der Film dann bei Amazon Prime Video streamen und auf ProSieben ausgestrahlt werden.

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