Dänemarks Aufstieg zur Weltmacht des Films

17.03.2011 - 09:24 Uhr
Adams Äpfel
Nordisk Film
Adams Äpfel
25
25
Es war einmal auf einem kleinen Landzipfel im Norden Europas… In einer besseren Welt, der diesjährige Oscar-Preisträger für den besten nicht-englischsprachigen Film, stammt aus Dänemark, dessen Filme seit Jahren Zuschauer in aller Welt bezirzen.

Wir in Deutschland motzen ja gerne und ausgiebig über unsere heimische Filmindustrie. Dann kommt immer die Entschuldigung: Aber Deutschland ist doch nicht so groß! Deutschland ist nicht Amerika! Dänemark ist aber auch nicht Amerika! Dänemark ist sogar ziemlich klein. Trotzdem kann das skandinavische Land drei Oscars für den besten englischsprachigen Film für sich verbuchen, genauso viele wie der große Nachbar im Süden. Der jüngste Oscar ging an In einer besseren Welt von Susanne Bier, der heute in den deutschen Kinos startet. Aus diesem Anlass werfen wir einen Blick auf die Erfolgsgeschichten der dänischen Filmwelt.

Schon in der Frühzeit des Kinos war der dänische Film eine Hit-Fabrik, denn das Goldene Zeitalter des dänischen Kinos fand bereits im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts statt. Zu Zeiten dieses “dänischen Filmwunders” war das Land ein Zentrum des europäischen Films, dessen Werke in die ganze Welt verschifft wurden. Erst 1913 wurde diese Blüte durch den Aufstieg der amerikanischen Filmindustrie gestoppt. Doch auch danach gab es immer wieder große dänische Namen, die frühe Kinoklassiker zierten, wie der des Regisseurs Carl Theodor Dreyer (Die Passion der Jungfrau von Orléans) und der der Filmgöttin Asta Nielsen (Die freudlose Gasse).

Mal abgesehen von den Abenteuern der Olsenbande sollte es mehrere Jahrzehnte dauern, bis der dänische Film wieder ansatzweise so einflussreich wurde, wie in seiner Frühzeit. Nach einzelnen Erfolgen wie Babettes Fest (Oscar 1987) und Pelle, der Eroberer (Oscar 1988) waren es ein paar junge, wilde Filmemacher, die am 20. März 1995 ein Manifest vorstellten, das den dänischen Film endgültig Weltgeltung bescheren sollte und die Ästhetik verschiedenster Genres bis heute prägt. Dogma 95 war der Name, die Mitglieder des Kollektivs hießen unter anderem Lars von Trier und Thomas Vinterberg.

Die Betonung des Realismus ist einer der Vorzüge des dänischen Kinos, der bis heute präsent ist. Das liegt nicht zuletzt daran, dass einige junge Filmemacher ihre ersten Erfolge mit Dogma-Filmen feierten. So auch die Regisseurin von In einer besseren Welt, Susanne Bier (Open Hearts, 2002). Das dänische Kino kommt mit einem alltäglichen Charme daher, der großen Hollywood-Stars zumeist abgeht. Doch das Schöne an diesem Kino ist seine Vielfältigkeit, die sich in einem Namen ganz besonders widerspiegelt: Anders Thomas Jensen. Die Filmografie des Autors und Regisseurs zeigt nicht nur, dass der Mann an unzähligen Erfolgen seines heimischen Kinos beteiligt war, sondern auch seine erstaunliche Flexibilität. Zu Anders Thomas Jensens Arbeiten als Drehbuchautor gehören die Genrefilme In China essen sie Hunde und Old Men in New Cars, genauso wie die Dramen Open Hearts, Wilbur Wants to Kill Himself, Nach der Hochzeit und Brothers – Zwischen Brüdern. In einer besseren Welt hat Jensen übrigens auch mit Susanne Bier geschrieben.

Am bekanntesten ist Anders Thomas Jensen wahrscheinlich für den schwarzhumorigen Adams Äpfel, bei dem er auch Regie geführt hat. Adams Äpfel ist alles andere als ein Dogma-Film. Er ist stilisiert, spielt mit Genres, dem guten Geschmack und zeigt eine andere Seite des dänischen Kinos, die auch Filme wie die Pusher-Trilogie hervorgebracht hat. Diese Mischung aus Arthouse-Dramen und Genre-Filmen ist es, die Dänemark zu so einem außergewöhnlichen Filmland macht, auf das Deutschland neidisch sein sollte. Auch die Schauspieler wechseln spielerisch zwischen Rollen in diesen unterschiedlichen Filmen, weshalb Namen wie Mads Mikkelsen und Ulrich Thomsen auch bei internationalen Produktionen zum Stammpersonal gehören. Doch den größten Eindruck auf dem internationalen Markt machen freilich die Regisseure. Lone Scherfig hat den Sprung von Dogma-Filmen (Italienisch für Anfänger) zu englischsprachigen Produktionen (An Education) gemeistert. Dasselbe gilt für Nicolas Winding Refn, der in seinen 20ern Pusher drehte, mit Bronson international durchstartete, in Walhalla Rising seinen Ehrgeiz bewies und demnächst mit Ryan Gosling (Drive) in den USA anzukommen gedenkt.

Nicolas Winding Refn ist einer von vielen aufregenden Regisseuren aus dem Filmland Dänemark, die allesamt beweisen, dass der Erfolg von Dogma keine Eintagsfliege war. Doch genug der Rede. Jetzt seid ihr dran: Welche dänischen Filme sollte jeder Filmfan gesehen haben?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News