Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie oft sich klassische Horror-Monster neu erfinden lassen. Der Unterschied, den eine neue Erzählperspektive oder ein neues Setting mit sich bringen, ist manchmal viel signifikanter als erwartet. Und so überdauern alte Legenden und längst klischee-gefährdete Wesen die Jahrhunderte und erschrecken uns immer wieder anders.
Ebendieses Prinzip macht sich der schwedische Vampir-Neuansatz So finster die Nacht zunutze. Er verankert uns fest in der alltäglichen Realität, um uns dann den Boden unter den Füßen wegzuziehen und unseren Blick auf Vampirgeschichten nachhaltig zu verändern. Wer das noch nicht erlebt hat, kann es im Streaming-Abo bei Amazon Prime nachholen.
In So finster die Nacht entsteht eine besondere Freundschaft zwischen zwei besonderen Kindern
Oskar (Kåre Hedebrant) ist allein. Allein in der Schule, wo er nur gemobbt und von einer Gruppe besonders arroganter Jungs permanent in die Ecke gedrängt wird. Allein in seiner Wohnung, denn seine Eltern sind geschieden und keiner seiner Elternteile scheint sich wirklich dafür zu interessieren, was in ihm vorgeht. Allein im Innenhof seines Wohnsilos, wo er ohne Freunde spielen geht.
Doch dann zieht die gleichaltrige Eli (Lina Leandersson) mit ihrem Vater Håkan (Per Ragnar) nebenan ein. Und mit einem Mal ist er nicht mehr allein. Eli ist zwar seltsam und auch ein bisschen unheimlich, aber als Außenseiter finden sie bald Gemeinsamkeiten und verspüren eine innige Verbindung zueinander.
Doch die hoffnungsvolle Zeit wird immer wieder getrübt durch grausame Vorkommnisse in der Nachbarschaft. Immer wieder werden Menschen tot aufgefunden. Oskar vermutet schnell, dass Eli etwas damit zu tun haben könnte – und liegt damit leider richtig.
So finster die Nacht definiert Vampir-Horror auf verstörende Weise neu
So finster die Nacht ist Horror, der ganz unerwartet unter die Haut geht. Dazu tragen zwei Punkte bei: Zunächst haben wir es hier nicht mit auf Hochglanz poliertem Hollywood-Horror oder einem auf cool gebürsteten Splatter-Fest zu tun. Der Film ist durch und durch skandinavisch. Düster. Nüchtern. Still. Erschreckend, gruselig langsam. Er wirkt durch simple, aber eindeutige Bilder. Ohne viele Worte.
Das allein schafft eine beklemmende Atmosphäre voller Einsamkeit und stummer Verzweiflung – tausendfach verschlimmert durch die Vertrautheit völlig gewöhnlicher Szenen. Alles hier könnte auch in unserer Realität stattfinden. Doch dann wäre da Punkt zwei: So finster die Nacht erzählt eine Vampirgeschichte aus einzigartiger Perspektive – aus Kindersicht.
Wir erfahren, wie unvereinbar Unsterblichkeit und eine Kinderseele – geschweige denn ein Kinderkörper – sind. Doch Oskars und Elis Geschichte zeigt auch, wie leicht sich die Gewalt in den Alltag schleicht. Wie relativ "Gut" und "Böse" doch sind. Wie viel Kinder wirklich sehen, verstehen, fühlen. So finster die Nacht bringt durch seine mystischen Elemente Erkenntnisse, die tief ins Herz treffen.
- Auch bei Amazon Prime: Eine der besten Sci-Fi-Reihen komplett
Nach So finster die Nacht fühlen sich Vampire plötzlich nicht mehr nur nach Horror-Klischee an, sondern frisch und ganz anders furchtbar. Wer diesen Perspektivwechsel miterleben möchte, kann den Film derzeit bei Amazon Prime streamen.
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