Heute vor 75 Jahren, am 1. September 1939, marschierte die deutsche Wehrmacht nach einem vorgetäuschten Überfall auf den Sender Gleiwitz in Polen ein und es begann der Zweite Weltkrieg, der bis dato schrecklichste Krieg in der Menschheitsgeschichte. Ebenso jährt sich in diesem Jahr der Beginn des Ersten Weltkrieges zum 100. Mal. Beides sind keine Anlässe, um zu feiern, aber um zu gedenken und zu mahnen. Für uns waren beide Ereignisse ein Grund, uns näher mit dem Kriegsfilm zu beschäftigen: einem Genre, welches nicht jedem liegt, welches aber einige interessante Diskussionen hervorrufen dürfte.
Georg Seesslen , einer der produktivsten und streitbarsten Filmkritiker Deutschlands, hat einen Text zur Frage Was ist ein Krieg? beigesteuert und wird euch in einem langen Essay 10 Thesen zum neuen Gesicht des Krieges präsentieren. Mr Vincent Vega erklärt uns in seiner Kolumne, warum er keine Kriegsfilme mag oder warum auch ein sogenannter Antikriegsfilm immer noch ein Kriegsfilm ist. Wie soll es schließlich möglich sein, Krieg spektakulär zu bebildern, aber auch gleichzeitig verurteilen zu wollen? Es geht also um Anliegen und Paradoxon des Kriegsfilms.
Ines empfiehlt euch einen fast vergessenen DEFA-Film, der das Hohelied von der Kameradschaft ad absurdum führt. Rituale, Gesänge, Lagerfeuer-Romantik können in Betrogen bis zum jüngsten Tag nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Begriff der Kameradschaft eine Flucht vor der Verantwortung sein kann. Der ostdeutsche Film wurde dann selbst zum Gegenstand im Kalten Krieg, für beide Seiten barg er Probleme. Die Darstellung des 2. chinesisch-japanischen Kriegs führt noch heute zu politischen Verstimmungen zwischen den beiden Ländern. Jenny widmet sich in ihrem Artikel der Behandlung des Themas aus chinesischer Sicht, die von entmenschlichenden Verteufelungen zu sensiblen Anklagen gegen den Krieg reicht.
Kriegsführung wird immer autonomer und automatischer. Dabei ist die Frage, ob Mensch oder Maschine die Oberhand hat. Eine Möglichkeit rückt immer wieder ins Bild: Der effektivste Kämpfer ist der Mensch-Maschine-Hybrid Cyborg. Ihm gehört die Zukunft. Die Filmlandschaft bietet bereits einige Visionen, die Thimmo euch vorstellen wird. Clara widmet sich der schwarz-humorigen Seite des Kriegsfilms, die uns trotz der Grauen und des Schreckens zum Lachen bringt und präsentiert euch die Top 7 der Kriegssatiren. Im Rahmen unserer Reihe Ein Herz für Klassiker stellt euch Julia das Drama Wege zum Ruhm von Stanley Kubrick vor: einen Film, der auch mehr als 55 Jahre nach seinem Erscheinen sehenswert ist.
Krieg hat in Videospielen schon immer eine große Bedeutung gespielt, allerdings hat sich die Art, wie er dargestellt wird, verändert. In ihrer Kolumne Screeenplay wirft Rae einen zweiten Blick auf die Evolution des modernen Wohnzimmerkriegs. Zudem ist ein Kriegsspiel nicht gleich Kriegsspiel, trotzdem ähneln sich die verschiedenen Titel in vielen Punkten. Rae wirft deshalb ebenso einen Blick auf die 7 schlimmsten Klischees der Kriegsfilmspiele, die sich in fast allen Spielvarianten zu halten scheinen und das vermeintlich realistische Bild des virtuellen Kriegs verzerren.
Zudem haben wir für euch wieder einige Chart-Listen, damit auch ihr moviepiloten zu Wort kommt. Wir präsentieren euch eure Top 50 der besten Kriegsfilme und haben dabei eure Bewertungen als Grundlage genommen. Außerdem gibt es noch eine Top 10 der besten Kriegs-Dokumentationen. Seitens der Redaktion haben wir euch aber auch 15 Kriegsfilm-Geheimtipps herausgesucht mit Filmen, die leider von euch noch nicht so viele gesehen haben, die aber einen Blick lohnen.
Was sagt ihr zum Kriegsfilm? Könnt ihr mit dem Genre etwas anfangen? Schaut ihr in dieser Woche mal vorbei?