Yesterday: Der Beatles-Film schreibt die Geschichte um und enttäuscht

14.07.2019 - 08:30 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Himesh Patel in YesterdayUniversal
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Der Beatles-Film Yesterday von Danny Boyle bedient eine spannende Prämisse: Was, wenn sich nur noch ein Mensch an die legendären Songs der Beatles erinnern kann? Dabei macht er historische Ereignisse ungeschehen.

Achtung, Spoiler zu Yesterday: Mit Yesterday stellt Regisseur Danny Boyle die Welt auf den Kopf und fragt: Was wäre, wenn sich nur noch eine Person an die Beatles, eine der wohl bekanntesten Bands der Welt, erinnern würde?

Ausgehend von dieser Prämisse versucht Danny Boyle, einen unterhaltsamen Musikfilm zu erzählen. Schlussendlich manövriert er Yesterday aber in die Klischee-Falle, sodass der Film zur generischen romantischen Komödie verkommt, anstelle sich in ein inspirierendes Beatles-Fest zu verwandeln. Trotzdem: Eine Szene lässt den Traum der Fans Wirklichkeit werden.

Yesterday zeigt uns den alten John Lennon

Gegen Ende des Films macht sich Protagonist Jack Malik (Himesh Patel) auf den Weg, um jemanden zu besuchen. Als er auf einem Anwesen eintrifft, öffnet ihm ein langhaariger alter Mann mit kreisrunder Brille die Tür.

Es handelt sich um den gealterten John Lennon, der in unserer Realität bereits im Jahr 1980 ermordet wurde. Somit haben die historischen Ereignisse in der Welt von Yesterday einen anderen Lauf genommen.

John Lennon in der Dokumentation It Was Fifty Years Ago Today! The Beatles: Sgt. Pepper & Beyond

Mit dieser Szene erzeugt Danny Boyles Musikfilm einen seiner raren Momente, in denen er die Beatles-Fans ernst nimmt. Wohl viele Anhänger der Gruppe haben sich schon gefragt, was aus John Lennon geworden wäre, wäre er nicht so früh verstorben. Yesterday findet einen durchaus interessanten sowie unerwarteten Weg, um uns diese Frage in einer alternativen Geschichte zu offenbaren.

Fanservice statt Story-Höhepunkt

Richtig befriedigend ist die Antwort in Yesterday trotzdem nicht. Das liegt vor allem daran, dass John Lennon in Danny Boyles Film niemals Teil der Beatles war. Stattdessen bekommen wir einen gewöhnlichen älteren Herren zu sehen, der auf sein Leben zurückblickt und Jack eher banale Tipps für sein Liebesleben gibt. Das erfreuliche Wiedersehen mit dem verstorbenen Popstar wird somit etwas geschmälert.

Himesh Patel als Jack Malik in Yesterday

Die Lennon-Szene steht stellvertretend für eine Reihe von Problemen, die Yesterday durchziehen. Dieser Film ist kein Abgesang an eine der bekanntesten Bands der Welt, sondern eine romantische Komödie, die gelegentlich mit Beatles-Songs untermalt wird.

Wer sich nach Bohemian Rhapsody und Rocketman den nächsten Film erhofft hat, der sich intensiv mit dem Werdegang einer Band oder eines Sängers auseinandersetzt, dürfte folglich enttäuscht werden.

Die Filmlogik von Yesterday ist unschlüssig

Dabei ist die Prämisse auf den ersten Blick fraglos eine faszinierende. Der Gedanke, dass sich nur eine Person an eine weltbekannte Band erinnern kann, bietet Potenzial für eine mitreißende Aufstiegs-Geschichte, denn Jack nutzt diesen Umstand, um mit dem fremden Material berühmt zu werden.

Himesh Patel und Lily James in Yesterday

Leider erschließt sich das Setting nicht vollends. So können sich im Laufe des Films offenbar noch weitere Personen an die Beatles-Songs erinnern. Warum das so ist, erklärt das Drehbuch nicht. Warum darüber hinaus Alltagsgegenstände wie Zigaretten vergessen wurden, gehört ebenfalls zu den Geheimnissen, die in Yesterday nicht verraten werden.

In Yesterday geht es gar nicht um die Beatles

Das alles wäre verschmerzbar, wenn sich der Film vor dem großartigen Werk der Musikgruppe aus Liverpool verbeugen würde. Der Fokus rückt jedoch im Verlauf der Geschichte immer mehr auf die Beziehung zwischen Jack und seiner Freundin Ellie (Lily James). Die Lieder der Beatles entpuppen sich zum Ende somit bloß als Mittel zum Zweck.

Paul, George, Ringo und John inThe Beatles: Eight Days a Week - The Touring Years

Zwar zeigt sich das Publikum begeistert von den Songs, allerdings offenbart der Film nicht, warum diese Musik auch heute noch Menschen mitreißen kann: Sind es die poetischen Textzeilen oder die eingängigen Melodien? Nach dem Abspann ist man nicht schlauer. Hier verpasst Yesterday die Chance, neben dem Romcom-Plot auch etwas über die Musik der Beatles zu erzählen.

Auch das Wiedersehen mit John Lennon hätte einen großen emotionalen Höhepunkt darstellen können. So finden wir in dieser Szene jedoch - wie auch im gesamten Film - nur Fanservice statt echter Substanz. Schade.

Habt ihr euch Yesterday von Danny Boyle schon im Kino angeschaut oder wollt ihr ihn noch schauen?

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