Wir schauen Vikings - Staffel 2, Folge 3 & 4

11.04.2015 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
George Blagden als Athelstan
History Channel
George Blagden als Athelstan
0
3
Krisen auf beiden Seiten des Ufers. In Wessex wird König Egbert langsam zur Gefahr, während Jarl Borg Kattegat überfällt und Rollo zwingt, sich mit Frauen und Kindern in die Berge zurückzuziehen.

In Folge drei von Vikings Staffel 2, Verrat, wird die Sache langsam interessant. Neue Gegner tauchen auf, Hindernisse werden in den Weg geräumt und Pläne in die Tat umgesetzt. Es herrscht eine Atmosphäre der Bedrohung. Hinter jeder Biegung könnte die Hölle losbrechen. Bevor wir uns zu sehr an die Nordmänner gewöhnen, zerschlagen sie schon unsere Sympathien in einem sadistischen Raubzug im Königreich Wessex. Nur Ragnar (Travis Fimmel) brütet einen anderen Plan aus.

Mehr: Wir schauen Vikings - Staffel 2, Folge 1 & 2

Was passiert: In der ersten Folge noch fast komplett vergessen, ist Verrat über weite Strecken Athelstans (George Blagden) Moment im Scheinwerferlicht. Mit dem Überfall auf die Klosterkirche sieht er sich gänzlich mit seinem alten Leben konfrontiert. Mönche, Priester und Dorfbewohner laufen um ihr Leben und können doch nicht der Axt entgehen. Genau so wie es einst Athelstan und seinesgleichen in Lindisfarne ergangen ist. Um mit Faust zu sprechen: Zwei Seelen wohnen, ach, in seiner Brust. Das Morden und Foltern gehen ihm doch nicht so leicht von der Hand, wie er es sich einzureden versucht. Besonders vor Ragnar möchte er beweisen, dass er kein Christ mehr ist. Doch Floki (Gustaf Skarsgård) durchschaut, dass vieles nur Fassade ist, dass es in Athelstans Innerem vielleicht ganz anders aussieht. "Wearing a dog turd doesn't make you a dog", schleudert ihm Floki entgegen, nachdem er abermals betont, dass sein Gott nun Odin sei. Doch so ganz stimmt das nicht. Als Athelstan die Folter des Priesters durch Floki nicht mehr aushält, segnet und erlöst er ihn durch einen Schnitt durch die Kehle.

Neben Athelstan widmet sich Verrat auch anderen bisher vernachlässigten Figuren: Lagertha (Katheryn Winnick) und Björn (Alexander Ludwig). Nichtsahnend von den Entwicklungen in Kattegat und England fristen beide ein eher ödes Dasein. Lagerthas neuer Ehemann Sigvard (Morten Suurballe) ist ein Tyrann und kein guter Ersatz für Ragnar. Björns Toleranzschwelle ist erreicht, als er sieht, dass Sigvard Lagertha schlägt. Er gelobt, ihn umzubringen, falls er noch einmal seine Hand gegen seine Mutter erhebt.

In der letzten Folge hatte Ragnar auf Verlangen von König Horik (Donal Logue) die Vereinbarung mit Jarl Borg (Thorbjørn Harr) gelöst. Eine diplomatisch sehr unkluge Aktion, aber Diplomatie ist eben noch nicht erfunden worden. Natürlich nutzt Borg die erste Chance, sich an Ragnar und Horik zu rächen. Kurzerhand segelt er nach Kattegat in einem wirklich bedrohlichen Episoden-Finale, dass den Verlauf der 2. Vikings-Staffel sicher bestimmen wird. Trevor Morris' Score verrät, dass hier etwas komplett schief läuft. Borgs Krieger überfallen die unvorbereitete Stadt und drängen die Verbliebenen Bewohner in eine ausweglose Situation. Hier wächst Rollo zum ersten Mal über sich hinaus. Er kämpft nicht, wie er es vielleicht früher getan hätte, gegen die Übermacht an, sondern zieht sich zurück, um Ragnars Kinder und Frau zu retten. Aus sicherer Entfernung blicken sie auf die eingenommene Stadt, während Borg uns mit dem Lachen eines echten Bösewichts in den Abspann entlässt.

Bauen statt Rauben

"Verrat" markiert einen weiteren Punkt auf dem ständig ansteigenden Spannungsbogen. Der Blutdurst, den Ragnar in den letzten Folgen von Vikings noch verspürte, wird in dieser Folge durch etwas gänzlich anderes ersetzt. Er foltert nicht, er raubt nicht. Er hat größere Pläne. "If we lived here we could feed everyone.There would be no hunger", eröffnet er König Horik und blinzelt ihn verschlagen an. Wir haben den Höhepunkt noch nicht erreicht, steuern aber geradewegs auf zwei große Kämpfe zu: In England bereitet König Egbert eine Armee vor. In Kattegat muss Jarl Borg vertrieben werden. Doch Michael Hirst wäre nicht er selbst, wenn er nicht versuchen würde, sich diesen Erwartungen zu widersetzen.

Es ist auch Zeit anzusprechen, wie gut Vikings das Sprachparadoxon löst. Modernes Englisch spricht nämlich niemand um 800 n. Chr. Wikinger und Engländer sollten demzufolge starke Verständigungsprobleme haben. Genau das erkennt Vikings an. Nur Athelstan und Ragnar können mit den Fremden kommunizieren. Zudem wird jeder Sprachwechsel durch einen kurzen untertitelten tatsächlichen Sprachwechsel eingeleitet. Der Rest des Dialogs verläuft dann wieder in modernem Englisch (oder Deutsch für die ProSieben-Zuschauer). Die Sprachbarriere ist ein so kleines und doch so wichtiges Detail. Ich rechne es Vikings hoch an, dass die Serie nicht nur die kulturellen und religiösen Unterschiede beleuchtet, sondern auch die unterschiedlichen Sprachen. Besonders in einem Medium, in dem Sprachunterschiede oft ignoriert werden (müssen).

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News