Community

Wer ist das Monster und wer ist der Mann?

19.10.2016 - 09:00 Uhr
Die wohl berühmteste aller Kirchen
Walt Disney/moviepilot
Die wohl berühmteste aller Kirchen
4
9
Von dem "Glöckner von Notre-Dame" gibt es viele Varianten. Und alle haben eins gemeinsam. In allen kommt ein Monster vor.

Mein Lieblingsmonster? Alleine die Frage, was ein Monster überhaupt tun muss, um als Monster zu gelten ist schon schwierig. Muss es nicht menschlich und tödlich sein, wie das Alien oder der Predator? Oder muss es einfach nur morden, wie Dr. Hannibal Lecter und Norman Bates? Oder gilt man auch als Monster, wenn man kein Mensch ist, aber dafür eigentlich keiner Fliege etwas zu leide tun will, wie der arme Riesenaffe King Kong?

Nach Abwägung habe ich mich dafür entschieden, dass alle Kategorisierten als Monster zählen. Und so habe ich mich letzten Endes für mein persönliches Lieblingsmonster für "Claude Frollo" aus dem "Der Glöckner von Notre Dame" entschieden.

Direkt am Anfang des Disneyfilms von 1996, der meiner Meinung nach extrem unterschätzt wird, erzählt der singende Zigeuner Clopin: "Ich erzähle euch eine Geschichte. Eine Geschichte von einem Mann und einem Monstrum."
Am Anfang ist man der Überzeugung, dass der verkrüppelte Quasimodo natürlich das Monster ist. Aber je weiter die Handlung voran schreitet, in egal welcher Fassung des Films, um so mehr beginnt man zu zweifeln. Ist Quasimodo das Monster, nur weil er so geboren worden ist?

Aber das alleine qualifiziert Claude Frollo natürlich noch nicht dazu das Monster zu sein. Was tut er also um hier ausgewählt zu werden?

Während Quasimodo sich unsterblich in die schöne Zigeunerin Esmeralda verliebt, wächst in Frollo ein ähnliches Gefühl heran. Es ist jedoch keine Liebe, sondern vielmehr ein animalischer Trieb, ein animalisches Verlangen dieses Geschöpf zu besitzen. Es geht sogar so weit, dass er lieber Paris niederbrennen will, als sie in den Armen eines Anderen zu wissen. Ganz nach dem Motto, was du nicht besitzen kannst, zerstöre.
In der sehr guten Variante von Jean Delannoy aus dem Jahre 1956 versucht sogar seinen Konkurrenten Phoebus zu erstechen und gleichzeitig den Mord der amen, unschuldigen Esmeralda in die Schuhe zu schieben. Er würde sie lieber am Galgen baumeln sehen, als sie nicht sein eigen nennen zu können. Damit würde er es auch in Kauf nehmen, dass er selber sein Verlangen nicht bekommt. Auch hier wieder nach dem Motto: Wenn nicht ich, dann keiner.

Meiner Meinung nach ist dies eine der reinsten Formen des Bösen und damit eine perfekte Qualifikation als Monster.
Jedoch, als die Schönheit am Ende des Films von einem verirrten Pfeil ins Jenseits befördert wird, scheint Frollo echte Trauer zu empfinden. Ist dies wirklich nur das Bedauern über den Verlust einer schönen Trophäe? Oder hat er doch so etwas wie Liebe empfunden? Was auch immer sein Empfinden war, er hat es mit ins Grab genommen. Denn unmittelbar danach wird er von, dem vor Wut blinden, Quasimodo vom Kirchturm geworfen und ist so im Tode doch noch mit Esmeralda vereint. Etwas, was Phoebus und Quasimodo zunächst nicht vergönnt ist.

Was also hat mich dazu bewegt als mein Lieblingsmonster Claude Frollo auszuwählen?
Wahrscheinlich war es zum einen die Tatsache, dass es absolut überwältigend war, was für einen düsteren Grundton der ganze Film und der Charakter im speziellen in der Disney-Variante von 1996 hat.
Aber zum anderen war es, dass ich (ich habe die Version von 1956 zuerst und im Alter von sieben oder acht Jahren gesehen) vorher noch nie eine solchen Art des Bösen im Film gesehen habe. In den meisten Filmen, die man als Kind geschaut hat, waren die Bösen einfach Böse nur um des Bösen Willen und ohne genauere Motivation. Frollo jedoch handelt genau nach einem Plan und versucht alles um dieses, für ihn ultimative, Ziel zu erreichen. Und wenn dies mit dem Tod derjenigen enden muss, die er besitzen will, dann ist das eben so.

Übrigens, die Aussage vom Anfang "Eine Geschichte von einem Mann und einem Monstrum." wird von unserem singenden Zigeuner Clopin am Ende des Disneyfilms nochmals selber aufgegriffen. Nach dem Quasimodo in dieser von der Gesellschaft akzeptiert wurde, Esmeralda überlebt hat und Frollo immer noch tot ist, fragt der Glaukler den Zuschauer singend: "Wer ist das Monstrum und wer ist der Mann?".

Und mit diesem Zitat kommen wir zum Ende. Ich möchte mich bei allen bedanken, die bis zum Ende gelesen haben. Vielen Dank. Ich hoffe, ihr hattet wenigstens ein bisschen Vergnügen und Freude daran.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Sponsoren der Aktion Lieblingsmonster:

Aktion Lieblingsmonster


Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News

Themen: