Wer geht freiwillig mit Loriot einkaufen?

17.05.2012 - 07:00 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Der pensionierte Einkaufsleiter Heinrich Lohse hat alles im Griff
Universum/Tobis
Der pensionierte Einkaufsleiter Heinrich Lohse hat alles im Griff
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Diese Woche nehmen wir auch mal ein Zitat unter die Lupe, das aus einem deutschen Film stammt. Aus Pappa ante Portas kommt eins der bekanntesten Loriot-Zitate überhaupt. Wir überprüfen Heinrich Lohses Worte auf Herz und Nieren.

In unserem Filmzitate-TÜV wurden bisher keine Zitate aus deutschen Filmen untersucht. Das muss sich natürlich ändern. Den Anfang machen die berühmten Worte von Vicco von Bülow alias Loriot, der sich in der Rolle des Heinrich Lohse beim Einkaufen namentlich vorstellt, damit auch jeder gleich weiß, mit wem er es zu tun hat. In Pappa ante Portas erleben wir Loriot in Bestform. Der 2011 verstorbene Karikaturist, Regisseur, Drehbuchautor und Schauspieler hinterlässt eine gewaltige Lücke in der deutschen Filmlandschaft.

Modell
Mein Name ist Lohse, ich kaufe hier ein.

Baujahr
1991

Karosserie … oder in was das Zitat eingefasst ist
Der Generaldirektor der Deutschen Röhren AG hat keine Verwendung mehr für den Einkaufsdirektor Heinrich Lohse, der wegen seiner vorausschauenden Bestellung von Schreibmaschinenpapier (ausreichend für die nächsten 40 Jahre) nun in den vorzeitigen Ruhestand geschickt wurde. Sein 16-jähriger Sohn sitzt und spricht schon und so hat Herr Lohse nun nach 37 Jahren endlich mal Freizeit – zum großen Schrecken seiner Familie. Nicht nur sein Sohn schnappt über vor Freude. Auch Heinrichs Frau Renate Evelyn Hamann weiß nicht, wie ihr geschieht. An seinem ersten freien Tag übernimmt Heinrich Lohse liebenswürdigerweise den Einkauf für seine Frau, schließlich ist er vom Fach. Im Laden um die Ecke stellt er sich namentlich vor. Als er bemerkt, dass die von ihm gewünschte Reaktion ausbleibt, variiert er seine Worte: Mein Name ist Lohse, ich hätte hier gerne eingekauft.

Profiltiefe … oder wie tiefschürfend diese paar Worte sind
Heinrich Lohse entlarvt sich mit seiner Selbstvorstellung (die schon 1991 nicht mehr zeitgemäß war) als Mann der alten Schule, der glaubt, es würde in einem Lebensmittelgeschäft jemanden interessieren, wie er heißt. Außerdem wird deutlich, dass der werte Herr Lohse die letzten Jahre nur mit seinem Job beschäftigt war. Das Einkaufen übernahm da sicherlich seine Frau oder die Haushaltshilfe Frau Kleinert. In Heinrich Lohses ehemaligem Beruf als Einkaufsdirektor stellte er sich seinen Geschäftspartnern bestimmt stets mit seinem Namen vor. Dass das beim Privateinkauf irgendwie anders läuft, muss an ihm vorbei gegangen sein. Und wenn die Verkäuferin dann auch noch pampig wird, verbittet sich Herr Lohse solche Unhöflichkeiten mit den Worten: In diesem Ton kommen wir nicht ins Geschäft. Also, wir haben da zwei Möglichkeiten. Entweder ich lese Ihnen im Ganzen vor, was ich auf der Liste habe oder wir gehen alles einzeln nachheinander durch. Danach werden dem Pfennigfuchs 150 Gläser Senf nach Hause geliefert. Der peinliche Einsatz als Rabattjäger hat sich letztlich also gelohnt. Nur komisch, dass seine Frau das nicht verstehen will…

Alltagstauglichkeit … oder wie ich das Zitat selbst anwenden kann
Besonders in der Anonymität der Großstädte sollten wir uns wieder auf Traditionen besinnen. Früher wusste jeder, mit wem er es im Alltag so tun hatte. Heute ist das ja nicht mehr so einfach. Es wird Zeit, dass wir uns beim Betreten eines Supermarktes und vor allem auch an der Kasse namentlich vorstellen. Das muss die Kassiererin ja nicht erst auf der EC-Karte lesen, das kann ein jeder auch gleich mündlich mitteilen – aber bitte mit einem kleinen Aufhopsen. Loriot ist zwar unnachahmlich, aber wir können uns ruhig alle eine Scheibe von ihm abschneiden. Und wenn es um Rabatte geht, lassen wir uns ja auch alle nicht lange bitten. 150 Gläser Senf kann so mancher Haushalt gebrauchen. Das ist eine Absicherung, wenn mal wieder unangekündigter Besuch vor der Tür steht.

Pferdestärken … oder wie viel Power das Zitat unter der Haube hat
Nun dürft ihr aber selbst entscheiden, was ihr von Herrn Lohses Worten haltet. Mit nur einem Klick seid ihr dabei.

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