Warum Blade Runner 2049 einer der besten Sci-Fi-Filme aller Zeiten ist

05.05.2018 - 08:50 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
... because you've never seen a miracle
Sony/moviepilot
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Wie an seinem Vorgänger, scheiden sich auch an diesem Blade Runner die Geister. Aber heute, in diesem Moment, ist unser Urteil unumstößlich und klar: 2049 ist ein Kunstwerk, das es mehr als verdient hat, in einem Atemzug mit den größten Science-Fiction-Filmen aller Zeiten genannt zu werden!

Dass da was ganz besonderes auf uns zukam, war eigentlich schon seit der Ankündigung klar, seit all die großen Namen genannt wurden, die an ihm arbeiten würden. Dass die Fortsetzung auf ebenso blinde Augen wie Blade Runner stoßen würde, leider auch irgendwie. Aber macht das Blade Runner 2049 deswegen zu einem schlechteren Film? Bloß weil manche Menschen ihn langweilig fanden? Weil er nicht das war, was sie erwarteten? Weil er nicht das war, was ein Science-Fiction-Film ihrer Meinung nach sein sollte?

Nein, Blade Runner 2049 teilt nicht nur das Schicksal seines Vorgängers - er ist auch ein ebensolches Meisterwerk! Und ein solches Meisterwerk verdient einen so begeisterten, einen so begeisternden Kommentar wie diesen hier von Strackymandias!

Der Kommentar der Woche von Strackymandias zu Blade Runner 2049

Gravity, Interstellar, Der Marsianer, Arrival… und nun Blade Runner 2049. Seit einigen Jahren gibt es nun schon die schöne Tradition, dass im Herbst ein qualitativ herausragender Science Fiction-Film in die Kinos kommt. In diesem Jahr ist das die Fortsetzung von Ridley Scotts visionärem Klassiker Blade Runner, einem der größten Meilensteine der Science Fiction und Wegbereiter des Cyberpunk-Subgenres. Bekannt ist der Film unter anderem (vor allem im sogenannten „Final Cut“) für sein offenes Ende. Gab es irgendjemanden, der nach dem Film eine Fortsetzung gebraucht hat? Und dann auch noch nachdem schon mehrere Jahrzehnte ins Land gegangen sind? Vermutlich nicht.
Als jedoch bekannt wurde, dass Denis Villeneuve, der Frankokanadier, der mit Werken wie Incendies, Prisoners und Arrival bisher konstant hohe Qualität abgeliefert hat, Regie führen wird, der dreizehnfach Oscar-nominierte Großmeister Roger Deakins die Kamera übernimmt und Jóhann Jóhannsson komponieren wird, wurde mein Interesse definitiv geweckt und eine hohe Erwartungshaltung stellte sich ein. Oft ist es dann bei mir der Fall, dass die Erwartungshaltung zu groß, beinahe unrealistisch wird, und ich dann von so meisterhaften Filmen, wie Mad Max: Fury Road oder La La Land zunächst enttäuscht bin.

Nicht so bei Blade Runner! Meine Erwartungen waren gewaltig - und wurden noch übertroffen! Dieser Film ist ein verdammtes Meisterwerk, nicht nur der bisher beste Film des Jahres (glaube auch kaum, dass er noch übertroffen wird), sondern einer der besten Science Fiction-Filme aller Zeiten.

Zur Story möchte ich nur wenig sagen, da hier Trailer, wie Kritiken bisher erfreulicherweise sehr spoilerfrei geblieben sind. Daher nur ein kurzer Abriss: Der Film spielt im Jahr 2049, der Wallace Corporation, praktisch dem Nachfolger der Tyrell Corp aus dem Vorgänger, ist es gelungen, gefügige Replikanten zu erschaffen, welche der Menschheit bedingungslos dienen. Ältere Modelle werden von sogenannten Blade Runnern, wie es vor Jahrzehnten einmal Deckard (Harrison Ford) war, gejagt und getötet. Einer dieser Blade Runner ist K (Ryan Gosling), welcher bei der Jagd auf den Replikanten Sapper Morton (Dave Bautista) auf ein gut gehütetes Geheimnis stößt, welches die Welt für immer verändern wird.

Klingt sehr wage, aber ich möchte nichts vorweg nehmen, da das Drehbuch, geschrieben vom Original-Autoren Hampton Fancher und Michael Green (der derzeit mit Logan, American Gods und bald Mord im Orientexpress einen enorm guten Lauf hinlegt) sehr gelungen ist. Nicht nur enthält der Film einige wundervolle Monologe und interessante Gespräche, auch die Story selbst ist komplex, überraschend und in keinster Weise weniger philosophisch als die des Vorgängers. Auch wenn die Trailer recht kalt und steril wirkten, ist die Handlung auch eine der gefühlvollsten, die ich in letzter Zeit gesehen habe, stellenweise sehr traurig und wird mich wohl noch eine Weile beschäftigen. Obwohl der Film handwerklich auf dem neusten Stand der Technik ist, so orientiert er sich inhaltlich und stilistisch also immer noch eng am Original. Wie früher einmal Deckard, ist auch K ein sehr einsamer Charakter und auch das Erzähltempo ist erfreulicherweise wieder eher gemäßigt, sodass man viel Gelegenheit bekommt, die unfassbar geile Atmosphäre aufzusaugen.

Denn wenn es eine Sache gibt, bei der Blade Runner 2049 insbesondere glänzt, dann ist das die Inszenierung. Der Film ist ein audiovisueller Meilenstein, dagegen kann man nichts sagen. Von der Tonmischung, über die überragenden CGI-Effekte bis hin zum Soundtrack, der letztlich doch nicht von Jóhannsson, sondern von Benjamin Wallfisch (der mich erst neulich mit It begeistert hatte) und Hans Zimmer beigesteuert wurde. Letzterer orientiert sich stark am Original von Vangelis, schafft es aber auch, neue Akzente zu setzen und hat einige Momente, die für mich akustisch zu den besten des Jahres gehören. Ich liebe es einfach, wenn man von wohlklingenden Synthesizer-Harmonien regelrecht in den Sitz gepresst wird. Gerade in Dolby Atmos ist die Tonkulisse des Filmes absolut glorreich.

Der MVP des Filmes ist jedoch ohne Frage der Kameragott Roger Deakins. HOLY SHIT! Hier ist wortwörtlich jeder Frame ein Gemälde. Blade Runner 2049 ist ein absolutes Kunstwerk, von der ersten bis zur letzten Minute, und einer der visuell hervorragendsten Filme überhaupt. Wenn Deakins hierfür nicht seinen lang verdienten Oscar gewinnt, wäre das ein gewaltiger Fauxpas von Seiten der Academy! Für mich war das Beindruckendste, dass Deakins, trotz aller Verneigung vor dem Original, etwas völlig neuartiges schafft und einige Bilder auf die Leinwand zaubert, die ich in der Form noch nie gesehen habe. Gerade heutzutage, wo man das Gefühl bekommt, dass man jede Einstellung irgendwo schon einmal gesehen hat, wirft einem dieser Film einen kreativen Einfall nach dem anderen entgegen und entführt den Zuschauer in eine düstere, dystopische, aber auch wunderschön fremdartige Welt. Dabei darf natürlich nicht unerwähnt bleiben, dass Set- und Kostümdesign ebenfalls einen großen Beitrag zur Immersion in diese Zukunftswelt leisten.

Fazit: Ich könnte noch stundenlang weiter schwärmen über Blade Runner 2049, aber ich muss natürlich auch aufpassen, nicht zu viel zu verraten. Geht einfach rein in diesen Film, ich glaube jeder, der auf intelligente, gut erzählte Sci-Fi steht, wird es nicht bereuen. Dass der Film außerdem ein bahnbrechendes, audiovisuelles Meisterwerk ist, kommt erschwerend dazu. Für mich mindestens der beste Film des Jahres. Ein absolutes Brett!

Den Originalkommentar findet ihr übrigens hier.

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