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Vor 20 Jahren: Die Notwehr des Han Solo

31.01.2017 - 00:01 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Zu wenige Dewbacks im Hintergrund?
Hieronymus Hölzig
Zu wenige Dewbacks im Hintergrund?
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Am 31.1.1997 kam "Krieg der Sterne", aufgepeppt als "Special Edition", zurück in die amerikanischen Kinos. Die beiden Nachfolger erschienen im Februar & März. Diskussionen um das Für und Wider der effektgeladenen Neuaufbereitung halten bis heute an.

1989  führte die amerikanische Kongressbibliothek das "Nationale Filmregister" ein, welches jährlich 25 Filme aufnimmt, die die "Bandbreite des amerikanischen Film-Erbes" aufzeigen sollen. Die Auswahl der ersten Stunde: Eine bunte Riege aus Klassikern wie Citizen Kane, Vertigo, Casablanca, Schneewittchen und die sieben Zwerge. Auch eine Kopie von Krieg der Sterne sollte mit in den Bestand, doch Regisseur George Lucas zögerte mit der Herausgabe. Dieser allererste Star Wars-Film (alternativ bekannt als "Episode IV - Eine neue Hoffnung") wurde 1977 zu dem Blockbuster schlechthin, hatte den Börsenwert von 20th Century Fox vervierfacht und mit der Gründung des Tricktechnik-Unternehmens "Industrial Light & Magic" (ILM) das Zeitalter des großen Effekte-Kinos losgetreten. Warum wollte Lucas seinen Film nicht herausgeben und empfand die Anfrage der Library of Congress nicht als Ehrung?

Filmschätze zwischen Salz und Brautkleidern

Hutchinson in Kansas ist eine Stadt von etwa 40.000 Einwohnern. Der bekannteste Bürger dieses Ortes war vielleicht der skupellose Bankräuber Edward J. Adams, der in den 20er Jahren sein Unwesen trieb. In Hutchinson gibt es aber vor allem eines: Salz. Seit 1923 wird es gefördert und der Ort alternativ mit "The Salt City" tituliert. Irgendwann jedoch kam jemand auf die Idee, daraus einen weiteren Nutzen zu schlagen. Seit 1959  bietet die "Underground Vaults & Storage Inc." einige ausgebaggerte Stollen zur sicheren Einlagerung von empfindlichen Kulturschätzen an. Dadurch beherbergt dieser Ort zeitgenössische Zeitungsausgaben zur Ermordung von Abraham Lincoln, Brautkleider und alte Aktienzertifikate. Die Ur-Negative von Filmen wie Der Zauberer von Oz und Ben Hur haben dort ebenso ihren festen Platz gefunden, wie auch das Originalmaterial von "Krieg der Sterne". Als 1995  Lucasfilm feierlich verkündete, die sogenannte Star Wars: Special Edition zum 20. Jubiläum in die Kinos zu bringen, befanden sich die Kodak-Negative jedoch in einem Zustand voller Kratzer, Schmutz und Blässe. Weitgehend unbeschädigte Abzüge und Magnetbänder aus George Lucas' Privatbesitz mussten zur Restauration herangezogen werden. Es gab also genug zu tun, um C3PO und co. zu neuem Glanz zu verhelfen. Die schlichte Aufbesserung von Bild und Ton war bei jenem Vorhaben aber nur zweitrangig. Lucas ging es vor allem darum, den großen "Krieg der Sterne" seiner ursprünglichen Film-Vision anzunähern. Konsequenz: Mit modernster Computertechnik neue Effekte einfügen, alte zum Teil austauschen, bis dato unmögliche Szenen realisieren. Nach der Ankündigung folgten prompt VHS-Verkäufe, die als "letzte Chance, den originalen 'Krieg der Sterne' zu besitzen,"  angepriesen wurden. George Lucas würde später sagen, er habe nie zuvor die Möglichkeit gehabt, die Geschichte zu erzählen, die er erzählen wollte , Geld und Zeit hätten 1977 gefehlt. Der gebürtige Heidelberger und Special Edition-Produzent Rick McCallum sprach von "Beschränkungen der Technologie", denen "das Geschichtenerzählen" zum Opfer gefallen war. Interviews zu den Motiven hinter der 97er-Version lesen sich meist so, als wäre der "Ur-Star Wars" ein peinliches B-Movie gewesen. Seltsamerweise hing sich die Unzufriedenheit weitgehend an sehr speziellen Details auf. Rick McCallum im Interview:

Der Speeder war einer der größten Momente des Schauderns für George.

Gemeint war damit die Aufnahme von Luke Skywalkers schwebendem Fahrzeug, dessen Räder man durch Vaseline auf der Kameralinse hatte "verschwinden" lassen. Zu sehen war dadurch jedoch ein orangefarbener Klecks unter dem Gefährt, den man pragmatisch als "Kraftfeld" bezeichnete. Um Schönheitsfehler wie diese nun auszumerzen, bediente man sich eines Mittels, das 1977 noch nicht existiert hatte: CGI, computer-generierte Bilder. "Krieg der Sterne" hatte zwar den Einsatz von Computern für Spezialeffekte etabliert, doch enthielt er fast keinerlei CGI. Die Rechner waren damals hauptsächlich dafür zum Einsatz gekommen, die Kamerabewegungen für dynamische Bluescreen-Montagen zu steuern - Etwa, wenn im Finale die kleinen X-Wings und TIE-Fighter über den riesigen Todesstern düsen. Auch diese Szenen sollten für 1997 mit digitalen Animationen aufgepeppt werden. Am auffälligsten würden jedoch veränderte Szenen sein, die in der gesetzlosen Stadt Mos Eisley spielen. Lucas wollte sie als Ort von "Schurkerei und Abschaum" darstellen, doch sieht man in der Original-Version wenige Plätze, kaum Figuren und ein unbewegliches Gummimonster.

Charlie Chaplin & Alfred Hitchcock

Den ersten vollständig computergenerierten Spezialeffekt hatte Lucas' Firma ILM für die "Quasi-Konkurrenz" von "Star Trek" geschaffen: "Der Zorn des Khan" bot 1982 einen CGI-Planeten samt Explosion und virtueller Kamerafahrt. Danach ging die Entwicklung rasant: Terminator 2 (1991) verwandelte Menschen in flüssiges Metall, Jurassic Park ('93) ließ Kreaturen der Kreidezeit auferstehen, Forrest Gump ('94) machte die "unbemerkten CGI-Animationen" salonfähig und fügte überdies Tom Hanks in historisches Bildmaterial ein. Was früher nicht ging, war nun möglich und sollte auch Star Wars in Form einer Frischzellenkur zugute kommen. Bereits Charlie Chaplin hatte seinen 20er-Jahre-Stummfilmklassiker Goldrausch 1942 ein weiteres Mal herausgebracht, diesmal als Tonfilm mit Erzählerstimme. Alfred Hitchcock drehte sein eigenes Werk Der Mann, der zuviel wußte von 1934 zwei Jahrzehnte später sogar ein zweites Mal komplett neu. Warum nicht also auch Star Wars einigen Nachbesserungen unterziehen - So war es doch Lucas' Baby, seine Entscheidung, "sein  Film," wie es Rick McCallum beschwichtigte.

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