US-Serien in Deutschland - Perlen vor die Säue

04.01.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
US-Serien in Deutschland - Perlen vor die Säue
Netflix/Showtime/ABC/moviepilot
US-Serien in Deutschland - Perlen vor die Säue
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“Sind die Zuschauer zu doof für gutes Fernsehen?” wurde vor einigen Tagen im Internet gefragt, ohne aber dabei eine wirkliche Antwort zu liefern. Darum gingen wir etwas akribischer der Frage nach, warum 2013 so viele hochkarätige US-Serien im deutschen Fernsehen floppten.

Immer mehr US-Serien entpuppen sich im deutschen Fernsehen als Quotengift. House of Cards oder Homeland sind nur zwei von einem Dutzend Serien, die 2013 weit hinter den Erwartungen blieben. Was lief schief? Wir werfen im Aufreger der Woche einen etwas genaueren Blick auf die größten Flops und Enttäuschungen von US-Serien im deutschen Fernsehen. Nicht jede Serie hat das Zeug, einen Hype à la Breaking Bad oder Game of Thrones zu erzeugen, aber wenn Qualitätsserien wie House of Cards, Homeland oder The Following teils katastrophalen Schiffbruch erleiden, dann ist etwas faul im Staate Deutschland.

Homeland (Sat.1)
In der Heimat fuhr die letzte Staffel von Homeland Rekordquoten ein (moviepilot berichtete), während sich die Serie auf Sat.1 nach anfänglichem Höhenflug spätestens ab dem Ende der ersten Staffel im kontinuierlichen Sinkflug befand. Am Ende von Season 1 lag der Marktanteil noch bei vertretbaren 10 Prozent. Um dem Abwärtstrend entgegen zu wirken, verlegte Sat.1 die Serie am Sonntag um eine Stunde vor auf 22.15 Uhr. Aber anstatt die Quoten zu stabilisieren, gingen sie nun endgültig in den Keller und landeten am Ende bei 6,5 Prozent Marktanteil bei der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen, was knapp 990.000 Zuschauern entsprach. So wandelte sich Homeland von einem Serienhit zu einer bitteren Enttäuschung für ProSiebenSat.1 Media.

Homeland scheint beim deutschen Publikum über die eigenen Füße gestolpert zu sein. Eine anspruchsvolle, Staffel übergreifend erzählten Serie wie diese macht Neuzuschauern den Einstieg nicht unbedingt einfach. Generell darf der Sendeplatz am Sonntagabend auf Sat.1 wohl als Seriengift für Dramaserien bezeichnet werden (siehe House of Cards).

House of Cards (Sat.1)
Netflix revolutionierte mit House of Cards den Serienmarkt und umso sehnsüchtiger wartete das Netflix-lose Deutschland auf den Start der Serie im Free-TV. Sollte man zumindest meinen. Am 10. November 2013 war es auf Sat.1 endlich so weit. Doch die Quoten waren von Anfang an wenig erfreulich. Die Serie kam auf keine 7 Prozent Marktanteil bei der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen, was sich auch nach mehreren Folgen nicht besserte. Also entschloss sich der Sender kurzerhand sich dieser vergeudeten Investition zu entledigen und die restlichen sechs Folgen in einem Marathon in der Nacht von Sonntag auf Montag zu verbraten und bewies damit fast Netflix-artige Binge Watching Qualitäten. Unfreiwilligerweise.

Was ist passiert? Vermutlich das Internet. Deutschland dürstet es nach Netflix. Im Hier und Jetzt und nicht im Irgendwann. Also verschaffte sich die nach Serienrevolution verzehrende, Internet affine Zielgruppe selbst Linderung in dem es die Serie direkt an der Quelle schöpfte und hatte danach schlicht kein Verlangen mehr nach einer Free-TV Ausstrahlung. Auch nicht förderlich war sicherlich, dass House of Cards den Sendeplatz von Homeland übernahm, der bekanntlich Carrie und Nick auch kein Glück bescherte.

Scandal (Super RTL)
Scandal, eine Serie im Quotenhöhenflug. Zumindest in den USA. Bei den hiesigen Sendern herrschte aber herzlich wenig Interesse für eine Polit-Soap auf Speed, weswegen sie irgendwann bei Super RTL landete, wo ihr erwartungsgemäß kein großes Publikum vergönnt war. 1 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen sprechen für sich. Nach drei Wochen verlor Super RTL die Geduld und verschob die Serie von 20.15 Uhr auf 22.15 Uhr und stellte ihr Monk als Verstärkung zur Seite.

Woran es lag? Grey’s Anatomy – Die jungen Ärzte, der medizinische Bruder im Geiste von Scandal, avancierte nach einer ebenfalls holprig gestarteten ersten Staffel und einer identischen Verschiebung von der Primetime auf einen 22 Uhr-Slot über Jahre hinweg zum Publikumsliebling. Jedoch auf ProSieben und nicht auf einem Spartensender wie Super RTL. Zumindest beweist der Familiensender Geduld, was Olivia Pope und ihrem Team doch noch zum Durchbruch verhelfen könnte.

Castle (Kabel Eins/Sat.1)
Wenn Programmplaner mit den Zuschauern “Mensch ärgere dich nicht” spielen: Über mehrere Jahre hinweg lief Castle mit soliden Quoten am Freitagabend auf Kabel Eins. In der Mitte der fünften Staffel krallte sich Sat.1 die Serie plötzlich, um sie zusammen mit The Mentalist am Montagabend ins Rennen zu schicken. Mit für Sat.1 Verhältnisse sehr bescheidenem Erfolg. Wäre das für den Zuschauer nicht bereits Grund genug an die Decke zu gehen, wurde die sechste Staffel kurz vor Finale von Sat.1 abgebrochen. Währenddessen erlitt Kabel Eins beim Versuch einen Ersatz für Castle zu etablieren, einen Rückschlag nach dem anderen. Kürzlich kam endlich das Einsehen und Richard Castle durfte wieder zu seinem angestammten Sender zurückkehren.

In diesem Fall ist Ursache selbsterklärend. Im Dunkeln herumstochernde Sendeplaner mit der Hoffnung, einen Zufallstreffer zu landen. Ganz nach der Devise “Das Glück ist mit den Sendeplanern”.

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