Tote Mädchen lügen nicht - Suizid-Darstellung sorgt für Kontroversen

22.04.2017 - 12:45 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Clay in Tote Mädchen lügen nicht geben?Netlix
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Die Netflix-Serie Tote Mädchen lügen nicht hat eine Debatte um Suiziddarstellungen angestachelt. Diverse Organisationen äußern Sorgen, gefährdete Jugendliche könnten sich von der Serie zum Selbstmord ermutigt fühlen.

In der Netflix-Serie Tote Mädchen lügen nicht legt die Highschool-Schülerin Hannah Baker jene 13 Gründe dar, die sie zum Selbstmord verleiteten. 13 Reasons Why, so der Originaltitel, ist auch in Deutschland bei Netflix verfügbar und richtet sich vor allem an ein heranwachsendes Publikum. Die Darstellung von Hannah Bakers Suizid am Ende der Serie sorgt in den USA und Australien jetzt für Kontroversen. Junge Menschen würden zum Selbstmord ermutigt, Zuschauer mit "riskanten" Suiziddarstellungen konfrontiert, zitiert der Hollywood Reporter  Kristen Douglas von der Stiftung Headspace. Weiterhin führt Douglas aus, Studien würden einen Zusammenhang zwischen der Darstellung von Suiziden und Suizid-Gedanken nahelegen.

Das, was hierzulande als Werther-Effekt  bekannt ist, wird befürchtet: "Mir wurde berichtet, Menschen fühlten sich in ihrer eigenen Verwundbarkeit getroffen, und die Serie ließ sie ihrerseits einen Suizid als mögliche Option betrachten.", sagt Douglas. Andere Experten weisen auf die Verantwortung von Sendern hin, die Wirkung des Gezeigten auf ihr Publikum zu berücksichtigen.

Befürchtet wird überdies, dass die sehr detaillierte Darstellung der Suizid-Methode eine Art Richtlinie für junge, selbstmordgefährdete Menschen darstellen könnte. Tote Mädchen lügen nicht ist eine Romanadaption und die Suizid-Methode sowie ihre Beschreibung wurden für die Serien abgeändert. Nic Sheff, ein Autor der Serie, verteidigt bei Vanity Fair  seine Version der Szene: "Mir scheint, das Unverantwortlichste, das wir hätten tun können, wäre, den Suizid nicht zu zeigen. [...] Das Tape zu spielen, zeigt die ultimative Realität, dass Selbstmord ganz und gar keine Erleichterung ist."

Organisationen für Psychische Gesundheit melden in Australien zunehmende Konsultationsgesuche von Eltern, Teenagern und Schulen seit die Serie im März startete. Dies wiederum könnte natürlich auch auf ein wachsendes Bewusstsein der Erziehungsberechtigten und pädagogischen Einrichtungen zurückzuführen sein, die sich von Tote Mädchen lügen nicht schlicht alarmiert fühlen.

Tote Mädchen lügen nicht ist derzeit die am häufigsten erwähnte Serie bei Twitter. Der Diskurs in den USA  ist längst kein rein ästhetischer mehr, sondern ein pädagogischer. Eltern werden angehalten, mit ihren Kindern über die Themen der Serie und die Probleme ihrer Figuren zu sprechen, Leitfäden stehen ihnen hierfür zur Verfügung . Das Ziel der Serie, eine Konversation zu starten, das Hauptdarstellerin Katherine Langford hier im Interview ausgab, hat Tote Mädchen lügen nicht erfüllt.

Wenn ihr euch betroffen fühlt, kontaktiert umgehend die Telefonseelsorge . Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110-111 oder 0800-1110-222 erhaltet ihr Hilfe von Beratern, die schon in vielen Fällen Auswege aus scheinbar aussichtslosen Situationen aufzeigen konnten.

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