Tote Mädchen lügen nicht - Deutsche Kinder- und Jugendärzte fordern Verbot der Serie

07.07.2017 - 17:00 Uhr
Tote Mädchen lügen nicht
Netflix
Tote Mädchen lügen nicht
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Diskussionen um die Netflix-Serie Tote Mädchen lügen nicht gehen in eine neue Runde. Der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte in Deutschland fordert nun das Verbot der Serie, die den Selbstmord einer Schülerin behandelt.

Bereits vor einem knappen Monat äußerte sich Selena Gomez, die die Netflix-Serie Tote Mädchen lügen nicht produziert, zu der nicht enden wollenden Kontroverse um die Serie. Inhalt dieser ist der Selbstmord der Schülerin Hannah, die in 13 Folgen die 13 Gründe aufzählt, die sie zu dieser Entscheidung brachten. Was mit Schikanen auf dem Schulhof beginnt, wandelt sich von hartem Mobbing zu einem Gewaltverbrechen. Die Darstellung ihres Selbstmordes wird in der letzten Episode gezeigt und führte zu heftiger Kritik. Eltern, Lehrer und Psychologen fürchteten den Werther-Effekt. Dieser wird vom Kriseninterventionszentrum Österreich  folgendermaßen definiert:

Sensationsträchtige Medienberichte über Suizide können weitere Suizide auslösen.

In Deutschland fordert daher der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte  das Verbot der Serie.

Tote Mädchen lügen nicht

In einer Pressemeldung teilte dieser Verband mit, dass sie die Serie als äußerst gefährlich für psychisch labile Kinder und Jugendliche einschätzen.

Wie auch die Fachverbände der Kinder- und Jugend- und auch Erwachsenenpsychiater, so sehen auch Kinder- und Jugendärzte in der Serie eine große Gefahr insbesondere für psychisch kranke und labile junge Menschen.

Der Sprecher des Berufsverbandes für Kinder- und Jugendärzte, Dr. Joseph Kahl, bedauert die Nichteinhaltung der internationalen Richtlinien für die Berichterstattung von Suiziden. Zudem sei die Darstellung zu genau und würde Zuschauenden eine Vorstellung davon geben, wie sich das Leben genommen werden kann.

Die Netflix-Serie missachtet diese [internationalen] Richtlinien. Sie zeigt den Suizid drastisch und detailliert. Jugendliche, die sich mit der Idee der Selbsttötung beschäftigen, werden durch die Serie möglicherweise in Richtung Tat beeinflusst. Zumal sie auch zeigt, WIE ein Suizid gelingen kann. Wir fordern daher ein Verbot dieser Serie
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Das Kriseninterventionszentrum Österreich betont die Aufgabe der Aufklärung der Medienwelt in ihrem Leitfaden zur Berichterstattung von Suizidalität.

Die Medienwelt bietet Menschen durch Darstellung von Lebensgeschichten oft auch Rollenmodelle sowie Identitäten und liefert somit auch konkrete Denk- und Verhaltensmodelle, die eine Nachahmung ermöglichen. Dies gilt in Bezug auf Suizidalität sowohl für konstruktive als auch für destruktive Konfliktlösungen. Besonders Kinder und Jugendliche können aufgrund ihrer entwicklungsbedingten Identitätssuche eine erhöhte Imitationsbereitschaft aufweisen.

Dr. Joseph Kahl richtet sich zusätzlich an Eltern von psychisch labilen Kindern und rät zu besonderer Aufmerksamkeit.

Eltern, die mitbekommen, dass sich ihr Kind mit Suizidgedanken trägt, dass es eventuell besonders fasziniert ist von der Serie, sollten ihre Beobachtungen ernst nehmen und sich SOFORT professionelle Hilfe suchen. (...) Wenn ein Kind signalisiert, dass es Suizidgedanken hegt, ist das keine Laune, die vorübergeht, sondern möglicherweise Ausdruck einer seelischen Störung, die schneller und professioneller Hilfe bedarf

Mitte Juni 2017 begannen die Dreharbeiten für die 2. Staffel Töte Mädchen lügen nicht, die 2018 auf Netflix erscheinen soll.

Tote Mädchen lügen nicht

Die Serie macht insbesondere Schlagzeilen aufgrund ihrer Darstellung von Suizid und Vergewaltigung, spricht aber mit dem Thema Mobbing ein sehr wichtiges Thema an, das bisher in Film und Serie nur sehr mäßig behandelt wurde. Insbesondere für Jugendliche ist das Thema von hoher Relevanz, aber auch für ihre Eltern und Lehrer, denen sich die Schüler und Schülerinnen nicht anvertrauen. Auch Tabus wie psychische Erkrankungen und Suizid finden mit Tote Mädchen lügen nicht eine Plattform, auf der sie besprochen werden. Die Altersfreigabe von 16 Jahren und die Hinweise vor den Folgen, in denen die Suizidalität der Protagonistin dargestellt wird, sollte bereits junge, leicht beeindruckbare psychisch labile Jugendliche davon abhalten, die Serie schauen zu können.

Findet ihr, dass Tote Mädchen lügen nicht aufgrund seines Inhaltes verboten werden sollte?

Wenn ihr euch von der Thematik betroffen fühlt, kontaktiert umgehend die Telefonseelsorge . Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110-111 oder 0800-1110-222 erhaltet ihr Hilfe von Beratern, die schon in vielen Fällen Auswege aus scheinbar aussichtslosen Situationen aufzeigen konnten.

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