An Til Schweiger scheiden sich die Geister, der Mann polarisiert. Für viele seiner Aktionen, einen Großteil seiner Aussagen und die meisten seiner aktuellen Filme habe ich nur wenig übrig. Ich war ehrlich überrascht, als ich mitbekommen habe, dass sich Til Schweiger öffentlich auf Facebook gegen Fremdenfeindlichkeit ausgesprochen hat. Mein erster Gedanke war: Dann verliert er ja einen Haufen Fans, denn Stumpfsinn in der breiten Masse und Fremdenhass liegen nah beieinander. Es kann Til Schweiger also eigentlich gar nicht hoch genug angerechnet werden, dass er eine Lanze für Flüchtlinge gebrochen hat. Er erreicht damit meiner Meinung nach nämlich wirklich die Leute, die überzeugt werden müssen und nicht sowieso schon diese Meinung teilen. Jetzt will er zudem ein Flüchtlingsheim errichten.
Die Berichterstattung dazu liest sich sehr unterschiedlich und somit extrem verwirrend. Eines steht jedenfalls fest: An Publicity mangelt es dem Projekt nicht. Til Schweiger hat deswegen sogar sehr öffentlichkeitswirksam mit dem Vize-Kanzler telefoniert. Was dabei herausgekommen ist, bleibt unklar. Til Schweiger selbst hat auf jeden Fall Folgendes gegenüber der Bild am Sonntag gesagt: "Ich werde mit Freunden zusammen ein Flüchtlingsheim aufbauen. Wir wollen ein Vorzeige-Flüchtlingsheim bauen. Und ich werde eine Stiftung für traumatisierte Kinder gründen." Das klingt natürlich super, nur die Feinheiten schienen noch nicht abschließend geklärt. Einen Ort gibt es aber schon: Das Flüchtlingsheim soll in Osterode im Harz entstehen, in der ehemaligen Rommel-Kaserne.
Die gehört nämlich dem Princess of Finkenwerder-Unternehmen, Til Schweigers Freunden. Mit ihnen hat der Schauspieler und Regisseur einen Vertrag geschlossen, um dort eine "Flüchtlingserstaufnahmeeinrichtung aufzubauen, die deutlich über dem normalen Standard liegt". Was bisher aber eher mangelhaft kommuniziert wurde, erklärt der Bürgermeister von Osterode dem Tagesspiegel etwas genauer: "Til Schweiger will hier kein Flüchtlingsheim aufbauen, sondern dabei helfen, dass hier in der ehemaligen Rommel-Kaserne eine Flüchtlingserstaufnahmeeinrichtung entsteht." Darin besteht ein nicht zu unterschätzender Unterschied: Es geht nicht um die Unterbringung, sondern um eine Erstaufnahmeeinrichtung, und die muss auch nicht erst von Til Schweiger gebaut werden. Sie soll aber eben besser werden als die anderen – und von einem gewinnorientierten, privaten Unternehmen geführt werden.
Dabei gibt es schon seit Längerem das Bestreben, aus der ehemaligen Rommel-Kaserne eine Erstaufnahmeeinrichtung zu machen. Die Aussagen zur aktuellen Sachlage wirken aber allesamt sehr widersprüchlich. Bereits im Juni wollte das niedersächsische Innenministerium dort ein derartiges Projekt umsetzen, aber die Verträge mit der Firma Princess of Finkenwerder sind laut des Innenministeriums noch nicht unterzeichnet. Um die Verwirrung komplett zu machen, hat Til Schweiger im Gegensatz dazu verlauten lassen, die Sache sei jetzt in trockenen Tüchern. Ja, was denn nun? Eine Erstaufnahmeeinrichtung oder ein Flüchtlingsheim? Steht der Vertrag jetzt, oder doch noch nicht? Folgen den Worten auch Taten und wenn ja, wann?