The Americans - Eheprobleme, Familienleben und der Kalte Krieg

06.10.2016 - 09:00 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
The Americans mit Matthew Rhys & Keri RussellFX
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Wie lange kann ein Mensch ein Doppelleben führen, bis es ihn innerlich zerreißt? Dieser Frage wird in der Agentenserie The Americans nachgegangen, die sich mit den 80er Jahren und dem Kalten Krieg genau das passende Szenario dafür ausgesucht hat.

Alles, was im Kalten Krieg passiert ist, bleibt auch im Kalten Krieg. Obwohl dieser Konflikt zwischen den USA und der Sowjetunion nun schon seit zweieinhalb Jahrzehnten vorbei ist, kommen immer noch geheime Akten und Informationen ans Tageslicht, die zuvor unter Verschluss standen. So stellten amerikanische Geheimdienste erst viele Jahre später fest, dass sich einige russische Spione in die USA eingeschlichen hatten und als scheinbar normale Bürger Informationen für den KGB beschafften. Joe Weisbergs The Americans greift auf eindrucksvolle Weise dieses Thema auf und zeigt, wie das Leben zwischen Familie und Hingabe zur Mission einen Menschen allmählich zermürben kann.

Philip (Matthew Rhys) und Elizabeth Jennings (Keri Russell) scheinen ein normales, durchschnittliches Ehepaar in den USA der Reagan-Ära zu sein: Zusammen mit ihren zwei Kindern Paige (Holly Taylor) und Henry (Keidrich Sellati) leben sie in einem Vorort von Washington, D.C., in dem sie auch erfolgreich ein Reisebüro betreiben. Doch des Nachts gehen die Jennings noch einer ganz anderen Beschäftigung nach. Denn Philip und Elizabeth sind keine Amerikaner, sondern vom KGB ausgebildete Spione, die Jahre zuvor zusammen in das Land eingeschmuggelt wurden, um dort geheime Aufträge für die Sowjetunion auszuführen. Ihre Kinder wissen nichts von den wahren Identitäten ihrer Eltern und diese versuchen alles, was auch nur ansatzweise an ihre russische Herkunft erinnern könnte, vor ihnen zu verbergen. Die komplizierte Situation wird für die Jennings noch prekärer, als nebenan der FBI-Agent Stan Beeman (Noah Emmerich) mit seiner Familie einzieht.

The Americans

The Americans konnte schon nach der ersten Folge mein Herz erobern. Nicht nur, dass für mich der Kalte Krieg die vielleicht interessanteste Ära der jüngeren Geschichte ist, sondern auch die authentische 1980er Jahre-Atmosphäre hat mich sofort in den Bann gezogen. Anders als zum Beispiel Stranger Things ist The Americans weniger nostalgisch, weniger neonfarben und hat weniger Evil Dead-Poster an der Wand. Die Serie nimmt ihr Thema ernst, weswegen die Grundstimmung düster bleibt. Und warum sollte sie das auch nicht sein? Unsere (Anti-)Helden sind Mörder, Diebe und spielen mit den Gefühlen ihrer Mitmenschen, nur um an die nötigen Informationen zu kommen. Dies spiegelt sich auch in Philip und Elizabeth selbst wieder, die sich ständig im Konflikt miteinander und sich selbst befinden. Während Philip nämlich am liebsten die Mission abbrechen und überlaufen würde, glaubt Elizabeth unbeirrbar an den Sieg der UdSSR. Zwischen all diesen Grabenkämpfen aber steckt nach wie vor ein Ehepaar, das sich doch liebt und seine Kinder in einem System aufziehen muss, das es eigentlich ablehnt. Keri Russell und Matthew Rhys haben von Anfang an eine so unglaubliche Chemie, dass man ihnen jeden Streit, sei es um normale Eheprobleme oder ihre Mission, sofort abnimmt. Matthew Rhys spielt den fürsorglichen Philip genauso überzeugend wie Keri Russel ihre manchmal eiskalte Elizabeth, hinter deren harter Schale sich aber eine verletzliche Seele befindet.

The Americans

In meiner Lobhudelei für die Hauptfiguren darf ich aber natürlich nicht die Nebencharaktere vergessen, wie etwa den FBI-Agenten Stan Beeman. Schon früh bemerken wir, dass Beeman ein durchaus kompetenter und intelligenter Agent ist, der sich ausgerechnet auf Spionage-Abwehr spezialisiert hat, aber dennoch seinen Nachbarn nie auf die Schliche kommt. Denn die Fassade der Jennings scheint noch perfekter zu sein als sein echtes Leben. So ruiniert der Workaholic Beeman seine Ehe, als er eine Affäre mit der russischen Informantin Nina (Annet Mahendru) beginnt. Er liefert uns auch Einblicke in das Büro des FBIs, das neben dem Haus der Jennings und der sowjetischen Vertretung in Washington als weiterer wichtiger Schauplatz der Handlung dient.

The Americans hat in den vier bisherigen Staffeln eine erstaunliche Wandlung vollzogen. Begann die Serie noch als Spionage-Thriller mit dramatischen Elementen, hat sie sich zu einer komplexen Charakterstudie entwickelt, die ihr Ausgangsthema nun als Hintergrundmotiv benutzt. Wer "die Guten" oder "die Bösen" sind, spielt dabei keine Rolle. Es geht um die Figuren, die sich selbst in diesem komplexen Konflikt verlieren und innerlich zerrissen sind. Auch wenn es noch viele andere wichtige Aspekte in The Americans gibt, die ich eigentlich noch erwähnen müsste, möchte ich mich am Ende einfach nur kurz halten und jedem, der eine Leidenschaft für hochqualitative Fernsehproduktionen hat, diese etwas unterschätzte Serie ans Herz legen. Meins wurde schon längst von The Americans infiltriert.

Hat sich The Americans auch schon in eure Fernseher eingeschlichen?

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