Tatort - Top oder Flop?

11.02.2008 - 09:46 Uhr
ARD
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Ersatz-Tatort überzeugt nicht

Nachdem aus Pietätsgründen die eigentlich für gestern geplante Tatort-Folge ob der Brandkatastrophe in Ludwigshafen aus dem Programm genommen wurde, durfte Ulrike Folkerts noch einmal einen Alten Fall neu erleben.

Als Kommissarin Lena Odenthal kämpfte sie sich durch Roter Tod.

Der Fall rund um HIV-Infektionen und Blutkonserven bot eine halbgare Story, ausgedacht von Horst Freund, der normalerweise für die spannungsfreien Kommissare Ehrlicher (Peter Sodan) und Ritter (Dominic Raake) schreibt. Eine Ärztin bringt sich scheinbar um in dem sie sich die Pulsadern aufritzt.

Schon bald verdächtigt Kommissarin Odenthal einen Ex-Boxer der nach einer Operation HIV-positiv ist und sie mit blutigen FIngern anfasst, was sie die restliche Folge mit der Angst vor einer Infektion herumrennen lässt. Und bald stellt sich heraus, daß es an der Klinik schmutzige Geschäfte mit verseuchtem Blut gab und eine Firma im Verdacht steht wissentlich verseuchtes Plasma unters Volk gebracht zu haben…

Abgesehen davon, daß man nach ca. 30 Minuten weiß wie der Film ausgeht und auch der aufgepropfte Subplot einer Affäre zwischen Ärztin und verdächtigem Klinikleiter nicht wirklich dazu angetan ist, einen bei der Stange zu halten, erstaunt es doch wie hemdsärmelig und unbeleckt hier mit dem Thema umgegangen wird, und wie wenig sich anscheinend die Beteiligten wirklich damit auseinandergesetzt haben.

Schlecht getestete Blutkonserven mit denen Reibach gemacht wird, traurige Geschichten von AIDS-Patienten die innert kurzer Zeit verrecken und eine Kommissarin die den halben Film herumzicken darf, weil sie Angst vor einer Infektion hat. Das ist Susi-Müller-AIDS-Paranoia auf dem Stand von Anfang der 90er Jahre.

Kein Wort von einer PEP-Therapie, einer Post-Expositionsprophylaxe die man ihr in der Realität sicher sofort verordnen würde und die happige Nebenwirkungen hat, die auch gut zu thematisieren wären. Generell blieb die Pharmalobby schön aussen vor, während man sich einem Plot widmete der vielleicht vor 15 Jahren als realistisch oder spannend galt, der aber heute keine alte Sau mehr hinterm Ofen hervorlockt.

Das Frau Odenthal ihr wie erwartet negatives Ergebnis einfach per Post zugeschickt bekommt, was kein vernünftiger Arzt machen würde (selbst Auskünfte am Telefon sind in der Regel eher die Ausnahme) ist da nur Bestätigung des Gesamteindrucks, eines feigen und boulevardesken Krimis, der sein Thema nur benutzt um irgendwie eine Thrill zu erzeugen. Aber selbst dabei ziemlich versagt.

Auch die STERN-Kritik konnte diese Folge nicht ganz überzeugen: “Trotz der spannenden Thematik – die Figuren im Fokus der Ermittlungen, die blasierte Arztgattin, der ehrgeizige Chefarzt, der berechende Firmenchef, alle bleiben merkwürdig statisch und eindimensional.”

Lediglich die WELT fand lobende Worte für diesen Krimi: “Insgesamt war der SWR-Tatort sehenswert, gerade weil er ein schwieriges Thema krimitauglich verarbeitet hat.”

Und was meint ihr?

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