Tatort: Der irre Iwan - Ulmen & Tschirner im FKK-Paradies

01.01.2015 - 20:10 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Tatort: Der irre Iwan
ARD/MDR
Tatort: Der irre Iwan
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Da haben wir jetzt den besten Sonntagskrimi des Mitteldeutschen Rundfunks vor uns. Tatort: Der irre Iwan weist jedweden Drang nach Tiefsinn von sich, aber auf eine solch unterhaltsame Weise, dass dies kaum übel zu nehmen ist.

Tatort: Der irre Iwan ist gerade einmal der zweite Krimi von Lessing (Christian Ulmen) und Dorn (Nora Tschirner), Unsicherheiten in Ton oder Konzept suchen wir aber vergebens. Obwohl nämlich dem Neujahrseinsatz der beiden Weimarer Ermittler Zutaten beigegeben werden, die das in Tatort: Die Fette Hoppe begonnene Gericht abrunden, suchen wir gröbere Geschmacksjustierungen vergebens. Es läuft in Weimar und es dürfte auch noch eine ganze Weile weiterlaufen, sollten die beiden Stars ihrer öffentlich-rechtlichen Stütze nicht überdrüssig werden. Die vielleicht beruhigendste Erkenntnis nach Ansicht von Tatort: Der irre Iwan? Weimar ist nicht das Münster Thüringens.

Tatort: Der irre Iwan

Albern kommt der Tatort daher, ja, und ein bisschen schwarzhumorig. Immerhin wird eine Sekretärin während eines Überfalls auf die Stadtkämmerei durch ihren Sitzball erschossen. Ein Goldfisch geht auch drauf, die Wüstenrennmaus der Toten nimmt glücklicherweise ein laktosesüchtiger Polizist bei sich auf. Als wäre das nicht genug, taucht eine gefrorene Leiche in einer Geisterbahn auf und als wäre das nicht genug, sieht die dem quicklebendigen Stadtkämmerer Iwan Windisch (Jörg Witte) zum Verwechseln ähnlich. Als wäre..., wie dem auch sei, ein FKK-Paradies und ein Rummel mit Kettensägenclown in Rudolstadt ergänzen das leidlich originelle Bild der Thüringer Provinz. Tatsächlich stelle ich mir die Drehbuchbesprechungen genauso vor: Immer einen draufsetzen, die Zuschauererwartungen überrumpeln, anstatt sie geduldig zu nähren, scheint das Prinzip Weimar zu sein. Eben ein irrer Iwan alle zehn Minuten. Anstelle der Gleichgültigkeit ob dieses durchschaubaren Vorgangs stellt sich beim heutigen Tatort aus Weimar das ein, was Münster zuletzt vermissen ließ: Spaß.

Tatort: Der irre Iwan erfreut denn auch weniger durch die Ansammlung skurriler Krimi-Ideen, die nicht immer nachvollziehbar angeordnet werden. Die Bestimmtheit, mit der das Privatleben der beiden Kommissare integriert und abgehandelt wird, hält auch den Krimi-Schabernack im Zaum. So wenig geben die beiden Figuren von Christian Ulmen und Nora Tschirner auf dem Papier her, dass der Tatort von der Spielfreude der beiden Stars extrem abhängig ist. Dadurch werden wir gar nicht erst dazu verleitet, die Entwicklung der Beziehung von Lessing und Dorn zu hinterfragen. Alles ist weich und kuschelig in diesem mit Jörg Witte, Sophie Rois und Dominique Horwitz glänzend besetzten Tatort. Es fehlen die Aggressionen aus Münster, die langweilige Nettigkeit Saarbrückens, die Exzentrizitäten Wiesbadens. Mit diesem Hauch von Nichts im Zentrum wirkt das Weimarer Team in der Tatort-Landschaft dann doch wieder originell. Es steht zu seiner absoluten Fluffigkeit. Wenn nur jemand Lessing die Goethe-Zitate verbieten würde...

Mord des Donnerstags: Diese Sitzbälle im Büro sind sowieso out .

Zitat des Donnerstags: "Hier isses so flach, da kannste auch ohne Beine stehen."


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