Sympathy for the Devil: Lucifer als sympathischer Antiheld

23.08.2018 - 10:40 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
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Der Teufel als Antiheld, mit dem man mitfiebert? Geht das? Oh ja. Der titelgebende Lucifer stellt in seiner Serie Böses an, ist uns aber trotzdem noch sympathisch.

Anlässlich der morgigen Veröffentlichung der restlichen Folgen der 3. Staffel von Lucifer bei Amazon Prime Video schenke ich der unterschätzten Krimiserie mit einem charmanten Hauptdarsteller mein Herz für Serie. Hier möchte ich darüber diskutieren, inwiefern Lucifer als perfekte Verkörperung eines Antihelden angesehen werden kann.

Kurzer Überblick: Worum geht es in Lucifer?

Der Fürst der Hölle entscheidet sich dazu sein ehemaliges Domizil zu verlassen und sich der Erde zuzuwenden. Dort eröffnet der charmante Lucifer Morningstar, grandios verkörpert von Tom Ellis, den Nachtklub Lux. Die Dämonin Mazikeen (Lesley-Ann Brandt) steht ihm dabei stets mit Rat und Tat zur Seite. Entgegen der Annahme, dass der Teufel auf Erden für Unordnung sorgen würde, möchte er der Polizei jedoch unerwartet bei der Verbrechensbekämpfung helfen. So wird er zum zivilen Partner der Polizistin Chloe Decker (Lauren German), mit der er von nun an eng zusammenarbeitet.

Lucifer, Dexter, Breaking Bad und Co. - Was ist überhaupt ein Antiheld?

Wie der Begriff schon andeutet ist der Antiheld das komplette Gegenteil eines klassischen Helden. Es bedeutet aber auch, laut Duden , dass er - insbesondere früher - lediglich als inaktiver und passiver Protagonist einer Geschichte angesehen wurde. Diese Definition ist aber schon lange überholt. Denn schließlich ist ein Antiheld seit einer geraumen Zeit nicht mehr nur das. Stattdessen ist er über diese Definition herausgewachsen. Ein Antiheld ist ein Protagonist mit nicht vorhandenen heroischen Eigenschaften, der moralisch fragwürdige Entscheidungen trifft und destruktives Verhalten aufweisen kann. Hier kann angemerkt werden, dass er zwar Böses tut - dies aber aus "guten" Gründen. Dadurch wird versucht, seine Taten irgendwie zu entschuldigen. So tötet Dexter zwar Menschen. Diese haben es aber "verdient", da sie selbst böse Dinge tun. Somit ist Dexter kein Bösewicht, sondern ein Antiheld.

Der typische Antiheld: Walter White aka Heisenberg in Breaking Bad

Indem die Geschichte uns eine gute Begründung für die bösen Taten liefert, wird der Antiheld auf eine gewisse Art und Weise sympathisch. Ohne diese Eigenschaft würde das ganze Konzept des Antihelden zerfallen. So aber weist er eine Nähe zu anderen Figuren auf, die mehr über den Protagonisten verrät. Als Beispiel hierfür kann auch Walter Whites Liebe zu seiner Familie in Breaking Bad dienen. In Lucifer ist es die Liebe zu seinen Freunden wie Maze, Chloe, Linda und Co. Indem die Antihelden menschlicher und realistischer gestaltet werden, liefern sie Identifikationspotenzial für den Zuschauer. Weil sie keine reine Weste haben, stehen sie uns näher, weil kaum jemand fehlerlos ist. Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass der Antiheld moralisch fragwürdige Dinge tut, dadurch aber der Realität näher gebracht. Indem seine schlechten Taten durch moralische Motive unterstrichen werden, wirken sie sympathischer.

Lucifer Morningstar als Antiheld in Serie

Die Ära der Antihelden ist vorüber. Heisenberg, Dexter, Jax. und Co. haben ihren Beruf an den Nagel gehangen. Langsam scheinen die Antihelden von unseren Leinwänden und Bildschirmen zu verschwinden. Natürlich können sie aber ihren Weg auch immer wieder in die Fernsehlandschaft zurückfinden - wie im Falle unseres Teufels. Auf den ersten Blick mag dieser eher wie ein typischer Bösewicht als wie ein Antiheld wirken. Doch genau das ist der Coup, mit dem die Serie sich selbst bewirbt: Bei Lucifer wird die perfekte Balance zwischen der bösen/teuflischen und der guten/sympathischen Seite gefunden. Dadurch wird der Teufel von einem verpönten Bösewicht zu einem sympatischen Antihelden herabgestuft, mit dem mitgefiebert werden darf. Das ist es, was die Serie für mich so sehenswert macht und was interessanterweise vor dem Start der Serie viel kritisiert wurde: den Teufel mal in einer anderen Rolle zu sehen - in einer Rolle, in der ausnahmsweise mal gejubelt wird, wenn er gewinnt und nicht etwa, wenn er verliert.

Lucifer

Antihelden sind meist normale Menschen, die aus einer Notlage heraus Unmoralisches tun, dann Gefallen daran finden und schließlich nicht mehr damit aufhören können. Sie entwickeln sich also von einem ganz normalen und guten Menschen zu einem Menschen, der sich stets in einer moralischen Grauzone bewegt. Bei Lucifer wurde diese Gut-Böse-Entwicklung im Grunde umgedreht, was die Serie (unter anderem) so interessant macht. Mit der Zeit wird seine Figur immer mehr rehabilitiert, indem sie immer menschlichere Züge annimmt. So entwickelt er Gefühle für seine Mitmenschen und kümmert sich um diese. Insbesondere zu der Polizistin Chloe Decker baut der Fürst der Hölle schnell eine intime Beziehung auf, die ihn immer stärker vermenschlicht.

Hierbei spielt auch das grandiose Schauspiel von Tom Ellis eine elementare Rolle. Nur so kann uns seine Figur wirklich nahe gebracht werden. Wenn Lucifer also mal wieder einen seiner Wutausbrüche hat, entschuldigen wir das, weil wir wissen, dass er von zu vielen Emotionen herrührt, deren Umgang Lucifer erst noch erlernen muss. Dadurch gleichen sich seine böse und gute Seite wieder aus. Alles im allem wird uns Lucifer also als sympathische Figur vorgestellt, mit der die Zuschauer mitfühlen können.

Lucifer nimmt durch Chloe menschlichere Züge an

Am morgigen 24.08.2018 zeigt Amazon Prime Video den 2. Teil der 3. Staffel von Lucifer. Wann die Serie den Streaming-Anbieter wieder komplett verlassen und zu ihrer neuen Heimat Netflix wechseln wird, ist bis dato noch nicht bekannt. Die Lust auf Staffel 4 wurde jedenfalls schon geweckt. Welche Filme und Serien neben Lucifer diesen Monat noch zu Amazon wandern könnt ihr in unserer Amazon-Übersicht nachlesen.

Würdet ihr Lucifer als Antiheld einordnen? Warum mögt ihr die Serie?

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