Star Trek: Discovery - Die Prequel-Serie im Pilot-Check

26.09.2017 - 08:55 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Star Trek: DiscoveryCBS
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Mit gleich zwei Folgen kommt die Premiere von Star Trek: Discovery auf klassische Pilotfilm-Länge. Lest hier, wie sie sind, und was sie für die restliche Serie erwarten lassen.

Dass es die Klingonen eher handfest mögen und wenig für die Ideale der Föderation übrig haben, machten sie schon bei ihrem ersten Auftritt im Star Trek-Franchise vor über 50 Jahren klar. Zwar wurden sie später zu Verbündeten, deutlicher als in der Anfangssequenz von Star Trek: Discovery kann die ursprüngliche Abneigung aber nicht ausgedrückt werden. Nachdem er darlegt, dass die einzige Chance für das Überleben der Klingonen als reine Rasse zehn Jahre vor den Abenteuern von Captain Kirk und Co. darin bestehe, sich unter seiner Führung zu vereinen, schließt Aufrührer T'Kuvma (Chris Obi) seine Warnung vor der Föderation mit der Abscheu vor ihrem Gruß, den er kaum über die Lippen bekommt: "Wir kommen in Frieden".

Es kann die frömmste Föderation nicht in Frieden leben ...

Dank dieser Einleitung in untertiteltem Klingonisch ist auch gleich klar, in welchem Rahmen die gewohnten Star Trek-Themen der Achtung anderer Völker, rücksichtsvoller Konfliktbewältigung und der Bejahung von Diversität in Star Trek: Discovery verhandelt werden: dem Hochkochen des bisher Kalten Krieges zwischen Föderation und Klingonen. Deren selbstgewähltem Anführer T'Kuvma kommt es nämlich gerade recht, dass Hauptfigur Michael Burnham (Sonequa Martin-Green) im Zuge der Untersuchung eines kaputten Föderations-Satelliten auf ein klingonisches Artefakt und dort auf einen Klingonen stößt, und diese Begegnung mit dem Tod des Klingonen endet. Kein guter Start für diplomatische Beziehungen, nachdem seit 100 Jahren kaum jemand einen Klingonen zu Gesicht bekommen hat, aber der ideale Ausgangspunkt für einen Krieg.

Mit der direkten Konfrontation der Shenzhou, auf der Burnham als Erster Offizier unter Captain Philippa Georgiou (Michelle Yeoh) dient, und zahlreichen Klingonenschiffen endet dann auch die 1. Folge von Star Trek: Discovery, The Vulcan "Hello", nach überschaubaren und für das Thema überraschend ruhigen 43 Minuten. Trotz der relativen Kürze wirkt die Handlung nicht gehetzt, was nicht zuletzt der weitgehenden Abwesenheit von Faust-, Phaser- und Weltraumkampf-Szenen geschuldet ist: Selbst die Konfrontation mit dem Klingonen ist fast schneller vorbei, als sie begonnen hat.

In Folge 2, Battle at the Binary Stars, ist der Titel hingegen Programm, und zahlreiche Föderations-Raumschiffe werden ausführlich von der Klingonen-Flotte beharkt und deutlich in Mitleidenschaft gezogen. Zwar will sich Star Trek: Discovery von den bisherigen Star Trek-Serien dadurch abheben, schon in seiner 1. Staffel eine durchgehende Geschichte zu erzählen; die ersten beiden Folgen fahren aber insofern in vertrauten Pilotfilm-Gewässern, als dass sie die Ausgangssituation für den Rest der Season schaffen. Achtung, Spoiler: Und so muss dann in Episode 2 auch gleich Captain Georgiou anscheinend das Zeitliche segnen, T'Kuvma ebenfalls. Spoiler Ende.

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Star Trek: Discovery: Sarek

Nicht die besten Entscheidungen

All dies ist gewissermaßen auch Lieutenant Burnhams Schuld, die sich in Star Trek: Discovery trotz vulkanischer Erziehung durch ihren Ersatzvater Sarek (den Fans der Original-Star Trek-Serie als Vater von Spock kennen) gerne unbesonnen zeigt. Ihr menschliches Herz sei das Problem, wie Sarek in einer Rückblende bemerkt. So besteht sie nicht nur auf einer Ein-Frau-Mission zu einem möglicherweise gefährlichen außerirdischen Artefakt, bei der ihr dank Strahlung nur zwanzig Minuten bis zur Entzwirbelung ihrer DNS bleiben ("wie Nudeln", wie der deutlich risikoscheuere Lieutenant Saru bemerkt). Sie setzt ihren Captain auch kurzerhand per Vulkanier-Nackengriff außer Gefecht, weil sie deren diplomatischen Ansatz gegenüber den Klingonen für zu feinfühlig hält und lieber dem vulkanischen "Hallo" vertraut: erstmal schießen, um sich Respekt zu verschaffen. Aber irgendwie muss sich Burnham im Laufe der 15 Folgen der 1. Staffel ja positiv weiterentwickeln und dazulernen, schließlich haben wir es trotz finsterer Ausgangslage immer noch mit Star Trek zu tun.

So werden die friedlich-forschenden Ideale der Föderation immerhin mit Worten hochgehalten, es sieht aber ganz danach aus, als bliebe für Erkundung und Wissensvermehrung zumindest in Staffel 1 nicht allzu viel Platz, schließlich herrscht ja jetzt Krieg. Das muss prinzipiell nichts Schlechtes sein, auch Deep Space Nine und Enterprise widmeten sich staffellangen kriegerischen Auseinandersetzungen, bei denen die Figuren Acht geben müssen, ihre Menschlichkeit und ihre Ideale nicht links liegen zu lassen. Wohin genau die Reise geht, dürfte allerdings erst Folge 3 von Star Trek: Discovery zeigen. Zumal außer Burnham, Saru, Georgiou und T'Kuvma noch niemand einen größeren Auftritt hatte. Bisher scheinen die Figuren und ihre Handlungen außerdem mehr von den Notwendigkeiten des Plots getrieben als andersherum.

Star Trek: Discovery: T'Kuvma

Die Vergangenheit der Zukunft

Zwar spielt Star Trek: Discovery in der Prime-Timeline und hat somit eigentlich nichts mit den neuen Kinofilmen zu tun, die Optik schneidet sich aber nicht nur in Sachen Lensflares eine große Scheibe von J.J. Abrams' Reboot-Kuchen ab: Kameramann Guillermo Navarro wirbelt sein Arbeitsgerät in Folge 1 auf der Brücke munter zwischen den Besatzungsmitgliedern durch und bevorzugt schräge Einstellungen, so dass die Orientierung nicht unbedingt leicht fällt. Colin Hoult, einer seiner Nachfolger, hält sich in Folge 2 etwas mehr zurück, generell dominieren trotz des für TV-Verhältnisse extrabreiten Bildformats von 2.0:1 aber oft Großaufnahmen von Köpfen. Der Beginn von Folge 1 mit einer Planetenmission zeigt allerdings, was an wahrem Kino-Gefühl möglich wäre, denn hier werden in der jordanischen Wüste gedrehte Szenen gekonnt mit Hintergründen kombiniert, die den typischen Look der Matte Paintings der Originalserie einfangen.

Diese anfängliche Pracht soll aber sicherlich nicht zuletzt Kunden für den CBS-Streaming-Dienst All Access ködern, denn in den USA ist Discovery ab Folge 2 nur dort zu sehen, und nicht wie fast im ganzen Rest der Welt bei Netflix. Zwar ist auch die Brücke ähnlich unwohnlich wie der Arbeitsplatz von Captain Kirk in den 60ern, allerdings gleichzeitig mit einer technischen Ausstattung versehen, gegen die dessen Knöpfe und Schalter wie Faustkeile wirken. Ebenso kommuniziert man in Star Trek: Discovery schick per Hologramm statt Bildschirm, was alles in allem schon ein wenig stutzen lässt, wieso die Serie unbedingt als Prequel angelegt werden musste, wenn eine Ansiedelung nach Voyager so vielen Inkonsistenzen aus dem Weg gegangen wäre.

Aber was verheißt das alles nun wohl für den Fortgang von Star Trek: Discovery? Das ist schwer zu sagen, denn die nächsten 13 Folgen dürften sich von der Premiere deutlich unterscheiden, da es nun gewissermaßen ans Aufräumen geht. So haben Michael Burnham und Kollegen vielleicht auch mal Zeit für die alltäglichen Dinge des Raumschiff-Lebens, die Klingonen zeigen neben ihrem Rassenreinheits-Streben noch weitere Facetten, und allgemein könnte mehr von dem zu sehen sein, was die Föderation ausmacht, anstatt von dem, was sie nicht charakterisiert. Ganz zu schweigen davon, dass die titelgebende Discovery samt Jason Isaacs als Captain Lorca sich noch gar nicht hat sehen lassen.

Was haltet ihr von den ersten beiden Folgen von Star Trek: Discovery?

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