So kam es zu Jerry Cotton - Die Produzenten berichten

09.03.2010 - 08:35 Uhr
Constantin Film Verleih GmbH
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Jerry Cotton, die neue Komödie mit Christian Tramitz und Christian Ulmen kommt diese Woche in die deutschen Kinos. Im Interview erzählt Produzent Christian Becker von den Hintergründen und seinen Plänen für eine Fortsetzung.

Christian Becker begann als Co-Produzent einiger Episoden von Kalkofes Mattscheibe. Mittlerweile ist er zu einem der erfolgreichsten deutschen TV- und Filmproduzenten aufgestiegen und hat uns Filme wie Was nicht passt, wird passend gemacht, Der Wixxer, Vorstadtkrokodile 2 oder Wickie und die starken Männer beschert. Im Interview spricht er nun über seinen neuesten Film Jerry Cotton und warum er denkt, dass er einen weiteren Hit in die Kinos bringt.

Wie kam es dazu, dass FBI-Agent Jerry Cotton fürs Kino reaktiviert wurde?

Die Idee entstand 2006 bei den Dreharbeiten zu Neues vom Wixxer. Wir machten eine Fotoproduktion mit Christian Tramitz als Much Longer, dem Filmbruder von Inspektor Even Longer, gespielt von Oliver Kalkofe. Als ich die Fotos sah, war ich beeindruckt. Im Anzug versprüht Christian Tramitz eine unglaubliche Lässigkeit und Coolness. Der Gedanke ließ mich nicht mehr los, weshalb ich über die Agentur Rights beim Verlag Bastei-Lübbe die Filmrechte an Jerry Cotton gekauft habe. Direkt für Christian Tramitz, an den ich hundertprozentig glaube als Star und als Sympathieträger.

Hatten Sie Christian Tramitz bereits informiert?

Nein. Ich habe ihn erst gefragt, als ich die Rechte schon so gut wie gekauft hatte. Er hat kurz gezögert, weil er wusste, dass viel Arbeit auf ihn zukommt. Sehr viel Arbeit. Aber dann hat er zugesagt. Parallel dazu habe ich mit den Regisseuren Cyrill Boss und Philipp Stennert gesprochen, die schon Neues vom Wixxer inszeniert hatten. Die begannen bald darauf mit dem Drehbuch und wir konnten ankündigen: Jerry Cotton kehrt zurück!

Welcher Jerry Cotton diente als Vorlage? Der Romanheld oder der Filmheld?

Beide, wenn auch nur sehr frei. Was die Posen angeht, orientieren wir uns an George Nader, der Jerry Cotton in den Filmen der 60er Jahre als coolen, leicht arroganten und schwer belehrbaren G-man spielte. Wir haben uns bei Bastei Lübbe die Bibel besorgt, nach der die ganzen Romane seit vielen Jahrzehnten geschrieben werden. Die Regisseure haben etliche Hefte gelesen, um dann zu merken, dass diese Fälle für einen Kinofilm schwer umsetzbar sind. Deshalb haben wir eine völlig neue Geschichte erfunden. In deren Zentrum stehen Christian Tramitz und Christian Ulmen als absolutes Traumpaar Jerry Cotton und Phil Decker.

Worauf kam es Ihnen bei Phil Decker an?

Wir brauchten ein Gegengewicht zum coolen, smarten FBI-Agenten, der mit großer Ignoranz durchs Leben geht. Phil Decker ist eine leicht tragische Figur. Er ist ein Meister der Verkleidung, fällt aber immer wieder auf die Nase. Er ist ein Tollpatsch mit Würde.

In den Romanen ist Phil Decker eine vollkommen andere Figur. Haben Sie gar keine Elemente aus der Vorlage übernommen?

Doch. Sowohl die Fans der Romane als auch die Fans der Filme werden viele Anspielungen finden. Zum Beispiel die Namen der Bösewichte und einiger FBI-Leute. Oder die legendären Autos. Zu Beginn des Films fährt Jerry Cotton den grauen Jaguar X-Type, den er aktuell in den Heften fährt. Irgendwann wird ihm der Wagen weggenommen und er klaut sich den roten Jaguar E-Type. Das ist unsere Anspielung auf den Wagen in den alten Kinofilmen.

Warum haben Sie Jerry Cotton nicht als Parodie angelegt?

Dafür sind die Details aus den Filmen und Romanen einfach zu unbekannt. Viele Leute kennen nur den Namen, die Figur, das Image. Deshalb war schon früh klar, dass wir statt einer Parodie eine spannende Action-Komödie drehen wollten.

An welche Zielgruppe richtet sich Jerry Cotton?

Die Kernzielgruppe sind ganz klar Jugendliche und junge Erwachsene, die einen spannenden Film sehen möchten, in dem es sehr viel zu lachen gibt. Genauso peilen wir aber auch die Zuschauer an, die über 40 sind und mit den Jerry-Cotton-Romanen groß geworden sind. Besonders interessant finde ich, dass der Film bei Frauen und Männern gleichermaßen gut ankommen wird. Wir haben Action, Spannung und schöne Frauen für die Männer, wir haben eine Liebesgeschichte und zwei tolle Hauptdarsteller für die Frauen. Christian Tramitz sieht verdammt gut aus. Und Christian Ulmen werden alle Frauen bemuttern und knuddeln wollen.

Wie viel echtes New York ist in dem Film zu sehen?

Es gibt viele Totalen und auch Luftbilder, die aus dem Hubschrauber gefilmt wurden. Hinzu kommen viele Fahrszenen mit dem alten und dem neuen Jaguar. Am Steuer saßen wirklich Christian Tramitz und Christian Ulmen, die im August für zwei Drehtage in New York waren. Unser Special-Effects-Supervisor Alexander Lemke war auch dabei und hat viele Stadtansichten gefilmt und fotografiert, die später digital in den Film gesetzt wurden.

In welchem Jahr spielt der Film eigentlich?

Es ist die heutige Zeit, aber wir lassen das genaue Jahr offen, weil wir einerseits durch Kleidung, Frisuren und Autos einen gewissen Retro-Look haben und andererseits moderne Accessoires wie Handys und Computer darin vorkommen. Streng genommen, gibt es im Film nur eine einzige Jahreszahl und die ist auf Jerry Cottons Autokennzeichen versteckt: NY JC 1954. Das ist das Jahr, in dem Jerry Cotton erstmals in einem Roman auftauchte.

Ist Jerry Cotton im Ausland bekannt genug, um den Film auch dorthin zu verkaufen?

Unser Weltvertrieb Beta Film übernimmt die Auslandsauswertung und ich bin optimistisch, dass eine spannende Geschichte mit lustigen Untertönen auch in Frankreich oder Italien gut läuft. Wir drehen zwar auf Deutsch, haben aber keinen typisch deutschen Humor im Film, sondern einen sehr internationalen. Die Figuren nehmen sich alle sehr ernst, das erinnert an die Komödien von Zucker/Abrahams/Zucker. Und Spanien hat großes Interesse an unserem Film, weil Mónica Cruz mitspielt.

Haben Sie sich um Gastauftritte von Schauspielern aus den Jerry-Cotton-Filmen der 60er Jahre bemüht?

Wir hatten mal überlegt, ob wir die Rolle des Jo Brandenburg mit Heinz Weiss besetzen, der früher den Phil Decker gespielt hat. Aber dazu kam es nicht. Es gibt zwar noch einige Schauspieler aus der damaligen Zeit, aber wir wollten bewusst Überschneidungen mit dem Der Wixxer -Universum vermeiden. Bei den Parodien setzen wir stärker auf Gastauftritte der Stars aus alten Edgar-Wallace-Filmen.

Wird es eine Fortsetzung von Jerry Cotton geben?

Das hoffe ich sehr. Wenn der Film den Zuschauern gefällt, würden wir gern alle zwei bis drei Jahre einen neuen Jerry Cotton drehen. Mein Traum wäre auch, den Amerikaner Jerry Cotton irgendwann mal für einen Fall nach Deutschland zu schicken. Dann würden die Kulturen aufeinanderprallen, weil dieser Amerikaner ein Deutschlandbild hat, wonach dort noch der Krieg tobt und Menschen in traditionellen Trachten über Kopfsteinpflaster laufen. Es wäre interessant, die Klischees vom Schuhplattler und Biertrinken auf die Marke Jerry Cotton treffen zu lassen.

Jerry Cotton startet am 11. März 2010 in den deutschen Kinos.

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