Sind wir nicht alle ein bisschen Dexter?

14.12.2011 - 08:50 Uhr
Mein Serienheld - Dexter Morgan
Showtime
Mein Serienheld - Dexter Morgan
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Dexter Morgan, die titelgebende Figur der Fernsehserie Dexter, ist mein Serienheld. Warum? Weil ich davon überzeugt bin, dass wir alle irgendwie ein bißchen Dexter sind.

Ein Serienmörder ist nicht unbedingt die Figur, mit der wir uns allgemeinhin identifizieren. Jedenfalls gehe ich davon aus, dass unter euch die wenigsten der regelmäßigen Tötungslust fröhnen. Dennoch hat sich Dexter Morgan über inzwischen fünf Staffeln sukzessive in mein Herz gemordet. Klingt komisch? Is aber so!

Wer ist Dexter Morgan?
Es gibt zwei Dexter Morgans. Zum einen ist da die offizielle Figur: Ein Forensiker, dessen Spezialität die Analyse von Blutspritzern am Tatort ist. Die meisten Kollegen halten ihn für ziemlich genial und bewundern seinen ungezwungenen Umgang mit den nicht immer appetitlichen Schauplätzen des Verbrechens. Nur vereinzelt stößt seine Begeisterung für Körperflüssigkeiten auf Misstrauen, wie z.B. bei James Doakes (Erik King). Dexter Morgan (Michael C. Hall) wurde einst von dem Polizisten Harry (James Remar) adoptiert. Nach dem Tod seines Ziehvaters ist seine Stiefschwester Deborah (Jennifer Carpenter) seine engste Vertraute. Nach und nach beginnt er auch, sich seiner Partnerin Rita (Julie Benz) zu öffnen. Doch beide Frauen kennen den wahren Dexter nicht.

Der wahre Dexter ist ein Serienmörder mit einem unkontrollierbaren Tötungsdrang. Von seinem Adoptivvater Harry hat Dexter gelernt, seine Morde so zu begehen, dass er von niemandem dabei ertappt wird. Zudem hält er sich streng an den Code seines Mentors, nur Menschen umzubringen, die es auf Grund ihrer üblen Taten verdient haben. Durch seinen Job bei der Polizei hat Dexter Zugang zu den Akten von Straffälligen und kann so den Kandidaten, die durch das Netz der Justiz fallen, das Handwerk legen. Dexter weiß zu Beginn der Serie nicht, warum er diesen inneren Trieb hat, der mit einer extremen Gefühlskälte einhergeht. Er ist zu keinerlei emotionaler Empfindung fähig. Sein soziales Verhalten basiert auf dem Auswendiglernen bestimmter gesellschaftlicher Konventionen und er lebt immer in der Angst, ihm nahe stehende Personen könnten entdecken, dass er im Grunde nichts für sie empfindet.

Warum Dexter Morgan mein Serienheld ist
Das Erstaunliche an Dexter Morgan ist, dass er trotz nicht vorhandener Emotionen ein ziemlich netter Kerl ist. Nicht nur seine Schwester Deborah kann sich sicher sein, in ihm einen treuen Beschützer zu haben, auch Rita kann sich in allen Lebenslagen vollkommen auf ihren Freund verlassen. Manchmal kommen mir Zweifel daran, ob Dexter wirklich der eiskalte Killer ist, oder einfach nur ein traumatisierter Mensch, der sich mit zwischenmenschlichen Beziehungen schwer tut. Seine Ängste, von anderen „erkannt“ zu werden, sind keinesfalls abnormal und beschränken sich nicht nur auf Serienmörder. Im Grunde sind wir doch alle ein bisschen Dexter, oder?!

Jeder hat Anteile seiner Persönlichkeit, die er nicht so gerne an die große Glocke hängt. Klar, die meisten töten und zerteilen keine anderen Menschen und genießen es auch nicht, durch große Blutlachen zu waten, aber dafür sind sie vielleicht in bestimmten Momenten egoistisch, gehässig, unehrlich oder untreu. Und das sind genau die Seiten, die wir versuchen vor Menschen, denen wir gefallen wollen, zu verstecken, weil wir Angst vor der Ablehnung haben, die vielleicht die Konsequenz dieser Enthüllung wäre.

Wir sind alle ein bisschen Dexter. Wie der sympathische Serienmörder erlernen auch wir im Grunde soziales Verhalten durch Nachahmung und nicht (nur) durch Instinkt. Unsere Mütter bringen uns bei, dass wir traurige Menschen in den Arm nehmen, älteren Menschen die Einkaufstüten tragen und ihnen im Bus den Platz frei machen sollen. Bei Dexter Morgan wird diese Art von Verhaltensschulung einfach auf die Spitze getrieben, aber absurd ist sie nicht. Manch einem würde es mal ganz gut tun, wie Dexter sein Umfeld zu beobachten und zu erlernen, welches Verhalten anderen Menschen gut tut und ihnen ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit gibt. Denn niemand von uns macht automatisch immer alles richtig, niemand ist durch und durch ein perfekter Mensch. Ein kleiner Dexter Morgan steckt einfach in uns allen!

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