Scrubs - Weit mehr als nur eine lustige Krankenhausserie

07.04.2017 - 09:25 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Scrubs: Halbgötter in bunt
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Scrubs: Halbgötter in bunt
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Diese Serie macht süchtig. Ohne die tägliche Dosis Scrubs hätte ich meine Schulzeit nur halb so gut überstanden. Sieben Jahre nach dem Ende der Serie fehlt sie mir immer noch.

Filme und Serien, die etwas anders machen, als ich es von meinen Seherfahrungen gewohnt bin, haben etwas gut bei mir. Einen ganz besonderen Stellenwert für mich hat bis heute Scrubs - Die Anfänger. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass sie eben nicht die klassischen Konventionen der Sitcom erfüllt, wie ich zu Beginn dachte. Mit ihrer einzigartigen Mischung aus absolut bescheuertem Humor und ergreifenden Geschichten hat diese Dramedy einen Platz in meinem Herzen gefunden. Es gibt kaum einen Tag, an dem ich nicht darüber nachdenke, welchen schlauen Spruch mir J.D. (unnachahmlich gespielt von Zach Braff) wohl mit auf den Weg geben würde. In jeder Folge gab es etwas, über das sich das Nachdenken lohnt. Bei all den Lebensweisheiten, die die Krankenhausserie an ihre Zuschauer weitergegeben hat, ist es fast unmöglich, sich auf eine zu beschränken.

Besondere Gastauftritte mit emotionalen Geschichten

Eine Figur hat nachhaltig Eindruck bei mir hinterlassen: Michael J. Fox als Dr. Kevin Casey. Wie er in Staffel 3 am Waschbecken steht und sich zum x-ten Mal die Hände wäscht, versetzt mir jedes Mal einen Stich, wenn ich es sehe. Mir geht es genauso wie J.D.: Erst nervte mich dieser Charakter wahnsinnig, doch in der genannten Szene war jeder Ärger wie verflogen.

Michael J. Fox in Scrubs

Auch der Gastauftritt von Brendan Fraser als Bruder von Jordan ist mir hängen geblieben, weil ich da gesehen habe, wie menschlich der sonst so zynische Dr. Cox doch sein kann. Seine unnachahmlichen Hasstiraden gegen alles und jeden in der Welt und seine immer neuen Mädchennamen für J.D. sind legendär, doch erst seine Menschlichkeit und auch Verletzlichkeit machen ihn für mich zu dieser liebenswerten und komplexen Figur.

Wie Scrubs mein Leben beeinflusst hat

Ich habe eine Zeit lang überlegt, Medizin zu studieren. Da hatte Scrubs - Die Anfänger nicht unerheblichen Anteil dran. Die zwei Wochen Praktikum im Krankenhaus, die ich im Oktober 2016 gemacht habe, holten mich dann aber doch recht schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. In einem echten Krankenhaus geht es bei Weitem nicht so lustig zu wie bei Scrubs. Doch gerade bei Dr. Cox zeigt sich immer wieder, wie belastend der Beruf eines Arztes aufgrund seiner immensen Verantwortung sein kann. Diesen Wechsel zwischen Komik und Tragik zeichnet die Serie aus. Zu einer Folge habe ich zudem einen ganz persönlichen Bezug, auch wenn sie eine der weniger spektakulären ist: In Mein tauber Patient geht es um ein gehörloses Kind, das ein Cochlea-Implantat (eine elektronische Hörprothese) bekommen soll, wogegen sich der Vater aber sträubt. Da ich selber Träger eines solchen Implantats bin, habe ich mich wiedergefunden und ich bin mir ziemlich sicher, dass es jeder Person bei Scrubs in irgendeiner Art und Weise so geht.

Was andere Sitcoms von Scrubs lernen können

Ich bin kein großer Fan von Sitcoms. Scrubs ist zum Glück viel mehr als das: Es gibt kein aufgenommenes Lachen und auch das Studiopublikum war nicht vorhanden, weil die Dreharbeiten in einem echten, stillgelegten Krankenhaus stattfanden. Dass die Serie trotzdem weiß, wo sie herkommt, merkt man den beiden Folgen Meine Sitcom und Mein Musical an. In der erstgenannten Folge ist alles übertrieben: Die Dialoge, die Kostüme, die Beleuchtung. Die Kulissen sehen aus wie aus einer billigen 80er Jahre-Sitcom und auch der Laugh Track ist vorhanden. Dieses Spiel mit den Konventionen, die z. B. bei klassischen Sitcoms wie Two and a Half Men ironiefrei bedient werden, macht bei Scrubs Spaß. Mein Musical greift ein anderes Format auf, an dem sich Serien gerne bedienen (siehe zuletzt das The Flash/Supergirl-Crossover): Singen und Tanzen als Handlung. Eigentlich schade, dass die Folge wie alle anderen nach 20 Minuten schon vorbei ist!

Meinetwegen könnte Scrubs bis heute beim "Sitcom-Nachmittag" auf ProSieben laufen, da es Serien wie The Big Bang Theory und How I Met Your Mother einiges voraus hat, die dort heute laufen. Für mich war es fester Bestandteil des Tages, mich nach der Schule erst einmal aufs Sofa zu legen und Scrubs zu gucken, auch wenn gefühlt immer nur die gleichen drei Folgen liefen. Immerhin hat es Neil Flynn, der Darsteller vom namenlosen Hausmeister aus Scrubs, mit seiner Sitcom The Middle zu ProSieben geschafft - ein kleiner Trost.

Unrühmliches Ende, aber trotzdem unvergessen

Scrubs ist so ziemlich die einzige Krankenhausserie, der ich etwas abgewinnen kann: Bei Dr. House zünden beispielsweise die Witze nicht so richtig, ich habe die Serie dreimal angefangen und bin jedesmal nur bis zur Mitte der 2. Staffel gekommen. Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte ist mir zu trivial, von Die Schwarzwaldklinik ganz zu schweigen. Wie jede Serie mit einer (allzu) langen Laufzeit hatte allerdings auch Scrubs irgendwann einen Punkt erreicht, an dem die Geschichte zu Ende erzählt war. Das zeigt der Übergang von der 8. zur 9. Staffel. Die letzte gehört für mich deswegen auch nicht zur Serie dazu. Nach drei Folgen hatte ich von der letzten Staffel genug, den Figuren ist jeglicher Charme abhanden gekommen. Ich habe mir vor längerer Zeit vorgenommen, nur noch ganz bestimmte DVDs in meine Sammlung aufzunehmen. Als Kind war ich da wahllos und wollte so gut wie alles haben, mittlerweile hat sich das geändert. Scrubs steht aber auf jeden Fall auf meiner Liste und irgendwann wird die Box mit allen Staffeln (außer Nr. 9) in meinem Regal stehen. Bis dahin müssen es eben die YouTube-Videos mit den besten Sprüchen von Dr. Cox oder der Top 10 der Tagträume von J.D. tun.

Wie fandet ihr die 9. Staffel von Scrubs? Würdet ihr gerne noch mehr von der Serie sehen?

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