1941 erschien die erste Archie-Ausgabe. An Riverdale, der Archie-Serie, klebt das sirupdicke Erinnerungsplasma amerikanischer Milchshake-Nostalgie, das die Riverdale-Welt umschließt und isoliert wie die Wände einer Schneekugel. Daraus ergibt sich zwangsläufig auch eine klassische soziale Determination. Riverdale ist eine Stadt, in der die Söhne die Football-Pokale ihrer Väter in den Schulkorridoren bewundern, in denen sich ihre Eltern kennengelernt haben. Diese alte Welt ist sozial nicht wirklich durchlässig, alles bleibt gleich, wie in einer erzählerischen und sozialen Entropie, in der Orte wie New York nur ferne Märchenwelten sind, von denen man sich mit vorgehaltener Hand oder am Lagerfeuer erzählt.
Das ist vor allem schlecht für Jughead (Cole Sprouse). Wenn an der Gesellschaft gescheiterte Amerikaner ihre Wohnungen verlieren, suchen sie Zuflucht im Auto. Jughead zieht in eine Besenkammer in der Schule. Archie (K.J. Apa), ganz schlechter bester Freund, bietet Juggy paternalistisch an, bei ihm zu wohnen. Im mit interessanteren Dingen (Singen, schreiben, Val, Ms. Grundy?) gefüllten Hinterkopf schwelt das schlechte Gewissen, von Jugheads Misere überhaupt nichts mitbekommen zu haben. So wie die Serie zuletzt mit ihrer On-off-Kernclique umging, ist das aber auch kein Wunder.
Der Riverdale-Clique stehen zwei Central Perks zur Verfügung: Der Gemeinschaftsraum in der Schule und das Pops Diner. Die Serie braucht diese Fixpunkte zum Sammeln und verquatschten Zusichkommen, wie man in dieser sehr guten Folge mal wieder sieht. Riverdale ist nicht so groß wie Westeros, dass die Handlungsstränge so stur aneinander vorbeilaufen dürfen, ohne dass das auf Dauer Stimmung und Kontinuität schaden könnte. Man muss gemeinsam die Dinge besprechen, bei Kaffee... und Muffins.
Vroni und Archie etwa haben von dem, was sich da zwischen Juggy und Betty* entwickelt, gar nichts mitbekommen. Als Jughead ganz selbstverständlich die aufgebrachte Betty (Lili Reinhart) umschlingt, spricht aus Vronis entgleitenden Gesichtszügen die Verdutztheit einer selbstbezogenen Person, die glaubt, die Zeit beginnt für alle Menschen im Raum erst, wenn sie ihn betritt. Später halten Jug und Betty dann auch schüchtern Händchen. Schön, ja, aber das kann auf lange Sicht nur für Ärger zwischen Jug und Archie sorgen.
Apropos Ärger. #CherylBombshell ist zurück und das voller negativer Energie und noch mehr mimischer Dynamik. Wenn Madelaine Petsch spricht, bewegen sich tausend bemalte Dinge in ihrem Gesicht gleichzeitig. Als sie einen Tweet lossendet mit vielen Hashtags und Verdachtsäußerungen gen Polly Cooper, folgt dem kein Shitstorm sondern eine Fuchsjagd in englischem Tweed.
Aber das Polly/Jason-Baby bringt alle zusammen, scheinbar selbst die Coopers und die Blossoms. ("Wir sind jetzt alle im selben Team.") Die Coopers und die Blossoms, nun im Blut verbunden, begießen ihre Partnerschaft im Pops Diner, Mrs. Blossom aber plant schon die Akquise des verloren gegangenen Blossom-Blutes, was letztlich aber selbst Cheryl irgendwie zu kaltherzig ist.
Der heißeste Mordverdächtige:
... ist jetzt Jughead Senior, weil Jason Blossoms Jacke in seinem Wohnwagen hängt. Verhaftet wurde zuvor allerdings Jughead, da seine Fingerabdrücke Beweisstücke zieren.
Sonstige Anmerkungen:
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* Spitznamen mit verniedlichender Endung zeugen von steigender Vertrautheit und bedingungsloser Zuneigung zu den Figuren meinerseits.
- Es gibt nicht nur Gangs in Riverdale (genau eine) sondern auch Clubs, die unter der Woche geöffnet sind.
- Riverdale wurde diese Woche um eine 2. Staffel verlängert. Und alle so: Yayyy.
Zitat der Episode:
"Jellybean [Jugheads Schwester] ist zehn und hört sich Pink Floyd auf Vinyl an. Cooler kann sie nicht mehr werden." Wo Jughead recht hat, hat er recht.
Alle Folgen des Riverdale-Serientagebuchs:
Staffel 1, Kapitel 6: Faster, Pussycats! Kill! Kill!
Staffel 1, Kapitel 5: Heart of Darkness
Staffel 1, Kapitel 4: The Last Picture Show
Staffel 1, Kapitel 3: Body Double
Staffel 1, Kapitel 2: Touch of Evil
Staffel 1, Kapitel 1: The River's Edge