Qualm und Dunst im Film

02.02.2008 - 10:18 Uhr
David Strathairn in Good Night, And Good Luck
Kinowelt
David Strathairn in Good Night, And Good Luck
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Rauchen im Film bringt Gesundheitsapostel auf die Palme.

Niemand hielt seine Zigarette so cool und lässig wie Humphrey Bogart in der Hand, ohne ihre Zigarettenspitze in Frühstück bei Tiffany wäre Audrey Hepburn nicht zum Kult geworden und wer hat nicht gelacht über die nikotinsüchtigen Aliens in Men in Black. Rauchen ist – trotz aller Verdrängung der Raucher aus dem öffentlichen Raum – in Filmen nicht tabu, es wird gequalmt, was das Zeug hält und das Thema ist dem Deutschen Filmmuseum in Frankfurt sogar eine ganze Filmreihe wert.

Das US-Center “For Tobacco Control Research” wollte es 2004 genau wissen und schaute sich Tausende von Filmen aus rund 50 Jahre Filmgeschichte an. Ihr niederschmetterndes Ergebnis: 10,9 Zigaretten pro Filmstunde werden in aktuellen Produktionen geraucht. Eine Schande, ein Rückschritt in die dunklen 1950er Jahre, da wurde die Leinwand weniger mit Rauch umhüllt. Auch in Deutschland wird viel geraucht, mehr, als im internationalen Vergleich, sagt eine Studie mit dem Titel “Verbreitung des Rauchens im deutschen Fernsehen und in deutschen Kinofilmen”, die 2005 erstellt wurde. Ein deutscher Kinoheld greift im Laufe des Films durchschnittlich 14,5 Mal zur Zigarette, ein spanischer nur halb so oft.

Das Rauchen soll also aus dem Film verschwinden, sagen die Gesundheitsapostel. Geschafft haben sie es bisher nicht. Während immer weniger Menschen rauchen, greifen die Helden in deutschen und amerikanischen Filmen zunehmend zur Zigarette. Glimmstengel sind aus dramaturgischen Gründen oft unverzichtbar und vielleicht therapieren die Drehbuchautoren dabei ja ihre eigene Sucht. Und das Rauchen hat sich durch die Zeiten verändert: Galt es in den 1930er Jahren für Frauen als verrucht und sexy, zur Zigarette zu greifen, dient das Rauchen heute häufig als Vehikel der Kontaktaufnahme. Böse Buben haben immer schon mehr geraucht als andere und auch gute Kommissare stehen ziemlich lange rum, wenn zehn Kippen vor ihren Schuhen liegen.

Und der schönste Raucherfilm des letzten Jahres ist wohl Thank You for Smoking. Oder fallen Euch da noch andere ein?

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