Kontroverse um Ringerdrama Foxcatcher mit Channing Tatum

02.01.2015 - 17:00 Uhr
Channing Tatum (Mark Schultz), Steve Carell (John DuPont), Mark Ruffalo (Dave Schultz)STUDIOCANAL
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Nach anfänglicher Begeisterung über das Ringer-Drama Foxcatcher wendet sich der im Film von Channing Tatum gespielte Mark Schultz nun gegen den Oscarfavoriten und insbesondere Regisseur Bennett Miller.

Eine Oscarkampagne ohne Kontroverse ist keine Oscarkampagne. So macht gegenwärtig ein Aufruf  die Runde, das Martin Luther King-Drama Selma aus der Awards Season zu schmeißen, weil es angeblich die Leistung von Präsident Lyndon B. Johnson falsch darstelle. Seit dieser Woche kann auch Foxcatcher von Bennett Miller einen Skandal vorweisen und der ist hausgemacht. Denn der Olympiasieger Mark Schultz, der im Film von Channing Tatum gespielt wird, fühlt sich und vor allem Dingen seine Beziehung zum Millionär John duPont (Steve Carell) im Film falsch dargestellt. Dabei verwundert vor allem, wie spät die Beschwerden kommen, hatte sich Schultz in der Vergangenheit doch positiv über Foxcatcher und Channing Tatum geäußert. Aber dafür gibt es eine Erklärung.

Foxcatcher liegen wahre Ereignisse zu Grunde. In den 80er Jahren profilierte sich John duPont als Sportmäzen und versuchte auch die beiden Ringer Mark und Dave Schultz unter seine Fittiche zu nehmen. Das Ganze endete in einer Tragödie, bei der DuPont Marks älteren Bruder Dave erschoss. Mark Schultz, der die Produktion von Foxcatcher bisher unterstützt und beworben hatte, begann am Dienstag bei Facebook und Twitter seinen Unmut über den Film und seinen Regisseur Bennett Miller zu äußern. Er wählte harte Worte:

"Die Persönlichkeiten und Beziehungen zwischen den Charakteren im Film sind hauptsächlich Fiktion und einigermaßen beleidigend. Sie lassen die Zuschauer mit dem Gefühl zurück, dass es da eine sexuelle Beziehung zwischen DuPont und mir gab und das ist eine widerliche und beleidigende Lüge."

Dabei ist unklar, ob sich Schultz über die Andeutung einer homosexuellen Beziehung an sich aufregt oder über die vermeintliche Nähe zum späteren Mörder seines Bruders. Dass er sich jetzt über den Film echauffiert und dies nicht etwa nach der Premiere im Sommer letzten Jahres in Cannes getan hat, ist - wie so vieles auf diesem Erdenrund - die Schuld von Filmkritikern.

"Ich habe Bennett Miller gesagt, er solle diese Szene rausschneiden und er hat gesagt, sie sei dazu da, den Zuschauern das Gefühl zu geben, DuPont würde in deine Privatsphäre und deinen persönlichen Freiraum eindringen. [Es] war nicht explizit, also hatte ich kein Problem damit. Jetzt, nachdem ich drei bis vier Kritiken gelesen habe, die es sexuell interpretieren und mein Vermächtnis aufs Spiel stellen, müssen sie eine Pressekonferenz machen, um das aus der Welt zu schaffen oder ich werde es tun."

In anderen Social Media-Beiträgen beschimpfte Mark Schultz Regisseur Bennett Miller als "Punk", "Pussy" und "Lügner", löschte diese aber später wieder:

"Du hast eine Grenze überschritten, Miller. Wir sind fertig. Deine Karriere ist vorbei. Du denkst, ich kann das nicht tun. Wart's ab."
"Alles, was ich jemals über den Film gesagt habe, nehme ich zurück. Ich hasse ihn. Ich hasse ihn. Ich hasse ihn. Ich hasse ihn. Ich hasse ihn. Ich hasse ihn. Ich hasse ihn."


Außerdem nahm Mark Schultz an der Darstellung der Beziehung zu seinem Bruder Dave Anstoß, der "nicht intelligenter" als er gewesen sei und auch nicht als "Vaterfigur" für ihn fungiert habe, wie es im Film dargestellt werde. Einige Zitate von Mark Schultz' gelöschten Facebook- und Twitter-Beiträgen sind bei The Daily Beast  und The Hollywood Reporter  einsehbar. Ein Statement von Bennett Miller oder oben erwähnte Pressekonferenz bleiben bislang aus. Seit November kann Mark Schultz' Version der Dinge im Buch "Foxcatcher: The True Story of My Brother's Murder, John du Pont's Madness, and the Quest for Olympic Gold" nachgelesen werden.

Foxcatcher startet am 05.02.2015 in den deutschen Kinos.

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