Kommt mit raus zum Spielen!

02.09.2017 - 09:00 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Friends don't lieNetflix / moviepilot
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Habt ihr die Achtziger miterlebt? Nein? Egal, denn Stranger Things steckt so voller Popkultur, Referenzen und Herz, dass man gar nicht gar nicht anders kann, als in die eigene Kindheit zurück versetzt zu werden. So wie unser Kommentator der Woche...

Mitunter ist es vollkommen egal, ob man die Zeit, die Situation, die Aussage einer Serie oder eines Filmes miterlebt hat - sie lösen etwas in uns aus, und sei es nur in einer Handvoll Szenen. Das können Erinnerungen sein, Gefühle, die wir eigentlich gar nicht fühlen müssten, ein unfreiwillig mittanzender Fuß, der dem Sitznachbarn vor uns gehörig auf die Nerven geht, der Weg nach Hause als ein Abziehbild des Filmhelden, oder die flüchtige Überzeugung, dass die Welt wunderbar ist. Mitunter lösen sie auch etwas aus, das kurze Zeit später in einem großartigen Kommentar auf moviepilot festgehalten wird. Und diese Kommentare wollen wir hier mit euch teilen!

Der Kommentar der Woche
Was hat Stranger Things bei euch ausgelöst, als ihr die Serie das erste Mal gesehen habt? Nicht, dass die naheliegendsten Reaktionen in irgendeiner Weise schlecht seien - trotzdem ist Bingen und Nerdgasmieren nichts im Vergleich zu der Leistung, die nur wenige Werke vollbringen: Wenn uns etwas auf dem Bildschirm so anspricht, so berührt, dass wir es mit unserem eigenen Leben assoziieren. Oh, die Türklingel... alex023 fragt, ob wir mit rauskommen zum Spielen?

Damals klingelte ich oft gegenüber an der Tür. Ob der Daniel da sei, ob er rauskommen dürfe, zum Spielen. Immer das Fahrrad direkt dabei, zur Abfahrt bereit. Gelegentlich auch mal zu Fuß, aber so kam man natürlich selten weit. Wenn man zwischen diesen vielen Feldern und wenig Wachsamkeit und der verbreiteten Attitüde, sich früh ins Bett zu begeben, aufwächst, sucht man schnell das Weite. Mit dem Rad ging’s dann oft mal zum See (ein wenig weiter weg, aber das war für uns ein Katzensprung). Meistens fuhren wir nur hin, um dann gleich weiterzufahren oder umzudrehen, weil irgendwie die coolen (= populären) Kids schon an der beliebten Uferstelle abhingen. Ähnlich erging es uns immer mit dem nahegelegenen Bolzplatz, der von den älteren Jungs stets besetzt war. An Mitspielen war nicht zu denken, die hätten dir direkt auf’s Maul gehauen. Naja, dachten wir immer. Bis sich einer mal traute, zu fragen und dann nach einem kurzen Vorspielen die „großen“ überzeugt zurückließ und wir uns lange Stunden um die Ohren schlugen. Nichts ist da irgendwie schwarz und weiß, alles hat seine Graustufen, nur werden wir so gerne dazu verleitet, uns es ein bisschen einfacher zu machen.

Sommerferien waren damals die rieeesige Befreiung. Sechs lange Wochen n i c h t s tun, einfach mal ausschlafen, irgendwas schäbiges auf dem Sofa essen und ein paar Zeichentrickserien schauen, dann aber schnell raus in die warme Sonne und...verstecken spielen. Es gab diese einen Sommerferien, in denen ich mit zwei Nachbarsjungen, die beide zwei Jahre jünger als ich waren, mehrere Wochen fast jeden (!) Tag verstecken gespielt habe. Und das nur in einem begrenzten Umkreis, da einer der beiden sich nicht allzu weit entfernen durfte (Eltern – im Gegensatz zu unseren Titelhelden waren wir wohl nicht alle stets diese Rebellen). Man merkt, wie aufregend meine Kindheit war! Tja nun, angefühlt hat es sich ganz unironisch tatsächlich so. Der Adrenalinkick, wenn man sich nicht wirklich versteckte, sondern lieber herumlief, weil die Gefahr, zufällig dem Suchenden zu begegnen, diesen Thrill versprach.

Ich erinner mich an vom Gefühl her ewig andauernde Nachmittag, die in prall gefüllten Planschbecken verbracht wurden, Straßen und Nachbarschafts-übergreifende Wasserschlachten, meistens angezettelt von diesem strohblonden Jungen mit der Riesenwasserpistole und dem scheinbar unendlichen Vorrat an Wasserbomben, welche er von seinem kleineren Bruder auf die Feinde herabrieseln ließ. Theoretisch gewann er immer, jedoch war Nass-sein bei der Hitze nie so wirklich von Nachteil.

Dann waren mal die Eltern weg und mein bester Freund seit dem Kindergarten und ich durften irgendwie zusammen etwas länger aufbleiben, vertrieben uns die Zeit in unserem Garten unter einem sagenhaften Sternenhimmel mit Theorien über Außerirdische und ewiges Leben, während wir letzte Pizzastücke knabberten und Eistee schlürften. Dabei summten und sangen wir immer wieder diesen einen Phil Collins-Song, bei dem man so gerne das Luftschlagzeug spielen möchte – einfach etwas, was irgendwann zu einem Ritual geworden ist.

Jetzt sitze ich im Jahr 2016 hier und all diese Erinnerungen werden wach, weil „Stranger Things“ so eine Nostalgie-Bombe ist. Oft sind meine ersten Eingebungen bei Filmen und Serien, sie dem Jungen von gegenüber und Kindergartenfreund zu empfehlen. Doch wie es so kommt im Leben, haben wir seit fast drei Jahren keinen Kontakt mehr (nicht von meiner Seite aus), was mich in dieser Sekunde dann doch wieder etwas zu traurig macht. Aber that’s life, right?

Der Originalkommentar findet ihr hier.

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