Integrasion? - Neukölln Unlimited sagt yes!

08.04.2010 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Neukölln Unlimited
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Hassan (18), Lial (19) und Maradona (14) stehen vor der Wahl: Abschiebung in ihre krisengebeutelte Heimat Libanon, oder deutscher Pass. Wie sie sich für das Bleiberecht ihrer Familie einsetzen, verrät der lebensnahe Film Neukölln Unlimited.

Schonmal vorweg: Neukölln Unlimited ist kein Klischeefilm. Er zeigt drei Jugendliche, die ernsthaft über ihr unübersichtliches Leben nachdenken. Hasans, Lials und Maradonas Familie ist in Deutschland lediglich geduldet und kann jederzeit abgeschoben werden. Die drei jungen Leute hecken Pläne aus, um an die nötige Finanzierung zu kommen, die die Behörden als Lebensunterhalt sehen wollen. Sie kennen nur Neukölln, hier sind ihre Freunde, und hier liegt ihre Leidenschaft, das Tanzen. Eine Abschiebung in ein für sie fremdes Land wäre eine Katastrophe.

Neue Kombination der Stilmittel
Eine reine Kiez-Doku ist Neukölln Unlimited nicht, wie es zum Beispiel Prinzessinnenbad war, in der wir zusammen mit drei frechen Gören durch die Kreuzberger Kieze gezogen sind. Neukölln Unlimited baut durch animierte Rückschauen dramaturgisch ein Fundament auf. Diese zeigen die traumatischen Erlebnisse während der Abschiebung der Familie vor vielen Jahren, die die drei ganz unterschiedlich im Gedächtnis behalten haben. Nach sechs Wochen war die Familie zwar wieder in Berlin, lebt aber seitdem rechtlich in ständiger Unsicherheit, was sich besonders bei dem 14jährigen Maradona spürbar zeigt. Die animierten Teile des Films sind unwirklich, fast spielerisch inszeniert. Sie zeigen: Diese Welt ist für die die drei jungen Leute eine andere.

Moves für den Pass
Das Filmteam um Dietmar Ratsch und Agostino Imondi begleitete die drei Protagonisten im Alltag, an die Schulbank, in die Wohnung, beim Aldi um die Ecke, und … zu den Auftritten. Hassan und Lial touren mit ihren Tanzensembles erfolgreich durch ganz Europa. Sie leben für Breakdance und Hip-Hop. Doch verankert sind sie nur in Berlin-Neukölln. Die drei sind auch Beispiele für junge Immigranten, die sich viel eher mit ihrem Stadtteil als mit ihrem neuen Land identifizieren.

Nach dem Pass folgt die Kartoffelparty
Trotz all der Anstrengungen ändert sich nichts an dem Aufenthaltsstatus der Familie. Der Zuschauer wartet nur darauf, dass sich dies enthüllt. Er wird nicht enttäuscht, denn der Berliner Innensenator persönlich erscheint zum klärenden Streitgespräch mit den Protagonisten. Um den deutschen Pass zu feiern, sollte es eigentlich eine Kartoffelparty geben, da die Deutschen auch als “Kartoffelfresser” bezeichnet werden. Gibt es die nun auch ohne Staatsbürgerschaft?

Neukölln Unlimited könnte mit seiner authentische Schilderung der Neuköllner Street-Kultur und Choreographien auch als Tanzfilm durchgehen. Auf der 60. Berlinale hat der Film den Gläsernen Bären in der Sektion Generation gewonnen. Der Film wurde durch den RBB in Kooperation mit ARTE produziert.

Hier der Trailer zu Neukölln Unlimited:

Neukölln Unlimited startet am 08. April in sechs deutschen Städten in den Kinos.

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