Im Sog des Öden

08.06.2009 - 07:00 Uhr
ARD / SWR
Klara Blum ermittelte als Kommissarin Gnadenlos mal wieder in Konstanz am Bodensee. Diesmal gerieten sogar die eigenen Kollegen in Mordverdacht.

Kommissarin im Kuschelsessel

Zu Beginn erhielt die Kommissarin zum Dienstjubiläum einen Massagestuhl geschenkt. Das Auspacken dieses Geschenks war wohl der Spannungshöhepunkt eines weiteren konstruierten Tatorts, durch den Eva Mattes mit bräsigem Gleichmut waberte. Es mag zum Konzept dieses Teams gehören, aber die Behäbigkeit und das völlige Fehlen sympathischer Hauptfiguren machen die Bodensee-Tatorte regelmässig zu einer Geduldsprobe.

Klara Blum, von Mattes mit maximal drei verschiedenen Gesichtsausdrücken gespielt, bleibt eine unnahbare, tantenhaft-selbstgerechte Kommissarin, die mit ihrer Umwelt nur in Standpauken kommuniziert. Sebastian Bezzel wirkt als ihr Kollege Kai Perlmann allerdings nur marginal sympathischer. Nachdem der Polizist unter Verdacht gerät eine junge Frau erstickt zu haben, ergeht sich der Rest des Tatorts in einer ermüdenden Aneinanderreihung der immer gleichen Szenen. Blum gibt sich als völlig nüchtern, ermittelt ohne jede Regung gegen den Kollegen und dieser quengelt zunehmend entnervt rum, dass er sie nicht versteht.

Gelähmte Spannung

Das könnte spannend sein, wenn es gut geschrieben und gespielt wäre. Aber die Plattitüden, die Mattes und Bezzel dort austauschen, wirken genauso gewollt und erzwungen, wie die alberne (und absehbare) Auflösung. In der gibt Blum am Ende den Columbo, enttarnt in einem hanebüchenen Verhör den Kommissarsanwärter Fleiner (unterfordert: Hanno Koffler) als wahren Mörder, verhaftet in der letzten Minute noch ein paar schmierige Medikamentenschmuggler und löst obendrein nebenbei noch den zweiten Mordfall. Am Ende sehen alle ihr Unrecht ein und beugen sich der überwältigenden Weisheit von Tante Blum.

Das ganze ist emotional halb so aufwühlend wie der Reisewetterbericht und nicht annähernd so spannend. Besserung ist leider auch nicht in Sicht, denn solange das Ermittlerteam in dieser Konstellation weiterbesteht, werden sich auch gutwillige Regisseure daran die Zähne ausbeissen. In der vorigen Folge Tatort: Herz aus Eis retteten die grandiosen Nebendarsteller (und die weise Entscheidung, Blum und Bezzel nur am Rande zu benutzen) den Krimi in unterhaltsame Gefilde. Dieses Mal bleibt nur das uncharmante Gezänk zwischen den beiden und eine Story, die weder Spannung noch Fokus hat.

Eure Meinung gefragt. Wie hat euch der Tatort: Im Sog des Bösen gefallen?

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