Ich komm aus Kreuzberg, du Muschi! sagt Tanutscha in Prinzessinnenbad

16.06.2009 - 09:00 Uhr
Prinzessinnenbad
Reverse Angle (Neue Visionen)
Prinzessinnenbad
0
0
Der Dokumentarfilm Prinzessinnenbad zeigt drei Kreuzberger Mädchen, 15 Jahre alt und nicht auf den Mund gefallen, aber mit vielen anderen Problemen. Ein trostlose Sozialanklage ist der Film trotzdem nicht: Sehenswert.

Prinzessinnenbad ist ein Film über die Pubertät, um den Kampf nach Weiterkommen und Anerkennung, bei dem bis zum Ende nur angedeutet wird, wohin die Reise von Klara, Mina und Tanutscha gehen könnte. Es bieten sich viele Möglichkeiten, vielversprechende und beängstigende. Der Film porträtiert die Mädchen in einem Moment ihres Lebens, in dem vieles, wenn nicht alles, möglich zu sein scheint.

Klara, Mina und Tanutscha sind 15 Jahre alt. Aufgewachsen bei ihren Müttern in Berlin-Kreuzberg, kennen sie sich seit ihrer Kindheit. Sie teilen dieselben Interessen, gehen zusammen auf Partys, stehen auf ähnliche Jungs oder verbringen die Tage mit Freunden im Prinzenbad, einem Freibad des Multi-Kulti-Viertels Berlin-Kreuzberg. Eigentlich sind sie unzertrennlich. Doch an der Schwelle zum Erwachsenwerden fangen die drei Mädchen an, ihre eigenen Wege zu suchen. Klara bricht die Schule ab, Mina möchte mit ihrem Freund zusammen sein und Tanutscha fordert von ihrer Mutter mehr Freiheit.

Prinzessinnenbad begann im Februar 2007 seinen Siegeszug auf der Berlinale. Dort lief er in der Reihe “Perspektive Deutsches Kino” und wurde mit dem Hauptpreis ausgezeichnet. Später erhielt er die Goldene Lola als Bester Dokumentarfilm des Jahres. Zuschauer und Kritiker waren beim Kinostart im Mai 2007 gleichermaßen begeistert.

Die Regisseurin bettina-bluemner nimmt sich stets zurück und gibt nie dem Impuls nach, zu nah an die Mädchen heranzurücken und vermeidet es so, sie zu diskreditieren oder bloßzustellen, schreibt Rochus Wolff bei critic.de. “Natürlich tritt in diesen Positionen und Erzählungen immer wieder hervor, wie sehr die drei Protagonistinnen noch zwischen Kindheit und Erwachsensein schweben; und gelegentlich ist es atemberaubend, wie sie in wenigen Sekunden von einem ins andere wechseln, wenn in einem Gespräch unvermittelt Sexualität und Liebe thematisiert werden.”

Schon in diesen ersten Einstellungen achtet die Kamera darauf, stets auf Augenhöhe der Heldinnen zu bleiben, lobt Anke Leweke in der taz. Die Regisseurin “beobachtet diese Freundschaft unter den besonderen Bedingungen der Großstadt und folgt damit auch drei Strategien, sich zu behaupten: zwischen ersten Lieben, Multikulti-Kiez und Patchworkfamilien. Die Regisseurin sucht das Leben hinter diesen Schlagworten, wenn sie mit dem Trio durch Berlin-Kreuzberg zieht, dem Reich ihrer drei Prinzessinnen. … Bettina Blümners Kamera findet Sehnsüchte, Lebenshaltungen und überraschende Normalitäten. Sie findet sie jenseits der Klischees vom sozialen Brennpunkt und der sogenannten Parallelgesellschaft. Man taucht ein in andere Jargons und eigenwillige Diskurse.”

Der sehenswerte Dokumentarfilm wird heute Abend, den 16. Juni 2009 um 21.00 Uhr auf Arte ausgestrahlt. Wenn Ihr wissen wollt, was sonst noch so im Fernsehen läuft, dann schaut doch bitte in unser Fernsehprogramm.

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare

Aktuelle News