Hinter Kaifeck: Benno Fürmann über den Film

11.03.2009 - 08:45 Uhr
Benno Fürmann in Hinter Kaifeck
Kinowelt
Benno Fürmann in Hinter Kaifeck
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Der Hauptdarsteller des neuen Mystery-Thrillers beantwortet im Interview unsere Fragen.

Benno Fürmann spielt in Hinter Kaifeck einen Fotografen, der in einem kleinen bayerischen Dorf mit den Spuren eines uralten ungelösten Verbrechens konfrontiert wird. Er sieht sich Ereignisse verwickelt, die sich nicht ohne Weiteres erklären lassen. Im Interview beantwortet er nun einige Fragen zu dem Film, der versucht, das Mystery-Genre für das deutsche Kino gangbar zu machen.

Sie scheinen sich Projekte auszusuchen, die starke physische und psychische Anforderungen mit sich bringen. Woher kommt das?
Mich interessieren extreme Situationen – nicht der Büroalltag von Datenverarbeitern, die beim Kaffeetrinken über ihr Wochenende plaudern. Denn du hast immer viel mehr zu spielen, wenn eine Figur etwas erlebt, was über die normalen Umstände hinausgeht, und andere Denk- und Verhaltensmuster einsetzen muss. Ich finde es spannend, was mit Menschen passiert, wenn Vernunft und Worte nicht mehr ausreichen. Und das hat in meiner Vita den einen oder anderen Film zur Folge, wo es ans Eingemachte geht. Ich freue mich einerseits auf solche vollen und dichten Drehtage, andererseits mag ich sie aber auch nicht, denn ich bin ja kein Masochist. Aber du gehst als Schauspieler immer in Bereiche, wo es nicht immer Spaß macht, hinzugehen – ob physisch oder emotional.

Können Sie diese Erfahrung am Ende einer Aufnahme gleich abstreifen oder leben Sie während der Drehzeit in einem Zustand der Anspannung?
Meine Befindlichkeit liegt dazwischen. Ich will einen klaren Kopf behalten, und deshalb trenne ich Rolle und Realität natürlich voneinander. Aber wenn ich mich mit Themen wie Urängsten oder Trauer auseinandersetze, bin ich natürlich anders mit mir in Kontakt und brauche den Raum für mich, um etwas zu entwickeln, um feinporig zu sein. Du versuchst ja in unnatürlichen Umständen, wie Filmsets, instinktiv zu sein und das geht nur, wenn Du nicht plump in eine Szene reinknallst, sondern Dich wirklich einlässt. Um diesen Zustand über den Tag auszuhalten, brichst Du natürlich auch hier und da aus z. B. mit den deplaziertesten Scherzen.

Haben Sie trotzdem Lust bekommen, wieder einen deutschen Mystery-Thriller zu drehen?
Unbedingt. Ich würde liebend gerne öfter Ausflüge in diese Genres machen: Grusel, Horror und Thriller. Der Spaß ist doch beim Gucken im Kinosessel oder auf der Couch, dass Dir schön gemütlich ist, während jemand stellvertretend auf der Leinwand tausend Leiden leidet und Du aus der Distanz Zeuge von Dingen wirst, die es nicht gibt – oder vielleicht doch…

Was ist für Sie der Höhepunkt des Genres?
Das ist Kubricks Shining. Der Film ist extrem straff und grandios getaktet. Gerade bei Horrorfilmen besteht die Gefahr, dass sie sich nur auf Atmosphäre verlassen, aber hier findest du sowohl sehr starke atmosphärische Elemente und hervorragendes Thriller-Timing. Hinzu kommt Jack Nicholson auf der Höhe seiner Schaffenskraft, geführt von einem Regisseur, der für seinen Perfektionismus bekannt ist. Und der Film schildert den größten Alptraum, den man sich vorstellen kann – nämlich, dass du mit jemandem an einem Ort eingesperrt bist, der nach und nach in den Wahnsinn abdriftet.

Mit Wahnvorstellungen ist auch Ihre Figur in Hinter Kaifeck konfrontiert. Haben Sie sich „Shining” noch einmal zur Vorbereitung angeschaut?
Nein, denn der Ansatz ist ein anderer. Die Figur des Jack wehrt sich gegen den Wahnsinn nicht, sondern gleitet Schritt für Schritt ab. Der Marc in Hinter Kaifeck dagegen versucht sich mit den Zuständen auseinanderzusetzen, die ihn überwältigen. Er will aktiv herausfinden: Bin ich verrückt oder spielen sich in diesem Dorf tatsächlich mysteriöse Dinge ab?

Haben Sie selbst schon einmal Orte mit einer vergleichbaren Aura erlebt?
Nicht vergleichbar. Aber ich war schon an Orten in den Alpen, die extrem düster und verwunschen waren. Da spürte ich, dass es mehr gibt als das, was konkret greifbar ist. Aber von diesen Erfahrungen möchte ich jetzt lieber nicht weiter erzählen.

Quelle: Mit Material von Kinowelt

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