Mit Persepolis & Waltz with Bashir in den Nahen Osten

25.01.2012 - 15:00 Uhr
Persepolis und Waltz with Bashir
Prokino/Alive
Persepolis und Waltz with Bashir
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Heute gibt es auf arte ein Double Feature der besonderen Art. Mit Persepolis und Waltz with Bashir werden zwei Filme gezeigt, die auf aktuelle Probleme ansprechen und Hintergründe im Iran und in Israel beleuchten.

Mit ihrer Graphic Novel Persepolis wirbelte Marjane Satrapi unser Kollektivbild vom Nahen Osten auf. Das heikle Thema Iran bearbeitete sie auf eine persönliche, autobiographische Art und Weise und ließ so ein ganzheitlicheres Porträt des Krisenlandes entstehen. Warum ist der Nahe Osten so, wie er ist? Diese Frage stellt heute arte mit einem Double Feature bestehend aus Persepolis und Waltz with Bashir. Im Anschluss folgt die Dokumentation Comics ziehen in den Krieg, die untersucht, wie Comics und Kunst als Mittel gegen die mediale Dauerberichterstattung funktionieren und die Welt verändern können.

Zusammen mit Vincent Paronnaud, mit dem sie auch Huhn mit Pflaumen auf die Leinwand brachte, verwandelte Marjane Satrapi 2007 ihren Comic Persepolis in den gleichnamigen Film. Persepolis behandelt die Lebensgeschichte von Marjane, die eng mit der jüngeren Geschichte des Irans verwachsen ist. Sie wächst zusammen mit Revolutionären und Opfern der Revolution auf, hört Metal und schrammt immer gerade so an der Verfolgung durch die Gewinner des Umbruchs auf: die islamistischen Fundamentalisten. Ihre Eltern schicken sie erst in die Schweiz, später nach Frankreich, wo sie den Rest der Welt kennenlernt, ein Stück aber immer in ihrer Heimat bleibt. Marjane Satrapis inszeniert ihr Leben gefühlvoll mit weichen Linien und mit viel Sinn für Humor. Immer im Wechselspiel der Nationalitäten, Ideologien und auch der Beziehungen versucht sie, eine eigene Identität zu finden. Für Persepolis wurde sie in Cannes belohnt und widmete ihren Preis allen Iranern. Beim Oscar entschieden sich die Damen und Herren von der Academy aber letztendlich für Ratatouille.

Waltz with Bashir ist nach Der Sinn des Lebens für 9,99 $ (2008) der zweite isrealische Animationsfilm, der in der jüngeren Zeit erschienen ist und sich mit der Geschichte Israels auseinandersetzt. Er behandelt in klar gezeichneten, glatten Bildern die Erinnerungen des Regissseurs und Drehbuchschreibers Ari Folman, der 1982 ein Infanterist in den Israelischen Streitkräfte (IDF) war. Nach einem Gespräch mit einem Freund erinnert er sich in der Nacht an ein Ereignis zurück, dessen Traumartigkeit ihm Rätsel aufgibt: In der Nacht des Sabra und Shatila Massakers badete er in der See in Beirut, während Flammen auf die Stadt niederfielen. Um das Rätsel zu lösen und herauszufinden, wie diese Erinnerung wirklich zustandekam, redet er mit zahlreichen Zeitzeugen, die damals ebenfalls in Beirut waren. Nur, um am Ende eine erschreckende, aber reinigende Erkenntnis zu haben. Waltz with Bashir holte eine Oscarnominierung und einen Golden Globe für den Besten fremdsprachigen Film und wurde im Libanon offiziell auf die schwarze Liste gesetzt, was ein noch viel größerer Qualitätsgarant sein dürfte.

Comic-Enthusiasten und Menschen, die einfach an der jüngeren Geschichte abseits von polarisierenden Bildern interessiert sind, sollten heute Abend arte einschalten. Allein schon für die visuellen Eindrücke lohnt es sich.

Heute im TV: Persepolis und Waltz with Bashir
Wo: arte
Wann: 20.15 Uhr und 21.50 Uhr

Was läuft bei euch heute im TV?

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