Auch in den Abendstunden seiner Karriere ist die Arbeit von Roman Polanski immer noch absolut sehenswert. Vier Jahrzente nach seinen großen Meisterwerken Rosemaries Baby und Chinatown brachte uns der Regisseur 2011 Der Gott des Gemetzels (Originaltitel: Carnage). Er verfilmt hier das französische Theaterstück Le Dieu du carnage von Yasmina Reza, die ebenfalls das Drehbuch verfasste. Die Besetzung setzt sich aus vier großen Namen zusammen: Kate Winslet, Jodie Foster, John C. Reilly und Christoph Waltz.
Nachdem zwei Kinder auf dem Schulhof aneinandergeraten sind, treffen sich die Eltern, um den Zwischenfall zu diskutieren. Penelope Longstreet (Foster) ist die Gastgeberin mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Ihr Mann Michael (Reilly) ist ein Schlichter, der stets versucht, einen Kompromiss zu finden. Das andere Paar besteht aus der emotional gestressten Nancy Cowan (Winslet) und dem Workaholic Alan (Waltz), der ständig am Telefon hängt.
Dieses Treffen nimmt die gesamte Laufzeit des Films ein und wir verlassen das Apartment der Longstreets nur kurz zu Beginn und am Ende. Die zunächst höflichen Gespräche eskalieren schnell und entwickeln sich zu einem unbarmherzigen, psychologischen Streit. Die Situation verwandelt sich alle fünf Minuten komplett und die Figuren wechseln mehrfach die Seiten. Getragen wird der Film vor allem von den erstklassigen Schauspielern. Die intelligenten Dialoge sind schnell und spritzig und werden von den vier Hauptdarstellern mit dem richtigen Maß an Ironie und Sarkasmus rezitiert. Das Zusammenspiel der Stars funktioniert auch; sie arbeiten zusammen und versuchen nicht, sich gegenseitig auszustechen.
Polanskis Inszenierung ist reduziert und lässt den Schauspielern den Vortritt. Mit einer Laufzeit von knapp 80 Minuten ist der Film auch keine Sekunde zu lang und unterhält durchgehend. Mit Der Gott des Gemetzels könnt ihr bei eurem heutigen Fernsehabend nicht viel falsch machen.
Was: Der Gott des Gemetzels
Wann: 20:15 Uhr
Wo: ARD