Gewalt, Geschwätz, geklaute Ideen - Tarantino nervt!

21.08.2009 - 17:57 Uhr
Wie ein kleiner Junge, der mit Bauklötzen spielt...
bauklötze: Mark & Marie Finnern; tarantino: toastie14 (Flickr); Montage: moviepilot
Wie ein kleiner Junge, der mit Bauklötzen spielt...
Alle lieben Quentin Tarantino. Aber warum eigentlich? Bei näherer Betrachtung entpuppen sich seine Filme als clever gemachte, aber einfallslose Dutzendware ohne eigene Ideen.

Ich weiß, ich werde jetzt vermutlich geschlachtet, noch dazu, weil das mein erster Artikel hier ist, aber ich muss es einfach mal sagen: Mir geht dieser ganze Hype um Quentin Tarantino gehörig auf die Nerven. Ja, okay, er kann Filme machen. Er kennt sich mit Handwerk und Technik des Filmgeschäfts hervorragend aus, und sein enzyklopädisches Filmwissen ist legendär. Aber wenn wir mal sein sogenanntes Lebenswerk nüchtern betrachten, bleibt nicht viel, was er wirklich geleistet hat. Gehen wir seine Filme einfach mal Schritt für Schritt durch:

Reservoir Dogs

Sieben Typen mit albernen Farbennamen planen einen Raubzug, der schiefgeht. Schon hier kultivierte Quentin Tarantino einige seiner Markenzeichen: Ewige Dialoge über Belanglosigkeiten (pointiert, aber vorhersehbar geschrieben), eine verschachtelte Erzählweise um die Schlichtheit der Handlung zu kaschieren und natürlich brutale und unnötige Gewalt. Inhaltlich wie stilistisch wird in der Filmgeschichte geklaut, was das Zeug hält. Quentin Tarantinos Taktik beim Regieführen war so simpel wie genial: Einfach die Kamera laufen und die Darsteller reden. Wenn vor der Kamera brilliante Charakterköpfe wie Harvey Keitel, Steve Buscemi oder Tim Roth stehen, wird am Ende schon etwas ordentliches dabei herauskommen. Das Ergebnis ist ja auch ganz ansehnlich, aber brilliante Regiearbeit sieht anders aus.

Pulp Fiction

Was wir hier sehen, ist schlicht und einfach die Fortsetzung des Erfolgsrezeptes von Reservoir Dogs mit mehr Budget und größeren Stars. Neben ewigen Schwachsinnsdialogen über Viertelpfünder und Fußmassagen zeigt Tarantino, was er wirklich kann: Es wird geschossen, gemordet, gefoltert was das Zeug hält, und wenn ein Unschuldiger aus Versehen erschossen wird, ist das ungeheuer komisch. Dass pubertierende Jungs sowas toll finden, ist ja verständlich – aber erwachsene gebildete Menschen wie Kritiker und Filmemacher? Ich beginne, ehrlich an der Menschheit zu zweifeln.

Jackie Brown

Der einzige Tarantinofilm mit sowas wie einer richtigen Handlung und Figuren, die wirklich interessant sind. Das liegt aber an den hervorragenden Schauspielern (allen voran natürlich Robert De Niro), die wieder mal die ganze Arbeit machen, und an der hervorragenden Romanvorlage von Elmore Leonard. Hatte Tarantino eigentlich jemals eine eigene gute Idee?

Kill Bill: Volume 1

Quentin Tarantinos Mammutwerk, für dass er die Fans gleich zwei Mal Eintritt zahlen ließ. Cleverer Schachzug – das muss ich ihm lassen. Und ich gebe zu, dass dieser Film zumindest unterhaltsam ist – wenn man auf brutale Gewaltexzesse steht, was aber bei einem Action-Film nun Mal dazugehört. Es ist nicht mein Fall, aber schon sehr mitreißend komponiert. Das kann ich respektieren. Wobei die Ehre wieder mal nicht Tarantino gebührt, sondern Kampfkunst-Ikonen wie Bruce Lee und Jackie Chan, bei denen Tarantino hier schamlos wie immer klaut. Dass die Fans dieser Hongkong-Klassiker ihn dafür auch noch feierten statt ihm eine dicke Abfuhr an der Kinokasse zu erteilen, sagt schon einiges über die Intelligenz des durchschnittlichen Actionfilmguckers. Dass einige Kritiker – und Quentin Tarantino selbst – den Film als feministisch bezeichnen, ist dabei ja wohl blanker Hohn. Uma Thurman ist in diesem Film keine Kämpferin für ihr Recht als Frau, sondern eine fleischgewordene blonde Männerphantasie, die das perfide männliche Spiel von Gewalt und Gegengewalt mitspielt, ohne mit der Wimper zu zucken.

Kill Bill: Volume 2

Das war es dann auch schon mit der Unterhaltsamkeit: Wo der erste Teil wenigstens Tempo und Spannung hatte, wird der zweite zum Tarantino-typischen Laberfilm. Noch dazu wildert Filmfreak Tarantino, der die Filmgeschichte offenbar als ästhetischen Selbstbedienungsladen betrachtet, diesmal im Gebiet des Spaghetti-Western – was solche Klassiker wie Spiel mir das Lied vom Tod oder Für eine Handvoll Dollar beinhaltet. Das verknüpft Tarantino hier mit der seichten Unterhaltung des Martial Arts Genres. Mutig. Aber eben auch ziemlich beliebig.

Death Proof – Todsicher

Müssen wir da noch extra drüber reden? Der Begriff Grindhouse steht seit jeher für B-Movies der übelsten Sorte, billigen Schund. Dann kommen Tarantino und sein nicht weniger beschränkter Bruder im Geiste Robert Rodriguez daher und drehen ausgerechnet an diesen Bodensatz der Filmgeschichte eine Hommage. Mit anderen Worten: Sie machen absichtlich zwei möglichst schlechte Filme. Und sowas gilt dann als Kunst. Ganz groß.

Fazit: Mehr als zusammengeklaute – und technisch hervorragende – Dutzendware hat Quentin Tarantino eigentlich nie zu Stande gebracht. Wie ein kleiner Junge, der mit Bauklötzen spielt, bedient er sich wahllos in der Filmgeschichte und erntet schamlos die Früchte, die andere gesät haben. Ist ja okay, wenn ihm das Spaß macht, aber muss er das Kinopublikum mit seinen kindischen Spielereien belästigen?

Mit seinem neuen Werk Inglourious Basterds will er uns scheinbar beweisen, dass er gar keine Schamgrenzen kennt: Ausgerechnet der Nationalsozialismus mit all seinen Schrecken soll als Kulisse für Tarantinos Spielereien herhalten. Nachdem in den letzten Jahren deutsche und amerikanische Produktionen wie Sophie Scholl – Die letzten Tage, Der Untergang und sogar der grenzwertige Operation Walküre – Das Stauffenberg Attentat sich mit unterschiedlichem Erfolg, aber immer mit ernsthaftem Interesse an der Geschichte mit dem dritten Reich beschäftigt haben, ist es umso trauriger, dass ein so unreifer Filmemacher wie Tarantino sich berufen fühlt, uns mit seinem persönlichen Nazi-Klamauk zu beglücken.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News