Friedhof der Kuscheltiere ist das ideale Remake - für Kenner des Originals

06.04.2019 - 11:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Friedhof der KuscheltiereParamount
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Stephen Kings Friedhof der Kuscheltiere erhält eine Neuverfilmung, die auf einzigartige Weise das eigene Remake-Wissen zu nutzen weiß: Der Film spielt wie eine Katze mit unseren Erwartungen.

Wenn ich Friedhof der Kuscheltiere ohne jegliches Vorwissen geschaut hätte, wäre ich wahrscheinlich mit der Meinung aus dem Kino gekommen, einen recht ordentlichen aber keinesfalls außergewöhnlichen Horrorfilm gesehen zu haben. Doch ich kenne die erste Verfilmung von Stephen Kings Roman Pet Sematary: Friedhof der Kuscheltiere. Und das macht den entscheidenden Unterschied.

Es ist erst die Kombination beider Adaptionen, die das Remake von Kevin Kölsch und Dennis Widmyer zu einer besonderen Erfahrung werden lässt. Denn Friedhof der Kuscheltiere, ist ein Remake, das deshalb so gut ist, weil es sich seiner Rolle als Remake bewusst ist. Es ist ein Remake für Kenner des Originalfilms.

Friedhof der Kuscheltiere: Church

Friedhof der Kuscheltiere: Eine neue Art von Remake

Wenn ich mir normalerweise ein Remake ansehe, gehe ich davon aus, dass der Stoff neu verfilmt wurde, weil er beim ersten Mal Anklang gefunden (und Geld eingespielt) hat und nun modernisiert einer neuen Generation zugänglich gemacht werden soll. Von gelegentlichen Cameos alter Darsteller einmal abgesehen, ist die Kenntnis des Originalfilms normalerweise für ein Remake unwichtig. Häufig ist es sogar von Nachteil, die Vorlage zu kennen, wenn dadurch Twists der Handlung bereits bekannt sind, die den Zuschauer eigentlich überraschen sollen.

Friedhof der Kuscheltiere geht als eines der diversen Remakes 2019 jedoch einen anderen Weg. Sicher: Als Horrorfilm kann er auch problemlos ohne Vorwissen der Buchvorlage oder der ersten Verfilmung derselben angesehen und verstanden werden. Seine volle Wirkung entfaltet das Remake jedoch nur für Kenner des Originals. Das aber macht den Film zu etwas Besonderem, denn auf solche Vorkenntnisse bauen normalerweise nur Sequels auf.

Friedhof der Kuscheltiere: Louis Creed

Indem Friedhof der Kuscheltiere sich bewusst an Horrorliebhaber wendet, denen der Schock der 1989er Version noch in den Knochen steckt, gelingt es ihm, gerade sie hinters Licht zu führen. Und das, obwohl sie als Horrorfans geglaubt hatten, von den sich so häufig wiederholenden Effekten, Tricks und Kniffen ihres Lieblingsgenres nicht mehr getäuscht werden zu können. Zumindest ging es mir so.

Friedhof der Kuscheltiere und das Spiel mit den Erwartungen

Was Friedhof der Kuscheltiere also auszeichnet, ist, dass das Remake ein Katz- und Maus-Spiel mit unseren Erwartungen veranstaltet (bzw. in diesem Fall eigentlich nur ein Katzen-Spiel). Weil der Film sich seines Status' als Remake bewusst ist, kann er die Kenntnis der vorangegangene Verfilmung nutzen, um dieses Wissen gegen uns zu verwenden.

Denn nur weil wir bestimmte Erwartungen haben, kann das Remake diese Erwartungen aufgreifen und dann brechen. Die drei prägnantesten Beispiele im Friedhof der Kuscheltiere-Remake sollen verdeutlichen, was ich hiermit meine.

Friedhof der Kuscheltiere: Jud und Ellie

Der Film nimmt einige der einprägsamsten Szenen des Originals und wandelt sie ab, um den Zuschauer, der zu wissen glaubt, was ihn erwartet, zu überraschen. (Achtung, ab hier folgen Spoiler für Original und Remake.)

  • Der Unfall und das Opfer: Die Creed-Kinder nähern sich der Straße, aber anders als im Original, wo Gage vor den Augen seines heranrennenden Vaters vom LKW erfasst wird, kann Louis Creed (Jason Clarke) seinen Sohn diesmal unerwartet retten - nur um stattdessen seine Tochter zu verlieren. (Wer vom Trailer gespoilert wurde, hat hier natürlich das Nachsehen.)
  • Der Fersenschnitt: Eine der grausamsten Szenen im Original ist die, in der das Gruselkind Nachbar Jud mit einem Skalpell die Achillesferse durchtrennt. Deshalb erwarten wir Zuschauer, und zusammen mit uns auch Jud (John Lithgow), die lauernde Bedrohung unterm Bett - die dort allerdings gar nicht ist, als das Möbelstück zur Seite gestoßen wird. Doch Katze Church kann uns anschließend lange genug ablenken, um die ausgelassene Szene doch noch in ihrer ganzen Blutlust kurze Zeit später auf der Treppe nachzureichen.
  • Das Ende: Kenner des Originals erwarten, dass das wiederbelebte Horrorkind (Jeté Laurence) am Ende besiegt wird. Egal, ob das durch die väterliche Hand nun per Spritze oder durch Erwürgen passiert: Dieser Ausgang erscheint unausweichlich. Umso überraschender erwischt einen dadurch der Ast in Louis' Brust und das Ende von Friedhof der Kuscheltiere mit einer zusammengeführten Wiedergänger-Familie.

Friedhof der Kuscheltiere weicht positiv von der Vorlage ab

Friedhof der Kuscheltiere: Rachel mit Gage

Viele Liebhaber des Originals, die noch heute gerne davon berichten, wie sie Friedhof der Kuscheltiere schon in ihrer Kindheit angenehm traumatisiert hat, werden sich sicherlich trotz positiver Kritiken am Remake und seinen Abweichungen vom Original und auch von Stephen Kings Buchvorlage stoßen.

Ich will nicht behaupten, der neue Pet Sematary-Film sei fehlerfrei (mit seinen leider nur gestreiften Tiermasken-Kindern, Wendigos und Co.). Doch insbesondere als Remake meistert er seine Aufgabe gekonnt. Der Schlüssel zu einem idealen Remake scheint hier der bewusste Bruch mit der berühmten Vorlage zu sein, die trotzdem weiterhin überall mitschwingt.

Friedhof der Kuscheltiere: Familie Creed

Für einen Kinogänger wie mich, der die schnöde Neuverfilmung eines bekannten Stoffes erwartet hatte, ist dieses Remake eine angenehme Überraschung. Ich glaube, ein Remake ist immer dann am besten, denn es der Vorlage zwar Respekt entgegenbringt, aber zugleich nicht das Altbekannte noch einmal 1:1 wiederkäut. Friedhof der Kuscheltiere geht dabei sogar noch einen Schritt weiter und baut auf den Vorgänger auf.

Mit diesem Kniff kann ich Original und Remake gleichermaßen schätzen. Es geht nicht darum, die zwei Filme miteinander zu vergleichen, sie gegeneinander auszuspielen und dann zu entscheiden, welcher der bessere Film ist.

Stattdessen haben beide ihre Existenzberechtigung, eben weil sie sich ergänzen. Und das ist schon ein kleines Kunststück. Hoffentlich lösen die kommenden Stephen King-Verfilmungen das ähnlich elegant.

Wie hat euch das Friedhof der Kuscheltiere-Remake gefallen? Kanntet ihr beim Schauen die erste Verfilmung?

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