Hach, das Filmjahr hat wieder viel hervorgebracht. Gute Geschichten, tolles Filmhandwerk und leidenschaftliche Schauspielleistungen. Doch was wäre ein guter Film ohne einen schlechten Film, was wäre eine tolle schauspielerische Darstellung ohne all diejenigen, die genau das nicht hinbekommen? Für diejenigen unter den Filmemachern, ohne die wir kaum wüssten, was wir an guten Filmen haben, weil sie selbst Müll produzierten, wird am Tag vor der Oscarverleihung wieder die Goldene Himbeere verliehen. Die offizielle Nominierung findet am 24. Januar statt, ein Tag bevor die Oscarjury dies tut.
Nun wurde endlich ein Einblick gewährt, wer sich vor einer offizielle Nominierung fürchten darf.
Immer wieder auffällig ist, dass die Goldene Himbeere sich keineswegs um den Golden Globe oder den Oscar schert, denn ganz vorn (oder doch lieber “ganz hinten?”) mit dabei ist Burlesque. Der Film könnte neben einem möglichen Golden Globe auch die Goldene Himbeere für das schlechteste Drehbuch, den schlechtesten Regisseur, den schlechtesten Nebendarsteller sowie die schlechteste Nebendarstellerin (hier sind sowohl Cher als auch Kristen Bell im Rennen) und die schlechteste Hauptdarstellerin (Christina Aguilera) sein Eigen nennen. Nunja, immerhin wird Burlesque nicht für den schlechtesten Film an den Start gehen.
Dieser Preis wird den Filmen Der Kautions-Cop, Kampf der Titanen, The Expendables, Kindsköpfe, Jonah Hex, Killers, Die Legende von Aang, Meine Frau, unsere Kinder und Ich, Sex and the City 2, Eclipse – Biss zum Abendrot, Beilight – Biss zum Abendbrot oder Yogi Bär vorbehalten sein.
Wen die Golden Globe-Nominierung von Angelina Jolie für The Tourist an der Kompetenz der Jury zweifeln ließ, darf etwas Genugtuung empfinden. Ihr Name wird im Zusammenhang mit der Kategorie für die schlechteste Hauptdarstellerin erwähnt. Parallelen zu Sandra Bullock treten auf, die im vergangenen Jahr sowohl den Oscar als auch die gefürchtete Himbeere gewann.
Jessica Alba hat sehr gute Chancen auf den Preis für die schlechteste Nebendarstellerin. Wer sie in The Killer Inside Me, Meine Frau, unsere Kinder und Ich, Machete und Valentinstag sah, weiß vielleicht, wieso.
Mickey Rourke, der vor zwei Jahren noch als großer Oscarfavorit für seine Leistung in The Wrestler gegen Sean Penn (Milk) den Kürzeren zog, muss dieses Jahr etwas tiefer stapeln. Mit seinen Leistungen als Nebendarsteller in The Expendables und Iron Man 2 hat er sich für die Goldene Himbeere empfohlen und ist ein heißer Kandidat.
Ob gerechtfertigt oder nicht, der umstrittene und provokante Preis vermag ein Gleichgewicht zu den oftmals nicht weniger umstrittenen großen Preisverleihungen herzustellen. Ist die Goldene Himbeere, die vom Publizisten John Wilson ins Leben gerufen wurde und seit 1981 jedes Jahr die Schlechtesten im Filmgeschäft kürt, gar kompetenter als manch renommierte Preisverleihung?