Eisberge, Kalter Krieg & Apfelkuchen

25.08.2012 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Der zerrissene Vorhang
Universal Pictures
Der zerrissene Vorhang
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Mit der Achterbahn ins Wochenende – moviepilot-User Hitmanski präsentiert Höhen und Tiefen des deutschen Fernsehprogramms.

Strahlendes Weiß
Der zerrissene Vorhang (Samstag, 23.30 Uhr, MDR)
Der von Kritik und Fans oftmals gescholtene Ausflug von Alfred Hitchcock in die DDR, den ich trotz seiner vielen Rückgriffe auf politisch motivierte Cold-War-Klischees und einigem Spionage-Nonsens sehr gern mag und für den unterhaltsamsten James Bond-Film außerhalb des 007-Franchise halte. Mit dabei: die bezaubernde Julie Andrews.

Titanic (Sonntag, 11.20 Uhr, Sat 1)
James Cameron hat mit seinem Ozean-Epos seinerzeit nicht nur sämtliche Box-Office-Rekorde gebrochen, sondern auch ein unvergleichliches Bekenntnis zum Hollywood-Melodram vergangener Tage abgelegt: Seit Douglas Sirk war es nicht mehr so schön, mit den Figuren auf der Leinwand zu fühlen und zu leiden. Nur Zyniker finden so etwas verklärend und naiv. Meisterwerk. Gekürzt.

Tommy (Sonntag, 0.25 Uhr, Arte)
Der stark dem damaligen „Generation Rock“-Zeitgeist verschriebene Film zur THE WHO-Oper: Sehr bunt, sehr anstrengend, sehr schön.

Mal weiß, mal schwarz
Die Glorreichen Sieben (Samstag, 23.15 Uhr, RBB)
Zu dem wurde ja eigentlich schon alles gesagt: Die sieben Samurai im Wilden Westen. Schön inszenierter, aber auch etwas biederer Edelwestern, der dem Stoff von Akira Kurosawa trotz geographischer Neuverortung keine anderen Facetten abgewinnen zu vermag. Genrefreunde werden ihren Spaß daran haben, alle anderen sollten lieber zum Original greifen.

American Pie 2 (Sonntag, 14.45 Uhr, Pro 7)
Wärmt eigentlich nur Klischees und Konstellationen auf, die man bereits nach dem dritten Teil der Eis am Stiel-Reihe satt hatte, ist von erhabener Verachtung gegenüber seinen Figuren geprägt, macht innerhalb seiner Grenzen und auf niedrigem Niveau aber trotzdem mehr richtig als falsch. Der Unterhaltungswert des Films dürfte allerdings stark unter der Reihe baugleicher Projekte, die er nach sich zog, gelitten haben.

Angel Heart (Sonntag, 22.20 Uhr, Tele 5)
Charmanter Mystery-Thrill, der geschickt mit (ebenso erprobten wie doch bedenklichen) Versatzstücken der Kino-Definition von „Voodoo“, exotischer Kulisse und schwüler Erotik (nebst großartiger Sexszene) hantiert, und derart durch seine Atmosphäre besticht, dass man den halbgaren Twist, der sich bereits nach fünf Minuten abzeichnet, gerne bereit ist, zu vergessen. Wahrscheinlich gekürzt.

Tiefstes Schwarz
Salt (Sonntag, 20.15 Uhr, Pro 7)
Formal planloser und gedanklich im Kalten Krieg steckengebliebener Versuch, mit Angelina Jolie eine weibliche Agentin in die übergroßen Fußspuren der Bonds und Bournes treten zu lassen. Regisseur Phillip Noyce beherrscht seine audiovisuelle Vergewaltigungsmaschinerie zumindest gut genug, um dem Zuschauer am Einschlafen zu hindern, mehr als ödes Hochglanz-Gehüpfe von Setting zu Setting bekommt man bei Fräulein Salz aber nicht zu Gesicht. Gekürzt.

Miami Vice (Sonntag, 20.15 Uhr, RTL II)
Auf stylisch getrimmtes Chauvi-Mä/ann(er)-Gedöns, dass die einstige Buddy-Romantik mit Fototapeten-Flair durch deplatzierten Digi-Videolook ersetzt und Sakkos gegen Muscle-Shirts eintauscht. Unter dem Lexikon-Eintrag des Wortes „unerotisch“ findet sich sicher eine Auflistung vom Œuvre des Michael Mann. Gekürzt.

Knallhart (Samstag, 21.45 Uhr, WDR)
Detlev Buck im Problembär-Modus: Unentschlossen zwischen verlogenem „Zeigen wie es wirklich ist“-Anspruch und Genrefilm-Mackerei hin- und her schwankend, eignet sich KNALLHART eigentlich nur als veritabler Beileger für das nächste Sarrazin-Pamphlet.

Moviepilot-User Hitmanski hat die Filme des Wochenendes zusammengestellt. Werdet Ihr euch etwas davon anschauen?

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