Mein Trip zu den Wildlings von Game of Thrones

30.06.2015 - 08:50 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Symbolbild der Einwohner Islands
HBO
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Island ist das neue Neuseeland, könnte man meinen angesichts der zahlreichen Filme, die auf der Insel gedreht werden. Auch Game of Thrones zählt dazu. Ich habe mich in den hohen Norden gewagt, um die Verflechtung der Serie mit dem Tourismus zu erkunden. Und Schnaps. Viel Schnaps.

Anlässlich der iTunes-Veröffentlichung der 5. Staffel von Game of Thrones erinnern wir noch einmal an einen schnapsgeschwängerten Trip in den hohen Norden.

Sonntagnachmittag, hoch über dem Nordatlantik, beginnt der Airbus zu ruckeln. Die versprochenen Turbulenzen setzen ein. Wie immer in dieser Situation kann ich mich nicht entscheiden, ob ich die Augen schließen soll, was unweigerlich einen detaillierten Final Destination -Flashback auslöst, und das bedenklich wackelnde Flugzeugmöbel vor mir bietet ebenfalls wenig Grund zur Entspannung. Also konzentriere ich mich auf das Buch in meinen Händen und lese in den nächsten 15 Minuten ein und denselben Satz in Dauerschleife, ohne den Wörtern Bedeutung abzuringen. Unbeeindruckt setzt die Maschine ihren dreieinhalbstündigen Weg von Berlin nach Keflavik fort. An diesem Tag Ende Januar geht es in den hohen Norden und damit ist nicht nur Island gemeint, sondern die Welt jenseits der Sieben Königreiche.

Game of Thrones

Wenig später – das Flugzeug und meine Eingeweide haben sich beruhigt – taucht ein riesiger, von Lakritzstangen übersäter Brownie unter uns auf. Wobei dieser Vergleich wohl mehr über mein Hungergefühl als über das Aussehen der Landzunge unter dem Flughafen Keflavik aussagt. Keflavik ist Treff- und Startpunkt dieser kleinen Tour, die vom isländischen Tourismusbüro und HBO organisiert wird. Es ist keine traditionelle Setvisit von Game of Thrones. Tatsächlich war ich noch nie bei einer Setvisit, was ich gern auf die Angst zurückführe, meine Meinung könnte durch ein vorrangig zu Marketing-Zwecken organisiertes Event beeinflusst werden. Zeit spielt natürlich auch eine Rolle, aber uninformierter Idealismus klingt besser.

Nun also eine Location-Visit in Island, das in den letzten Jahren an Kinopräsenz gewonnen hat. In Batman Begins, Prometheus – Dunkle Zeichen, Oblivion, Das erstaunliche Leben des Walter Mitty, Noah und Interstellar hielt die Natur der Insel unter anderem für den Himalaya und ferne Planeten her. Nach der Finanzkrise 2008 und dem Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull 2010 boten gezielte Förderung und Steuervergünstigungen internationaler Filmproduktionen einen Weg zur Stärkung der geschwächten einheimischen Wirtschaft. Neben Nordirland, Kroatien und Marokko zählt Island auch zu den Drehorten von Game of Thrones und die kleine Tour, die an diesem Sonntag im Januar ihren Anfang nimmt, bringt die Bemühungen des Landes, den einen Wirtschaftszweig durch den anderen zu befruchten, auf den Punkt. Die Produktion der aufwändigen Serie sorgt für Arbeitsplätze im eigenen Land. Ihre Popularität soll den Tourismus, einen der wichtigsten Wirtschaftszweige, fördern; insbesondere jenen im Winter.

Game of Thrones

In Keflavik kommt die kleine Gruppe von internationalen Journalisten, HBO-Vertretern und Tourismus-Beauftragten zusammen, um gleich zum nächsten Flughafen zu hasten. Von Reykjavík, wo Werbung für das isländische Penis-Museum beeindruckt, fliegen wir in den Norden nach Akureyri, wo Werbung für das isländische Penis-Museum auf uns wartet. Leider gehörte das nicht zu den Schauplätzen von Game of Thrones, wobei Jon Snows Handlungsstrang von einem Besuch eindeutig profitiert hätte. Die Abenteuer der Night’s Watch im Land der Wildlings wurden in der dritten und kommenden vierten Staffel in der Umgebung von Akureyri gedreht. Zur Akklimatisierung in der rauen Gegend prosten wir uns am Abend, ganz nach Wikinger-Tradition, mit einem Glas Brennivín zu. Der Schnaps dient primär dazu, ein Stück Gammelhai, das sich gerade Richtung Rachen bewegt, runterzuzwingen. Sollten sich eingefleischte Vegetarier in unserer Gruppe befunden haben, so ward nie wieder von ihnen gehört. Immerhin bestehen die vorzüglichen Gerichte an diesem und dem folgenden Tag aus Variationen von Lamm und Papageitaucher, Schnaps, Lamm und Lamm, Schnaps sowie Lamm und Zwergwal. Dem Rat meines Reiseführers folgend, nehme ich mir Basil Fawlty zum Vorbild, um bloß nicht für Verstimmungen zu sorgen: Don’t mention the whales!

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