Ein Tatort wie Gammelfleisch

02.11.2009 - 07:00 Uhr
ARD
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Schwere Themen im neuen Tatort aus Berlin. Die moralisierenden Ausschmückungen verdeckten eine magere Story und die Schauspieler erwachten gar nicht erst aus dem Tiefschlaf.

Der tatort-schweinegeld aus Berlin bot wenig Unterhaltsames – die Story war randvoll beladen mit Problemen: Ein Suzidversuch, ein totes Kind, Subventionsbetrug in großem Stil, Gammelfleisch, bulgarische Sklaven, die ukrainische Mafia. Der eigentliche Mordfall interessierte da nur am Rande. Es ist bereits der vierte Tatort unter der Regie von Bodo Fürneisen, doch lieferte er den Zuschauern wenig mehr als Augenwischerei.

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Darüber hinaus lief der tatort-schweinegeld diesmal nur mit Felix Stark (Boris Aljinovic) ab. Am Anfang erlag Till Ritter (Dominic Raacke) der geschickt geführten Holzplanke eines Bulgaren und durfte den Rest des Films, in apartem Kopf-Verband und Nachthemd, den Krankenschwestern hinterherjagen. Im Rückblick scheint es eine gute Idee von Dominic Raacke, sich aus dem Chaos herausgehalten zu haben.

Können Zombies auch schauspielern?

Gefangen in der komplizierten Geschichte vermochten die Darsteller dem Streifen keine Frische zu verleihen. Einzig Kommissar Weber (Ernst-Georg Schwill) funktionierte als Witzfigur ganz gut. n/a agierte als Maximilian Merklinger wie versteinert, vermutlich um als Hauptverdächtiger zu gelten. Sein Auftreten bewirkte aber nur, dass der Zuschauer in jeder seiner Szenen vor lauter Augenrollen den Bildschirm nicht mehr sah. Selbst Kommissar Stark (Boris Aljinovic) schien die meiste Zeit unter Schlafmangel zu leiden. Eine Mütze Schlaf und eine starker Kaffee hätten ihm sicher gut getan. Die anderen Nebendarsteller agierten wie halbgare Zombies – passend zum Gammelfleisch.

Selbst die Optik deprimierte: Das blaustichige, scharfe Licht wirkte angestrengt künstlerisch. Berlin kann so grausam aussehen. Die Darsteller wirkten dadurch nicht nur müde, sondern auch schwer krank.

Zaubertrick: Ein Kriminalfall verpufft

Am Ende war es einer der kleinen Leute, der die größte Schuld zu tragen hatte. Der von guten Absichten fehlgeleitete Joachim Kahle (Ole Puppe) hatte den Mord verzapft – auch noch unabsichtlich. Was aus den anderen Figuren wurde, vor allem aus dem skrupellosen Unternehmer Maximilian Merklinger (n/a), interessierte anscheinend niemanden mehr. Wozu zeigten die Macher typische Aufreger wie Gammelfleisch und illegale Gastarbeiter? Sie führten nicht einmal in eine Sackgasse, der Mordfall ging in eine ganz andere Richtung und verpuffte schließlich ohne Knall? Gut, das Leben ist selten gerecht. Trotzdem geriet das Spektakel blutleer und der Zuschauer blieb unbefriedigt zurück.

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