"Die Tränen waren echt": Die Guardians of the Galaxy 3-Stars Karen Gillan und Pom Klementieff über die schwierigsten Szenen und warum Gollum enorm wichtig für die Reihe war

13.05.2023 - 10:00 UhrVor 12 Monaten aktualisiert
Guardians of the Galaxy Vol. 3
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Karen Gillan und Pom Klementieff sind ein wichtiger Teil der Guardians of the Galaxy geworden. Im Interview blicken sie zurück auf das letzte Abenteuer der chaotischen Marvel-Familie.

Den Guardians of the Galaxy-Filmen mangelt es nicht an ikonischen Figuren. Ein sprechender Baum, ein zynischer Waschbär und ein rachedurstiger Muskelberg, der keinerlei Ironie versteht. Über den Verlauf von drei Filmen, einem Holiday-Special und weiteren Marvel-Ablegern haben sich zwei weitere Namen als wertvolle Guardians-Mitglieder hervorgetan: Nebula (Karen Gillan) und Mantis (Pom Klementieff).

Ohne Karen Gillan und Pom Klementieff wäre Guardians of the Galaxy 3 nur halb so witzig

Eingeführt wurden sie als Handlangerinnen der jeweiligen Bösewichte von Teil 1 und 2. In Guardians of the Galaxy Vol. 3 glänzen sie als vollwertige Team-Mitgliedern und sind für einige der besten Momente verantwortlich. Zum Kinostart haben wir uns mit Karen Gillan und Pom Klementieff zusammengesetzt, um über ihren Marvel-Abschied zu sprechen.

Moviepilot: Wie sieht ein Tag am Set eines Marvel-Films aus?

Karen Gillan: Mein Tag beginnt sehr früh. Zoe [Saldana] und ich sitzen am längsten in der Maske. Ich stehe meistens zwischen 3:30 und 4 Uhr morgens auf und bin dann so um 4:30 Uhr im Studio. Manchmal ist es sogar noch früher. Ich erinnere mich daran, dass mich mein Fahrer einmal sogar um 2:30 Uhr abgeholt hat.

Pom Klementieff: Bei mir ist es deutlich entspannter. Wenn ich in die Maske komme, hat sich Karen schon halb in Nebula verwandelt. Wir hören dann sehr viel Musik zusammen und erzählen uns jede Menge Witze, je nach Tagesstimmung. Manchmal sitzen wir auch einfach nur da und schweigen.

Hier könnt ihr en Trailer zu Guardians of the Galaxy Vol. 3 schauen:

Guardians of the Galaxy 3 - Trailer (Deutsch) HD
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Karen Gillan: Das sind die Momente, in denen ich mit offenen Augen weiter schlafe. Sobald wir mit der Maske durch sind, ziehen wir unsere Kostüme an und dann geht es ans Set. Bis die Kamera läuft, dauert es allerdings noch ein bisschen. Zuerst proben wir die Szenen, die wir an dem Tag drehen wollen.

Pom Klementieff: Bei den Proben gehen wir zusammen mit James [Gunn] das Drehbuch durch und sprechen über den Aufbau der Szenen. Wer steht im Vordergrund? Wer im Hintergrund? Und wo befindet sich die Kamera? Das ist sehr wichtig, damit danach beim Dreh kein Chaos entsteht. Ein Set muss immer gut organisiert sein.

Karen Gillan: Wenn wir mit den Proben durch sind, werden die letzten Lichteinstellungen getroffen. Und dann kann es endlich losgehen. Wir drehen dann alle Szenen, die wir uns für den Tag vorgenommen haben.

Wie lange geht so ein Tag in der Regel?

Karen Gillan: Meistens stehen wir zehn Stunden vor der Kamera. Dazu kommen vier Stunden für die ganzen Vorbereitungen. Am Ende kommen wir also bei 14 Stunden raus. Da wir in Hollywood drehen, bis wirklich alles im Kasten ist, können es manchmal aber auch 18 Stunden werden.

Pom Klementieff: Das ist ein großer Unterschied zwischen Europa und den USA. In Europa gibt es strengere Richtlinien. Die Sache ist, am Ende des Tages kommt nochmal eine Stunde dazu, weil man das ganze Make-up wieder abnehmen muss. Wobei ich da auch wieder Glück habe: Bei Karen dauert es länger.

Die Masken von Nebula und Mantis sehen sehr aufwendig aus. Wie schafft ihr es, dass euer Schauspiel unter dem ganzen Make-up nicht untergeht?

Pom Klementieff: Bei mir ist es ehrlich gesagt gar nicht so viel. Die Leute gehen immer davon aus, dass ich ewig in der Maske sitze. Im Grunde sind aber nur die Antennen kompliziert. Der Rest ist ein gewöhnliches Make-up. Dazu trage ich Kontaktlinsen in den Close-ups. Das war es aber auch schon. Ich habe keine Prothesen im Gesicht. Damit wäre es schwerer, verschiedene Gesichtsausdrücke richtig gut rüberzubringen.

Karen Gillan: Ja, ich trage immer eine sehr dicke Maske. Es ist ein faszinierendes Gefühl, wenn man so direkt in die Haut einer Figur schlüpfen kann. Als Schauspielerin versuche ich immer, mich in den Kopf meiner Figuren zu versetzen. Und jetzt stecke ich direkt in ihr drin. Das beeinflusst mein Schauspiel sehr und macht es in vielen Punkten leichter. Was außerdem von Vorteil ist: Mit dem ganzen Make-up sehe ich deutlich grimmiger aus. Normalerweise habe ich ein freundliches Gesicht. Nebula ist dagegen kantig.

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Verliert ihr euch bei dieser immersiven Erfahrung manchmal in der Rolle?

Pom Klementieff: Nein, nicht wirklich. Das wäre dann eher Method Acting und ich glaube, das verfolgt keiner von uns. Ich habe ehrlich gesagt gar keine Zeit dafür. Ich will die Zeit am Set genießen und nicht in einer Rolle verschwinden.

Karen Gillan: Sobald jemand "Cut!" ruft, wechseln wir wieder in unsere normalen Ichs zurück.

Wie bereitet euch James Gunn auf eine Szene vor?

Karen Gillan: Das Wichtigste ist, dass er uns genug Zeit zum Proben gibt, nicht nur am Drehtag selbst, sondern lange davor.

Pom Klementieff: Vor dem ersten Drehtag haben wir zwei Wochen Zeit zum Proben, damit es am Tag selbst keine Verzögerungen gibt. Niemand ist so gut vorbereitet wie James. Er weiß genau, wie er eine Szene drehen will. Schon seine Drehbücher sind herausragend. Man bekommt richtig ein Gefühl für den Rhythmus der Szenen. Als Schauspielerin vertraue ich ihm komplett.

Könnt ihr euren eigenen Input beisteuern, wenn es um die Entwicklung eurer Figuren geht?

Pom Klementieff: Da James das Drehbuch schreibt, legt er die Geschichte und die wichtigsten Entwicklungen der Figuren fest. Sobald wir aber am Set sind und es um Details geht, wird daraus ein sehr kollaborativer Prozess.

Karen Gillan: Ich habe dieses Mal deutlich mehr improvisiert. Normalerweise mache ich das nicht, weil ich viel zu viel Angst davor habe. Aber James war sehr ermutigend. Für gewöhnlich ruft er beim Dreh über ein Mikrofon Sätze rein, die ihm spontan einfallen. Bei Guardians 3 habe ich selbst ein paar Zeilen improvisiert. Manchmal findet James sogar noch eine witzigere Version davon. Wir probieren einfach ganz viel aus.

Pom Klementieff: Vertrauen ist dabei sehr wichtig. Egal, was wir am Set sagen, am Ende können wir darauf vertrauen, dass James im Schneideraum nur die besten Takes nimmt.

Karen Gillan: Das gibt uns auch die Sicherheit und Freiheit, sich einfach von der Stimmung am Set und den Figuren treiben zu lassen.

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Welche Szene in Guardians of the Galaxy Vol. 3 war am schwersten zu drehen?

Pom Klementieff: Das kommt darauf an, was du unter schwer verstehst. Ich finde vor allem emotionale Szenen knifflig, denn man muss die Emotionen den ganzen Tag über frisch halten. Am Anfang ist es ganz einfach, aber je öfter eine Szene wiederholt wird, desto schwieriger wird es. Und dann gibt es Szenen, die aus einer technischen Perspektive sehr komplex sind. Das beste Beispiel ist der Kampf im Gang. Alle müssen genau wissen, wann sie wo zu sein haben, damit die Kamera die Action perfekt einfangen kann. Dazu kommt, dass bei so einer Szene viel mehr Leute involviert sind als bei einem einfachen Dialog. Es kann jede Menge schieflaufen. Umso befriedigender ist es, wenn es klappt.

Karen Gillan: Was bei der Szene dazukommt, ist, dass alle Figuren gleichzeitig in einem Raum kämpfen. James wollte, dass die Szenen so wirkt, als wäre sie an einem Stück gedreht worden, und das hat alles deutlich komplizierter gemacht. Da steckt unglaublich viel Planung dahinter. Über mir ist ein Kameramann geflogen. Die haben ihn an Drähten aufgehängt, damit er die Action filmen kann. Wir mussten da wirklich genau wissen, was wir zu tun haben, sonst wäre das schrecklich schiefgelaufen.

Mit welchem Trick haltet ihr euch die Emotionen frisch?

Pom Klementieff: Ich denke, jeder macht das anders, aber ich versuche einfach, jedes Mal in dem Moment komplett aufzugehen, wenn wir die Szene drehen. Denk dich in die Erinnerungen deiner Figur hinein und dann kannst du daraus schöpfen.

Karen Gillan: Ich versuche, jedes Mal etwas anderes zu machen. Dadurch passiert in jedem Take etwas Neues. Ich weiß aber ehrlich gesagt nicht, ob das der beste Weg ist.

Pom Klementieff: Bei so einer Produktion gibt es so viele verschiedene Einstellungen von ein und derselben Szene. Manchmal ist die Kamera ganz nah bei dir, manchmal beobachtet sie sich aus der Ferne. Für uns als Schauspielende bedeutet das sehr viel Arbeit. Da kann es nicht schaden, eine Emotion aufzubrechen, um sie nach mehreren Wiederholungen frisch zu halten. Ansonsten verfällt man in eine Routine und glaubt selbst nicht mehr an das, was man da gerade spielt.

Karen Gillan: Plötzlich sagt man einen Satz, wie man es vermutlich nie getan hätte. Und das ist oft die beste Version. Man muss sich darauf einlassen, Dinge auszuprobieren, selbst wenn es am Ende nicht funktioniert.

Pom Klementieff: Und dann gibt es noch die Momente, wo die Emotionen real sind. Es gibt eine Szene am Ende des Films, wo uns allen klar war, dass es das letzte Mal ist, dass wir als die Guardians of the Galaxy vor der Kamera stehen. Das war kein Schauspiel. Die Tränen waren echt.

Wenn ihr auf die letzten Jahre zurückblickt: Was ist eure wertvollste Guardians-Erinnerung?

Pom Klementieff: Ich könnte mich nie auf nur eine Erinnerung festlegen. Was mir aber sehr viel Spaß gemacht hat, war jeden Tag mit diesen unglaublich tollen Leuten zur Arbeit zu gehen. Wir sind alle gute Freunde und ich bin sehr dankbar dafür. Ich werde die vielen Momente zwischen den Takes vermissen, in denen wir Witze gemacht und uns unterhalten haben.

Karen Gillan: Ich bin ehrlich gesagt beeindruckt, wie lange wir miteinander reden können. Bei manchen Produktionen herrscht eine unangenehme Stille, weil jeder nur auf sein Smartphone schaut. Wir kommen gerade aber aus einem Flugzeug von Seoul und haben zwölf Stunden ununterbrochen miteinander geredet.

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Was sollte das Vermächtnis eurer Figuren sein?

Karen Gillan: Das Spannendste an Nebula war für mich die toxische Familiendynamik. Thanos hat Gamora immer bevorzugt und Nebula das Gefühl gegeben, dass sie nicht gut genug ist. Zuerst wird sie gebrochen. Dann folgt ein langer Heilungsprozess, bis sie zu der Person wird, die sie von Anfang an hätte sein können. Es war sehr erfüllend, diese Figur über einen so langen Zeitraum zu spielen. Das Vermächtnis, das ich gerne mit Nebula hinterlassen würde, ist, dass man sich trotz traumatischer Erfahrungen im Familienumfeld ein eigenes, schönes Leben aufbauen kann.

Pom Klementieff: Ich bin sehr dankbar, dass mir James die Möglichkeit gegeben hat, so einen eigenwilligen und einmaligen Charakter zu schaffen. Ich hoffe, dass es in Zukunft mehr Figuren wie Mantis gibt. Figuren, die sehr seltsam sind und sich in keine Schublade stecken lassen. Natürlich gibt es die in anderen Filmen schon. Aber im Superhelden-Kino sind sie eine Seltenheit. Gerade die Frauenfiguren ähneln sich sehr.

Karen Gillan: Es passiert wirklich nicht oft, dass eine schräge Figur wie Mantis von einer Frau gespielt wird. Meistens handelt es sich um Männerrollen.

Pom Klementieff: Wenn ich Mantis spiele, fühle ich mich wie Zach Galifianakis in Hangover und denke mir: "Nein, das hat sie jetzt nicht wirklich gesagt!" Mantis macht immer so viele merkwürdige Dinge im Hintergrund. Ich liebe sie so sehr.

War Zach Galifianakis eine direkte Inspiration für dich?

Pom Klementieff: Nein, nicht wirklich. Ich hatte mich bei der Vorbereitung auf die Rolle eher an Käfern und Gottesanbeterinnen orientiert. Oh, und Mr. Burns und Gollum.

Was hast du von Gollum übernommen?

Pom Klementieff: Die unheimliche Stimme. [Sie verstellt ihre Stimme und imitiert Gollum] Mein Schatzzzzz!

Und wie sah es bei dir aus, Karen, hattest du bestimmte Vorbilder für Nebula?

Karen Gillan: Am Anfang habe ich mit einem Bewegungs-Coach und einem Stimm-Coach gearbeitet. Als ich ans Set kam, meinte James: "Okay, lass uns etwas komplett anderes probieren – eine Mischung aus Marilyn Monroe und Clint Eastwood." Diese amerikanisch hauchende Stimme ... ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr das meine Performance beeinflusst hat. Dieser eine Satz hat alles verändert.

Was ist für euch der definierende Guardians of the Galaxy-Song?

Pom Klementieff: I'm Not In Love. Ich liebe diesen Song. Und Creep aus dem neuen Teil.

Karen Gillan: Ich würde sagen Do You Realize von The Flaming Lips.

Guardians of the Galaxy Vol. 3 läuft seit dem 3. Mai 2023 im Kino.

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