Wettlauf ins All: Disney+ erzählt von dem Stoff, aus dem die Helden sind

11.10.2020 - 09:45 UhrVor 3 Jahren aktualisiert
Die Helden der NationDisney
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Die Helden der Nation startet heute auf Disney+ und erzählt von den Anfängen der US-amerikanischen Raumfahrt. Als Grundlage dient The Right Stuff von Tom Wolfe.

Der Countdown läuft. Nur noch wenige Sekunden, dann ist es so weit. Ganz Amerika hat seinen Blick auf den Start der Rakete gerichtet, die ihre Crew dorthin bringen soll, wo noch nie zuvor eine Menschenseele gewesen ist. Nervosität und Anspannung liegen in der Luft. Niemand weiß, was passiert. Jetzt wird Geschichte geschrieben - doch genau an diesem Punkt bricht die Eröffnungssequenz von Die Helden der Nation ab.

Statt uns die vertrauten und trotzdem immer wieder mitreißenden Bilder eines Raketenstarts zu zeigen, entführt die Verfilmung von Tom Wolfes gleichnamigen Roman (im Original The Right Stuff) zu den Anfängen der US-amerikanischen Raumfahrt und erzählt die Geschichte der Mercury Seven, die auch schon in Philip Kaufmans meisterhaftem Der Stoff, aus dem die Helden sind adaptiert wurde.

Mercury Seven: Die Anfänge der Raumfahrt auf Disney+

Im Mittelpunkt der Ereignisse befinden sich somit die ersten Astronauten, die von der NASA Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre dazu ausgebildet wurden, um in den Weltraum zu fliegen - vorzugsweise noch vor der Sowjetunion. Der Kalte Krieg bildet somit auch in Die Helden der Nation die Kulisse für den Wettlauf ins All, der Fokus der einzelnen Episoden liegt nur bedingt auf den großen historischen Eckdaten.

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Die Helden der Nation - S01 Trailer (Deutsch) HD
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Stattdessen fokussiert sich die Serie auf die persönlichen Erlebnisse der sieben Menschen, die sich nicht nur unglaublich physischen, sondern vor allem auch psychischen Herausforderungen stellen mussten. Aber von wem reden wir hier eigentlich? Nachfolgend findet ihr die Namen der Mercury Seven mitsamt ihrer Darsteller im Überblick:

Schon Philip Kaufmans Film war unheimlich gut darin, die Menschen hinter den Helden zu erforschen, die von den Medien geschaffen wurden. Dieser Ansatz zieht sich nun auch durch die Disney+-Serie, die ursprünglich für National Geographic entwickelt wurde. Schnell fällt jedoch auf, dass der neuen Version all die rauen Facetten fehlen, die Kaufmans Verfilmung des Stoffs so einnehmend gemacht haben.

Die Helden der Nation wirkt etwas zu aufgeräumt

Was bedeutet es, Grenzen zu überschreiten, wenn der Tod ein täglicher Begleiter ist? Entgegen dem Zeitdruck entpuppt sich das Mercury-Programm als langwieriger, kräftezehrender Prozess, während die Astronauten ihre Familien im Stich lassen und sich in einer Wüste aus Testflügen verirren, die zum Scheitern verurteilt sind und dennoch ihre Schrammen in den Geschichtsbüchern hinterlassen.

Die Helden der Nation

Es ist eine ganz faszinierende Erfahrung, diese Grenzüberschreitungen auf mikroskopischer Ebene zu beobachten, die weit von den ikonischen Bildern eines Raketenstarts entfernt sind. Die Serienform scheint wie geschaffen, um noch tiefer in die aufwühlenden, zermürbenden Konflikte vorzudringen. Ausgehend von den ersten zwei Episoden wirkt Die Helden der Nation aber überraschend aufgeräumt.

  • Kleiner Exkurs: Wer noch mehr über die weibliche Perspektive auf diese Ereignisse erfahren will, wird bei der ABC-Serie The Astronaut Wives Club fündig, die sich vor fünf Jahren mit der Geschichte der Frauen der Mercury Seven beschäftigte.

Hell strahlt das Licht durch die Räume, vom rauen Alltag eines Testpiloten, die sich mit unfassbarer Geschwindigkeit in die Luft schleudern lassen, fehlt bisher jegliche Spur. Zu glatt fühlt sich dieses Mercury-Update an. Trotzdem versteckt sich da eine schöne Dynamik, die zum Mitfiebern einlädt, sobald sich die Astronauten in den Räumlichkeiten der NASA einfinden und gewichtige Entscheidungen über ihr Leben treffen.

(Noch nicht) der Stoff, aus dem die Helden sind

"Wer bin ich?", lautet die Frage, die sie nicht nur in ihren Köpfen, sondern auch direkt bei einem Test beantworten müssen. An anderer Stelle wird sich darüber lustig gemacht, dass die Kandidaten mit ihren schwarzen Anzügen und angepassten Frisuren sowieso alle gleich aussehen. Entgegen dem Humor auf der Oberfläche offenbart sich eine der spannendsten wie tragischsten Facetten von Die Helden der Nation.

Die Helden der Nation

Bevor sie als Helden gefeiert werden, sind diese Testpiloten Versuchskaninchen und damit zwar nicht unbedingt durch die Bank austauschbar, aber im Fall der Fälle dennoch ersetzbar. Auf dem Weg, einen Fußabdruck in der Geschichte - oder sogar auf dem Mond - zu hinterlassen, verlieren sich die jungen Männer in einer ewigen Trainingsmontage, die sich im besten Fall zum NASA-Äquivalent von Mad Men entwickelt.

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Vorerst bleiben aber viele bekannte Bilder, wie etwa die zukünftigen Astronauten, die besinnlich im heimischen Garten unter dem Sternenhimmel im Angesicht des strahlenden Monds über ihre Existenz sinnieren. Ein starkes Bild, das sich seiner Kraft nicht so schnell berauben lässt, egal, wie oft es zum Einsatz kommt. Die Helden der Nation muss jetzt nur beweisen, dass sich die Serie solche Bilder auch verdient hat.

Die 1. Staffel von Die Helden der Nation umfasst insgesamt acht Episoden und startet heute, am 9. Oktober 2020, auf Disney+. Als Grundlage für diesen Seriencheck dienten die ersten zwei Episoden.

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