Platz 5: Black-ish
© ABC
Das Genre der Familien-Sitcom ist nicht gerade von Innovationen geprägt. Wieso sollte es auch, wenn Jahr für Jahr Modern Family
unter Beweis stellt, dass das sicherste Rezept für den Emmy-Erfolg der
ist, sich auf gar keinen Fall irgendwie weiterzuentwickeln. Dass das
Fahrzeug schon lange feststeckt, ist eigentlich gar nicht wichtig,
Hauptsache, man ist mitten im Award-Regen hängengeblieben.
Das
ist nur einer der Gründe, warum es Black-ish so dringend braucht.
Während sich Trailer und Pilot noch satirisch auf die Alltagsprobleme
einer schwarzen Familie in einer weißen Nachbarschaft konzentrierten,
scheint es sich hier langfristig gesehen doch eher um "nur eine ganz
normale neue Sitcom" zu handeln. Aber vielleicht ist das gerade das
Gute. Diese Serie ist frisch und hat schon in den ersten beiden Folgen
mehr unverbrauchte Themen angesprochen als Modern Family in den gesamten
letzten drei Jahren.
Anthony Anderson und Tracee Ellis Ross sind ein tolles Bildschirm-Paar und Laurence Fishburne
schnappt sich jeden Moment, in dem er zu sehen ist. Insgesamt hat der
gesamte Cast das Wichtigste, das man für eine Sitcom braucht: Man sieht
ihnen gern bei ihren Alltagsproblemen zu. Gut, wer weiß, ob das nach
fünf Staffeln immer noch so sein wird... Aber bis dahin ist die Welt
reif für eine neue Familien-Sitcom. Und eine, in der nicht jede Woche
das Gleiche passiert.
Platz 4: Fargo
© FX
Keine Frage: Diese zehn Folgen waren großartiges Fernsehen,
kalkuliert, spannend und (wortwörtlich) kalt. Bitterkalt. Man bibbert
allein vom Zuschauen. Allison Tolman ist eine fantastische Heldin, Billy Bob Thornton
spielt den wohl besten Bösewicht des Jahres in einer Rolle, die in den
falschen Händen furchtbar schnell zum Klischee hätte werden können und Martin Freeman
brilliert in seiner Darstellung des Charakters "Arschloch". Ehrlich,
man denkt, man hätte alles gesehen, und dann dreht sich John
Watson/Bilbo Beutlin um und wird zum Mega-Pisser.
Doch der wichtigste Moment der Staffel gehört Bob Odenkirk,
der in der letzten Folge davon erzählt, wie er nie der Cop sein wollte,
der - von all dem Grauen seines Berufs heimgesucht - abends
melancholisch ins Feuer starrt. Doch das ist es, was mit den Charakteren
am Ende passiert. Starr' in die Dunkelheit und die Dunkelheit starrt in
dich zurück. Oder im Fall von Fargo, wohl eher die schneeweiße
Helligkeit.
Platz 3: Broad City
© Comedy Central
Es gibt wenig Schlimmeres als aalglatte Comedy.
Marketing-getestet, Testgruppen-geprüft, hundertmal abgesichert, um auch
ja keiner Zielgruppe auf die Füße zu treten. Ja, das gibt es. Und dann
gibt es Broad City. Wo ein Post-It auf dem Vibrator eine der beiden
Heldinnen ans Masturbieren erinnert. Wo eine Maklerin die Dicke der
blutbespritzten Wände einer Wohnung anpreist, indem sie laut um Hilfe
schreit: "They're gonna break my legs!" Wo eine Folge aus dem Nichts mit diesem Fantasie-Musikvideo beginnt.
Man kann dieses Zeug dreimal am Stück gucken und es ist immer noch lustig. "Where's the bathroom?" - "Where isn't the bathroom?" Broad
City ist so roh und unvorsichtig, das man fast schon Angst bekommt. Und
mehr als einmal schwankt der Emotionspegel gewaltig zwischen "Haha" und
"Uääh". Aber genau diese Tatsache macht das hier zur wahrscheinlich
aufregendsten Comedy-Serie des Moments.
Platz 2: How to Get Away with Murder
©ABCManchmal ist es schwer, einen Serien-Hit früh zu erkennen. Und
manchmal ist es sehr leicht. How to Get Away with Murder bricht in
Amerika jetzt schon Quoten-Rekorde und das absolut zurecht. Denn dieser
Jura-Campus-Thriller scheint nicht nur jetzt schon ein Riesenerfolg zu
sein, er verspricht auch eine bis zum Ende knöchelerbleichend spannende
Story.
Die Serie erzählt die gleiche Geschichte zu zwei verschiedenen Zeitpunkten. Dem Anfang, an dem eine umwerfend gute Viola Davis
als Star-Anwältin und Jura-Dozentin eine Gruppe junger Studenten als
persönliche Lehrlinge rekrutiert und dem Ende, an dem ebenjene Gruppe
Studenten sich unter noch ungeklärten Umständen mit der Aufgabe
konfrontiert sieht, einen Mord geheimzuhalten. Den Weg dorthin wird die
Staffel langsam nacherzählen und das tut sie jetzt schon in einem Tempo,
das auch den letzten Gelegenheitsgucker zwingt, sein Smartphone
wegzulegen. How to Get Away with Murder ist
Augen-auf-und-stauen-Fernsehen.
Platz 1: A to Z
Ja, wahrscheinlich ist es eine blöde Idee. Nach nur einer Folge eine Serie auf Platz 1 einer solchen Liste zu stellen. Und in vier Monaten, sollte A to Z jämmerlich scheitern, dürft ihr gerne alle lachend Papierkügelchen auf diesen Artikel werfen. Aber es würde wahrscheinlich mein Herz brechen. "Andrew Lofland and Zelda Vasco will date for eight months, three weeks, five days, and one hour. This television program is the comprehensive account of their relationship from A to Z."
Wer sich eine zusätzliche Staffel von Scrubs - Die Anfänger, How I Met Your Mother oder Die Simpsons wünscht, der hebe bitte die Hand. Okay, den einen Scrubs-Fan ignorierend lässt sich gut zusammenfassen: Comedy-Serien laufen noch viel eher Gefahr, zu lang zu laufen als Dramen. Wie passend also, das Ende der Serie gleich zu Beginn anzukündigen. Andrew und Zelda werden sich nach acht Monaten trennen, und die Show wird zu Ende sein. Zumindest, wenn wir den Produzenten Glauben schenken.
Die beiden Hauptdarsteller besprühen sich nur so gegenseitig mit Chemie. Cristin Milioti dürfte vielen noch als dieser eine unwichtige Nebencharakter aus How I Met Your Mother bekannt sein, der in der letzten Staffel auftauchte und am Ende im einem Nebensatz für tot erklärt. Schade, denn Tracy McConnell war mit Abstand das Beste, was die Serie in den letzten Staffeln hervorgebracht hatte. Ihr großartiger Sinn für Timing und die Tatsache, dass sie supersüß ist, sind auf jeden Fall gewaltige Pluspunkte. Und Mad Men-Schauspieler Ben Feldman schafft es irgendwie, mit ihrer Liebenswürdigkeit mitzuhalten.
Dazu kommt ein Skript, bei dem
jeder Gag genau sitzt, jedes Flashback genau getimt ist und jede
Erzählsequenz genau durchdacht. Die Pilot-Folge ist eigentlich die, in
der eine Serie noch nicht richtig weiß, wo sie hin soll, nach der sich erst
langsam alles richtig einspielt. In A to Z stimmt bereits alles, bis
auf den letzten Schnitt. Keine Ahnung was da noch kommen soll, aber wenn
es so weitergeht, etwas ganz ganz Großartiges.
Falls ihr
es bis hier unten geschafft habt, habt ihr noch Empfehlungen fürs
Serienjahr 2014? Vielleicht inbesondere aus dem Nicht-US-Raum, den habe
ich leider etwas vernachlässigt. Und wenn ihr noch nichts gesehen habt,
ackert euch einfach durch meine Liste. Oder könnt ihr euch etwa etwas Besseres vorstellen, was ihr Samstagabend machen könntet?