Die Filme des Marvel-Universums im musikalischen Vergleich

24.11.2016 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Die Filme des MCUWalt Disney
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Superhelden-Soundtracks wirken im Nachhinein manchmal wenig erinnerungswürdig. Wir haben das Marvel Cinematic Universe in dieser Hinsicht näher unter die Lupe genommen.

Michael Giacchino, Alan Silvestri & Co.: Sie alle haben schon für Marvel-Filme komponiert. In den Augen einiger bleiben die Kompositionen dieser Filme aber oft hinter ihren Möglichkeiten zurück. Wir zeigen euch, dass es da draußen zwar einige wenig beeindruckende Soundtracks gibt, aber durchaus auch einige Themen oder sogar ganze Scores bestehen, die ihr ein zweites, dritten oder viertes Mal anhören solltet. Außen vor gelassen haben wir in diesem Fall Iron Man 2 und Guardians of the Galaxy, da bei beiden das Augenmerk auf den verwendeten Songs liegt und weniger auf dem symphonischen Score. Trotzdem wollen wir nicht unerwähnt lassen, dass AC/DC und all die Klassiker bei den Guardians zweifelsfrei für zwei der atmosphärischsten musikalischen Untermalungen im Marvel Cinematic Universe (MCU) gesorgt haben.

Einzigartigkeit

Beginnen wir mit den starken Gesamtwerken an Soundtracks: Abgesehen vom Thema Superheld liefern einige Filme des Marvel-Universums einen zusätzlichen Überbegriff, sei es Magie, Mythologie oder Nationalheld. Dieser Tonfall wird nicht in allen Fällen aufgegriffen, klingt aber bei einigen Gesamtstücken deutlich durch und prägt so den gesamten Film. Ganz vorne mit dabei ist hier der Underdog des MCU, Ant-Man. Ant-Man ist kein Bombast-Held, sondern eher der Privatprotagonist eines Heist-Films. Daher greift Christophe Beck bei seiner Komposition auf bewährte Mission: Impossible-Percussion und einen Hauch von John Williams' Indiana Jones-Charme zurück. Mit geschicktem eigenen Drill entsteht ein Soundtrack, der dem Film und Paul Rudd wie angegossen passt.

Michael Giacchinos Musik für Doctor Strange ist ebenfalls durchaus nennenswert. Zwar hat er (vermutlich unbewusst) für das Strange-Thema selbst fast dieselben Harmonien verwendet wie bei der Enterprise in Star Trek. Das Endergebnis lässt jedoch stets passend den exotischen Osten, die äußeren Dimensionen oder den optischen Irrsinn der Kulisse mitschwingen.

Phase 1-Kind Iron Man und Ramin Djawadi sind das dritte Glanzbeispiel für die grandiose Umsetzung in Musik. Der Einsatz von E-Gitarre, computergenerierten Motiven und viel wechselnder Rhythmik kleidet die pure Coolness Tony Starks und Robert Downey Jr.s in ein einzigartiges musikalisches Gewand.

Starke Themen

Manche Soundtracks sind in ihrer Gesamtheit nicht unbedingt stimmig, haben dafür aber starke Einzelthemen. Die Marvelfilme leben von ihren starken Charakteren, emotionalen Momenten und deren musikalischer Umsetzung. An dieser Stelle kranken leider sowohl Der unglaubliche Hulk als auch Iron Man 3 und Marvel's The Avengers 2: Age of Ultron. Allein Ultron wäre Vorlage genug für ein beeindruckendes Thema gewesen, wurde aber von Danny Elfman kaum in Szene gesetzt. Andere Kompositionen jedoch stechen positiv aus dem Einheitsbrei hervor, beispielsweise beim ersten Avengers-Film. Alan Silvestri erschuf mit dem Avengers-Thema und seinem Helicarrier-Track ebenso großartige wie mitreißende Themen. Das Avengers-Thema umfasst die Kraft und Größe des Teams perfekt, vereint das klassische Heldenmotiv rund um Captain America mit dem Mjolnir-Hammerschlag Thors.

Thor überzeugt nicht auf ganzer Linie musikalisch, kann aber einige eindrucksvolle Momente erzeugen. Patrick Doyle greift mit dem Einsatz der Streicher mehr auf Fantasy-Klänge zurück und erinnert ein klein wenig zurück an Howard Shore. Besonders Sons of Odin, das Motiv der beiden vereinten Odinssöhne und der Entschlossenheit Thors, zeugt von Erhabenheit und Macht.

Ein hervorragendes Beispiel hat auch Brian Tyler in Thor 2: The Dark Kingdom geschaffen. Der Soundtrack enthält zwar viel Schlachtenlärm und besitzt keine so ikonischen Kampf-Themen wie die Avengers, schafft aber an den richtigen Stellen Gänsehaut. Genau wie der Film wird die Musik immer dann sehr stark, wenn Loki oder Frigga auf den Plan treten. Loki hat im zweiten Film ein ebenso subtiles wie atmosphärisches Thema erhalten. Spoiler Für Friggas Feuerbestattung dagegen wurde mit Into Eternity vielleicht einer der berührendsten Tracks des gesamten MCU geschaffen Spoiler Ende.

Weiterentwicklung und Neuerfindung

Vier Reihen haben im Marvel-Universum bislang mehrere Teile und daher auch mehrere Soundtracks: Die Avengers, Iron Man, Thor und Captain America. In Thor hielten sich bis auf die großen Motive beide Soundtracks in sehr moderatem Rahmen und blieben thematisch trotz Komponisten-Wechsel recht konstant: So ergab sich eine unauffällige, aber stimmige Weiterentwicklung der Musik. Die Konstanz seiner Thor-Weiterführung konnte Brian Tyler bei Iron Man 3 nicht wiederholen. Wo er bei Thor die Grundstimmung gut übertragen konnte, wurde er Ramin Djawadis Musik aus dem ersten Teil nicht gerecht.

Bei den Avengers verschwanden Alan Silvestris starke Melodien und Harmonien leider in der großen Versenkung der durchschnittlichen Schlachtenmusik. Dabei beweisen zahlreiche Filmreihen, dass ein Komponistenwechsel gut funktionieren kann. Während ein Hans Zimmer aber für Pirates of the Caribbean - Fluch der Karibik 2 dort weitermachte, wo Klaus Badelt aufgehört hatte, konnte der sonst so großartige Elfman nicht von der Vorarbeit Silvestris profitieren.

Eine bemerkenswerte Entwicklung hat dagegen die Captain America-Reihe durchgemacht. Nach den klassischen Heldenmotiven im ersten Teil fand im zweiten Teil ein vollständiger musikalischer Wandel statt. Aus Alan Silvestris bereits maßgeschneidertem Captain America-Motiv wurde in Captain America 2 von Henry Jackman dann nur noch das grobe Harmonien-Grundgerüst überführt.

Statt musikalischem Kriegsheldenepos erhielten wir hier einen simplen, sich stets intensivierenden und pulsierenden Track. So veränderte sich die Musik passend zum Helden: Der Grundgedanke blieb, die Handlungen wurden aber eigenständig und (auch instrumental) in die moderne Zeit überführt. Hinzu kam das beinahe unangenehme, aber genau dadurch geniale Winter Soldier-Thema, das eine Ton gewordene Version der Fremdartigkeit und Automatisierung des besagten Soldaten ist.

In Civil War übernahm Henry Jackman letztendlich seine eigenen Motive und die Ramin Djawadis, um Iron Man und Captain America auch musikalisch aufeinander treffen zu lassen. Mit einer letzten Erinnerung an das Silvestri-Thema legt der Captain dann auch musikalisch seinen Schild nieder.

Welcher Soundtrack des Marvel-Universums gefällt euch am besten?


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