Die Drachen besiegen: Zu jung zum Sterben

20.03.2009 - 08:57 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
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Leukämie mit 17 – Über Moral & Kirche im ARD-Film gestern abend

Der Bayrische Rundfunk wagte sich gestern Abend an ein heikles Thema heran: Was würdest Du tun, wenn Deine 17jährige Tochter an Leukämie erkrankt ist und keiner der Verwandten als Stammzellenspender in Frage kommt? Diese Frage stellte sich der ARD-Film Die Drachen besiegen, den das Erste gestern um 20.15 Uhr ausstrahlte. Der ethisch-moralisch kontroverse Lösungsansatz der Eltern lautete “Präimplantationsdiagnostik”. Durch ein in Deutschland verbotenes Verfahren kann der Mutter so ein In-Vitro-befruchteter Embryo eingeplanzt werden, der mit hoher Wahrscheinlichkeit diejenigen Erbmerkmale trägt, die den Leukämiekranken retten könnten.

Regisseurin Franziska Buch und Drehbuchautorin Rodica Döhnert setzten in Die Drachen besiegen alle Karten auf einen Konflikt, der auch ohne die Position der katholischen Kirche und den durch den katholischen Glauben verschärften Gewissenskonflikt des Vaters schon reichlich brisant gewesen wäre. Das Setting auf dem bayrischen Land verleitete dabei leider nicht dazu, den ethischen Konflikt zu verschärfen, sondern wirkte eher befremdlich (für alle Nicht-Bayern). Da schien das Filmende geradezu befreiend, vermutete man zuvor noch eine glückliche Taufe des neuen Familienmitglieds und anschließenden Kaffeeschmaus mit dem Priester: Anna findet einen familienexternen Spender und die Eltern freuen sich dennoch über einen erneuten Familienzuwachs. Nichtsdestotrotz gelang es den Darstellern – allen voran Amelie Kiefer, die die 17jährige, leukämiekranke, aber lebensbejahende Anna mimte – vortrefflich, die innere Zerrissenheit einer stark traditionellen Familie darzustellen.

Gottesfürchtigkeit hin oder her – das Drama Die Drachen besiegen konnte trotz einiger im Drehbuch verorteter Schwachstellen überzeugen, da es sich einem Thema annahm, welches noch nicht allzu oft Eingang in die deutsche Fernsehlandschaft gefunden hat. Ohne Pathos und Kitsch gelang es dem Film mühelos, auch die rebellische Lust am Leben der jungen Anna in Bilder einzufangen. Nicht auf die Tränendrüse drücken, sondern das Ringen mit einer schweren Krankheit in all ihren Aspekten darzustellen – dieses Konzept ging beim Bayrischen Rundfunk auf und machte den Film insgesamt zu einem sehenswerten Drama. Vielleicht wird es sogar den ein oder anderen dazu verleiten können, sich kostenlos und ohne großen Zeitaufwand als Stammzellenspender registrieren zu lassen.

Informationen zur kostenlose Registrierung bei der Deutschen Knochenmarkspende mittels Wattestäbchen und postalisch.

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